Kiew erwartet vom Westen rasche Antworten auf „Siegesplan“

Selenskyj (l.) traf in Berlin den deutschen Kanzler Scholz © APA/dpa/Michael Kappeler

Die Ukraine erhofft sich nach der Vorstellung ihres „Siegesplans“ im Krieg gegen den Angreifer Russland rasche Zusagen des Westens für die geforderte Militärhilfe. Es gehe hier nicht um Tage, sondern um Stunden, sagte der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, im ukrainischen Fernsehen. „Unsere Partner verstehen die Logik des Plans“, sagte er. Es seien sehr konkrete Schritte der westlichen Partner nötig, um der Ukraine zu helfen.

Das Land ist durch den russischen Truppenvormarsch stark unter Druck. Die Details des vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj beworbenen „Siegesplans“ sind bisher öffentlich nicht bekannt. Laut seinem Büro sollen die Grundzüge aber bald öffentlich gemacht werden. Der Staatschef hatte das Vorhaben jeweils hinter verschlossenen Türen bei seinen Besuchen in Paris, Rom und London mit Staats- und Regierungschefs besprochen.

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Bekannt ist, dass die Ukraine vom Westen eine Freigabe von Langstreckenwaffen für Schläge gegen militärische Ziele weit im russischen Hinterland fordert. Die ukrainische Führung hat immer wieder erklärt, dass es darum gehen müsse, das Militär der Atommacht Russland zu zerstören, damit es nie wieder ein anderes Land angreifen könne. Zudem fordert Kiew eine Einladung für die Ukraine zur NATO-Mitgliedschaft.

Es habe große Aufmerksamkeit für den Plan gegeben, sagte Jermak. Nun brauche es sehr konkrete Zusagen vom Westen. Selenskyj habe neue Verteidigungspakete mitgebracht von seiner Reise, darunter Zusagen für die Lieferung von Flugabwehrsystemen, Investitionen für die ukrainische Eigenproduktion von Drohnen und anderen Waffen.

Seit Anfang August fliege ein russisches Waffenarsenal nach dem anderen in die Luft, berichtete der ukrainische Auslandssender Freedom. Mindestens sechs große Lager seien mit Drohnen getroffen worden. In den Gebieten Twer und Krasnodar seien zwischen 66 und 93 Prozent der Munitionsvorräte vernichtet worden. Allein in dem Arsenal Toropez im Gebiet Twer sollen rund 30.000 Tonnen Munition gelagert gewesen sein. Zerstört worden seien auch Lieferungen aus dem Iran und Nordkorea, hieß es weiter. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

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Selenskyj will mit westlichen Investitionen die Waffenproduktion in der Ukraine deutlich ausbauen. „Unsere industrielle Kapazität erlaubt es uns, weit mehr Drohnen, mehr Granaten und militärische Ausrüstung zu produzieren, als es die finanziellen Möglichkeiten unseres Landes erlauben“, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Der Westen könne das Geld geben, zumal viele Partner mangels eigener Waffen der Ukraine im Moment ansonsten nicht ausreichend helfen könnten.

„Außerdem verfügen einige Partner über spezielle Technologien, die in der Ukraine bereits jetzt eingesetzt werden können“, sagte Selenskyj. Er dankte allen, die bisher schon investiert hätten im Rüstungssektor – besonders bei der Produktion von Drohnen. Bei seinem Besuch in Paris sei über ein neues ukrainisch-französisches Modell gesprochen worden. Dies solle nun auf Ebene der Verteidigungsminister vertieft werden.

Selenskyj hat in dem seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden russischen Angriffskrieg immer wieder erklärt, er wolle die Ukraine zu einem der weltweit größten Waffenproduzenten machen. Um gegen das zahlenmäßig weit überlegene russische Militär bestehen zu können, sind die ukrainischen Streitkräfte auf neue Waffen und Munition ihrer Verbündeten angewiesen.