Vertreter der 32 NATO-Staaten und der Ukraine haben sich in einer außerplanmäßigen Sitzung des NATO-Ukraine-Rats über Erkenntnisse zu einer neuen russischen Mittelstreckenrakete ausgetauscht. Bei den Beratungen auf Botschafterebene ging es nach Angaben aus Bündniskreisen unter anderem darum, welche Abwehrmöglichkeiten es gegen die Waffe gibt.
Im Gespräch sind demnach insbesondere US-Raketenabwehrsysteme vom Typ Patriot und THAAD. Über Letzteres verfügt die Ukraine bisher nicht.
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Die russischen Streitkräfte hatten die experimentelle Mittelstreckenrakete mit dem Namen Oreschnik am Donnerstag erstmals bei einem Angriff auf die ukrainische Großstadt Dnipro verwendet. Russland behauptet, dass sie mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen und nicht abgefangen werden kann. Experten bezweifeln zumindest den zweiten Punkt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Rakete theoretisch auch mit nuklearen Sprengsätzen bestückt werden könnte.
NATO warnt Russland vor falschen Hoffnungen
In einer offiziellen NATO-Erklärung zu den Beratungen heißt es: „Der Angriff, der auf Dnipro zielte, wird als ein weiterer Versuch Russlands angesehen, die Zivilbevölkerung in der Ukraine zu terrorisieren und diejenigen einzuschüchtern, die die Ukraine bei der Verteidigung gegen Russlands illegale und unprovozierte Aggression unterstützen.“ Alliierte hätten während der Sitzung ihre Unterstützung für die Ukraine bekräftigt. Der Einsatz der neuen Waffe werde weder den Verlauf des Konflikts ändern noch NATO-Verbündete davon abhalten, die Ukraine weiter zu unterstützen.
Die Beratungen in Brüssel wurden auf Wunsch der Regierung in Kiew organisiert und vom amtierenden stellvertretenden NATO-Generalsekretär Boris Ruge geleitet. Von ukrainischer Seite berichteten ranghohe Militärs über die Erkenntnisse zu der Rakete.
Der NATO-Ukraine-Rat war zum ersten Mal im vergangenen Jahr beim NATO-Gipfel in Litauen auf Ebene der Staats- und Regierungschefs zusammengekommen. Das neue Gremium wurde für den Austausch in Krisensituationen geschaffen. Zudem soll es eine engere Zusammenarbeit ermöglichen, bis die Voraussetzungen für eine Aufnahme der Ukraine in die NATO erfüllt sind. Zu diesen zählen unter anderem ein Ende des russischen Angriffskrieges und Reformen in der Ukraine. Die nächste Sitzung des Rats soll in der kommenden Woche am Rande eines NATO-Außenministertreffens organisiert werden – dann auf Ministerebene.