SPÖ: Fußi bewarb sich mit Grundsatzrede für Parteivorsitz

Diskussion um Parteichef Babler nimmt nach schwachem Wahlergebnis Fahrt auf

Zunächst muss Fußi erst einmal 14.000 Unterschriften sammeln © APA/HANS KLAUS TECHT

Mit einer Grundsatzrede hat sich der PR-Berater Rudolf Fußi am Mittwoch für den Vorsitz der SPÖ beworben. „Der Zustand meiner Partei ist noch erbärmlicher als der Zustand der Republik“, beschrieb er in einer Pressekonferenz seine Motivation, Unterstützungserklärungen für eine Direktwahl zu sammeln. Dabei kandidiere er aber nicht gegen den derzeitigen Parteichef Andreas Babler, den er als „großen Sozialdemokraten“ bezeichnete – „bei allen Fehlern, die er gemacht hat“.

Um in eine Direktwahl gegen Babler zu gehen, muss Fußi erst einmal 14.000 Unterschriften sammeln. Unterstützungserklärungen kann man ab sofort auf der Website neuerote.at herunter laden. Der PR-Berater machte aber auch klar, dass er Rückendeckung aus der Partei braucht. Er will daher alle roten Landesparteichefs für sich gewinnen. Auch Babler selbst habe er über seine Pläne über Umwege informiert, berichtete Fußi, der dem derzeitigen Parteichef laut eigenem Beteuern nur „helfen“ will.

Lesen Sie auch

Als treibende Kraft für die angestrebte Kandidatur bezeichnete Fußi vor allem den Frust über den grundsätzlichen Zustand seiner Partei. So habe man am Abend der Nationalratswahl jubelnde Menschen in den Parteizentralen – auch bei der SPÖ – gesehen. Vielen sei das eigene Fortkommen wichtiger als der Zustand der Republik. „Ich will verankern, dass die Interessen der Republik über den Interessen der Partei und über den Interessen des Individuums zu stehen haben“, gab er sein Motto aus.

„Ich werde in der Sozialdemokratischen Partei einen neuen Stil einführen“, versprach Fußi, der Bruno Kreisky als sein politisches Vorbild bezeichnete, außerdem. Auf Dirty Campaigning will der Unternehmer „vollends verzichten“, wie er versprach – „und ich weiß wie komisch das aus meinem Munde klingt“. Zudem bat er „alle Menschen um Entschuldigung, die ich in der Vergangenheit beleidigt oder herabgesetzt habe. Und das waren relativ viele“.

Auch inhaltlich hat sich Fußi schon Gedanken gemacht. So will er in den kommenden Wochen „Pläne für ein rot-weiß-rotes Wirtschaftswunder“ vorlegen, die „Teilung der Gesellschaft beenden“, durch ganztägige Kinderbetreuung „hunderttausende Frauen befreien“, die Korruption „ausrotten“ und Klarheit bei Asyl und Migration schaffen. Österreich habe sich bei Letzterem „übernommen“, woran aber nicht Ausländer schuld seien, sondern die Politik.

Dass er – ebenso wie Babler – derzeit kein Interesse an Gesprächen mit der FPÖ hätte, machte Fußi ebenso klar. Solange die Freiheitlichen Menschen gegeneinander aufhetzten und manche Personen dem Nationalsozialismus nachtrauerten, sei eine Zusammenarbeit nicht erwünscht. Als einzigen legitimen Koalitionsverhandler sieht Fußi dennoch Babler („Mit mir braucht jetzt noch niemand zu verhandeln“), sieht aber keine Eile bei möglichen Gesprächen geboten.