Am Dienstag gedachten zahlreiche Ehrengäste, darunter Angehörige und Nachkommen von Opfern, sowie diplomatische Vertreter aus 20 Ländern im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim den Menschen, die hier während der NS-Herrschaft ermordet wurden.
Der 1. Oktober ist historischen Forschungen zufolge das Datum, an dem der sogenannte „Gnadentoderlass“ Adolf Hitlers erlassen und später auf den 1. September rückdatiert wurde. Dieses historische Dokument bot die Grundlage der Euthanasiemorde in Hartheim und fünf weiteren Tötungsanstalten in der NS-Zeit.
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Im Renaissanceschloss Hartheim, das bis März 1940 eine Pflegeeinrichtung für Menschen mit Behinderungen war, wurden zwischen Mai 1940 und November 1944 30.000 Menschen ermordet. 18.000 von ihnen waren Menschen mit Behinderungen, psychischen oder chronischen Krankheiten, 12.000 waren Häftlinge aus Konzentrationslagern, die aufgrund der körperlichen Ausbeutung nicht mehr arbeiten konnten, sowie Zwangsarbeiter.
Die Menschen wurden in einer Gaskammer im Erdgeschoss ermordet und die Leichen anschließend in einem eigens dafür eingebauten Ofen verbrannt. Um möglichst wenig Spuren zu hinterlassen, wurden die Asche und letzte persönliche Gegenstände der Menschen rund um das Schloss am Gelände vergraben. Nach archäologischen Grabungen Anfang der 2000er Jahre wurde die Asche wieder beigesetzt und ein Grabmal errichtet. An diesem Grabmal findet auch die jährliche Gedenkfeier statt.
„Die Gedenkfeier in Schloss Hartheim ist jedes Jahr ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich Oberösterreich zu seiner Verantwortung aus der Geschichte bekennt. Schloss Hartheim ist ein Ort, an dem es darum geht, den ,Wert des Lebens‘ immer wieder neu zu diskutieren und die Menschen – vor allem junge Menschen, für dieses Thema zu gewinnen. Unser Erinnern darf aber niemals erst in der Stunde null, im Jahr 1945 anfangen. Zu unserem Erinnern gehört auch das Bewusstsein, dass unser Land in den Jahren davor vom Nationalsozialismus in den Abgrund des Verbrechens gestoßen wurde. Es ist ein fester Bestandteil der Erinnerungskultur, diesen Abgrund auszuschildern und sichtbar zu machen. Das macht eine gemeinsame Erinnerungskultur so wichtig. Zu ihr gehört der demokratische Grundkonsens der Null-Toleranz gegenüber zerstörerischen Hetzern und Extremisten aller Art“, mahnte Landeshauptmann Thomas Stelzer in seiner Rede.