In der Linzer Atib-Moschee kommt keiner an SPÖ-Wahlwerbung vorbei

Türkischer Verein agiert einmal mehr wie eine rote Vorfeldorganisation

SPÖ-Wahlwerbung wohin das Auge reicht im Eingang zur Linzer Atib-Moschee.
SPÖ-Wahlwerbung wohin das Auge reicht im Eingang zur Linzer Atib-Moschee. © Maurer

„Werbung für politische Parteien ist in der Moschee absolut verboten“, sagt Ahmet Eylan, Obmann der Türkisch-Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit (Atib) in Linz.

Das entspricht auch dem offiziellen Kurs der österreichweit mit 65 Vereinen vertretenen Atib Union. Die der AK-Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan nahestehende Organisation legt Wert auf die Betonung ihrer Überparteilichkeit.

Dennoch: Wenn die Muslime am Freitag zum Gebet in die Atib-Moschee in der Linzer Humboldtstraße strömen, dann kommen sie an Wahlwerbung nicht vorbei. Gleich hinterm Eingang steht rechts ein Tisch mit Flyern der türkisch-stämmigen SPÖ-Gemeinderätin Arzu Büyükkal und roten Buttons mit dem Konterfei von Bürgermeister Klaus Luger. Wer nach links schaut, entgeht nicht dem Büyükkal-Plakat im Schaukasten. Und wer Obmann Eylan im Büro besucht, kann den Büyükkal-Aufkleber am Computer nicht übersehen. Aber: Im Gebetsraum der Moschee gibt es tatsächlich — wie von Eylan versichert — keine SPÖ-Werbung.

SPÖ-Stimmenbringerin

Wirklich überraschend ist die Wahlkampfhilfe türkischer Vereine für die Genossen nicht. Sie hat Tradition. Auch im Wahlkampf 2015 agierte die Linzer Atib-Union quasi als SPÖ-Vorfeldorganisation.

© Maurer
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Ein Atib-Mitglied warb besonders erfolgreich um türkische Stimmen und wurde dafür später mit einem Gemeinderatsmandat belohnt: Arzu Büyükkal erzielte vor sechs Jahren mit 478 Vorzugsstimmen das drittbeste Ergebnis hinter Luger (1686) und dem damaligen SPÖ-Vize Christian Forsterleitner (562). Nach dessen Rücktritt zog Büyükkal in den Gemeinderat ein. Das Debüt war von einigen Misstönen begleitet. Zum einen wegen ihrer Atib-Herkunft, zum anderen wegen eines Fotos, das Büyükkal beim SPÖ-Maiaufmarsch mit einer riesigen türkischen Fahne zeigte. Kritik daran wies sie zurück. Die Atib-Mitgliedschaft habe sie aber schon vor dem Einzug in den Gemeinderat zurückgelegt.

Die alten Bande wirken weiter — unübersehbar im Eingangsbereich der Atib-Moschee. Auch sonst wird in der türkischen Community intensiv für die SPÖ geworben. So kursierte in sozialen Medien ein wie Stimmenkauf wirkendes Angebot: Jede Vorzugsstimme für Büyükkal sollte mit einem Gratisticket für ein türkisches Musikevent belohnt werden. Der Veranstalter betont jedoch, dies sei keine Initiative Büyükkals und man wolle nur die Wahlbeteiligung fördern.

Auch Atib-Obmann Eylan bestreitet SPÖ-Nähe. Andere Parteien könnten ihre Wahlwerbung bei ihm auch auflegen, beteuert er. Man darf gespannt sein, welche Partei ihn am Freitag vor der Wahl beim Wort nimmt …

Von Manfred Maurer