Industrieller und Ex-ÖVP-Chef Josef Taus 91-jährig gestorben

Nach Politik-Ausstieg war Taus in der Wirtschaft erfolgreich © APA/HELMUT FOHRINGER

Der Industrielle und ehemalige ÖVP-Obmann Josef Taus ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das teilte der ehemalige Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl, ein langjähriger Weggefährte von Taus, am Samstag der APA mit. Taus stand von 1975 bis 1979 an der Spitze der ÖVP, nach seiner zweiten gegen Bruno Kreisky (SPÖ) verlorenen Nationalratswahl kehrte er in die Wirtschaft zurück und baute später die Management Trust Holding (MTH) auf.

In seiner langen Karriere war Taus unter anderem Vorstandsvorsitzender der Girozentrale, Aufsichtsratschef der ÖIG (später ÖIAG, jetzt ÖBAG) und geschäftsführender Gesellschafter der Constantia IndustrieverwaltungsgesmbH. Über die MTH sollten vor allem angeschlagene Firmen aufgekauft und saniert werden – mit wechselndem Erfolg. So scheiterte man etwa an der Sanierung des oberösterreichischen Motorradbauers KTM. Nach wie vor Anteile hält die MTH dagegen an der 2002 übernommenen Buch- und Medienkette Libro und dem 2004 erworbenen Büroartikel-Discounter Pagro.

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Zahlreiche Würdigungen

Taus ist nach Claus Raidl und Hannes Androsch der dritte hochrangige Ex-Industriekapitän, der in der vergangenen Woche gestorben ist. „Er war nicht nur eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit, sondern hat auch als Staatssekretär, Parlamentarier und Bundesparteiobmann der ÖVP die Entwicklung unserer Zweiten Republik mitgeprägt und mitgestaltet“, betonte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer der APA übermittelten Stellungnahme. „Er hat Weichenstellungen bewirkt, die Österreich wirtschaftlich und sozial beeinflusst haben, zahlreiche Initiativen werden immer eng mit seinem Namen verbunden bleiben.“

Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer nannte Taus auf X einen „Politiker mit Leidenschaft und hohem Sachverstand, der als Obmann der Volkspartei in einer schwierigen Zeit Verantwortung übernommen hat“. Als Unternehmer sei er höchst erfolgreich gewesen und habe viel für den Wirtschaftsstandort Österreich geleistet. Für Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ) war Taus „eine prägende Persönlichkeit der österreichischen Politik und Wirtschaft, ein Mann von Weitsicht und unermüdlichem Einsatz für unser Land.“

Mit ihm verliere Österreich „einen herausragenden Unternehmer, Politiker und Visionär, der über Jahrzehnte hinweg die Wirtschaft und Gesellschaft unseres Landes positiv geprägt hat“, betonte Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Aussendung. Er sei „ein Vorbild für unternehmerisches Denken und verantwortungsbewusstes Handeln“ gewesen. Grünen-Chef und Beamtenminister Werner Kogler nannte Taus „eine prägende Persönlichkeit, die aus bescheidenen Verhältnissen kommend die Politik und Wirtschaft der Zweiten Republik über Jahrzehnte hinweg mitgestaltet hat“.

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer und sein Generalsekretär Karlheinz Kopf nannten Taus einen „leidenschaftlichen Unternehmer, Visionär und eine prägende Persönlichkeit der Zweiten Republik“. Würdigungen kamen auch aus zahlreichen ÖVP-Landesparteien und -Teilorganisationen sowie von ÖVP-Klubobmann August Wöginger und von Oberösterreichs ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer, der Taus als „einen Architekten unseres Industriestandortes“ bezeichnete.

ORF ändert sein Programm

Der ORF würdigt Taus am Sonntag um 23.10 Uhr in ORF 2 mit der Doku „Josef Taus – Ein Mann gegen Kreisky“, die anlässlich seines 90. Geburtstags entstanden ist. In ORF III ist sie am Dienstag (17. Dezember) um 22.45 Uhr zu sehen.