An der Franz-Jonas-Europaschule in Wien-Floridsdorf feiern Schüler und Lehrer alljährlich das „Fest der Kulturen“ mit zur Amtszeit des namensgebenden Bundespräsidenten (1965-74) unbekannten Trachten, Bräuchen und Speisen aus fernen Ländern.
Über den Verdacht eines missverstandenen Leitkulturbegriffes ist Schuldirektor Christian Klar also erhaben. Umso mehr sollte sein Weckruf Gehör finden, den er mit dem am Freitag erscheinenden Buch „Was ist los in unseren Schulen?“ (Seifert-Verlag) ausstößt. Auf gut 200 Seiten beschreibt der seit 12 Jahren die Mittelschule im 21. Bezirk leitende Oberstudienrat die Realität fernab integrationspolitischer Wunschvorstellungen.
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Polizeieinsatz ist Schulalltag
Man hört und liest ja immer wieder von einschlägigen Problemen, Klar veranschaulicht sie mit einer Vielzahl erlebter Anekdoten aus seiner Praxis und jener von Kollegen. Nicht nur einmal musste der Direktor die Polizei rufen, weil Schüler mit Waffen auftauchten — Pistolen, Schlagringe, Pfefferspray. Es ist schon ein Erfolg, einer Gruppe von Jung-Afghanen das Respektieren des Messerverbotes am Schulgelände abzuringen, aber in den Park gehen die Burschen nicht ohne Messer, weil dort Waffengleichheit mit den Tschetschenen herrschen soll.
„Egal, ich stech Direktor ab“
Zur pädagogischen Herausforderung ebenfalls oft verhaltensauffälliger autochthon-österreichischer Kinder, die in der Jonas-Schule aber nur noch eine Minderheit von zehn Prozent ausmachen, kommt die im bestehenden System ohne grundlegende Reformen unbewältigbare Herkulesaufgabe mit der Klientel aus fremden Kulturkreisen, in denen gewaltsame und extralegale Konfliktregelung üblich sind. So fand der Problemschüler wahrscheinlich nichts dabei, als er seine bevorstehende Versetzung in Klars Schule in der WhatsApp-Gruppe seiner Klasse mit dieser Ankündigung quittierte: „Egal, ich stech Direktor ab.“ Unterstrichen wurde die Drohung mit dem Foto eines Messers, von dem Blut tropft. Da musste Klar wieder einmal die Polizei rufen.
Auch wenn die Bildungsmisere nicht monokausal zu erklären ist, hat der Islam —und zwar die fundamentalistisch bis salafistisch ausgelegte Version — maßgeblichen Anteil daran, was zahlreiche in dem Buch beschriebene Beispiele ebenso eindrucksvoll wie erschreckend illustrieren.
„Vor einigen Jahren noch beschäftigte uns in der Schule, wenn Mädchen plötzlich mit Kopftuch in die Schule kamen, ob sie dies tatsächlich freiwillig tun oder ob sie durch den Vater, den Bruder oder vielleicht jemanden im Bekannten- oder Freundeskreis dazu gezwungen werden. Jetzt stolzieren Mädchen und junge Frauen mit Abaya und Hijab über die Straßen und über die Gänge in den Schulen, motiviert durch Hijab-Influencerinnen in TikTok.“
Manche tragen den Hijab aber auch nur zum Selbstschutz: Nach einem sexuellen Übergriff eines Schülers auf eine Schülerin tragen plötzlich fünf Mädchen in der Klasse Kopftuch. Klar: „Ihre Väter hatten ihnen gesagt, das Kopftuch würde sie vor derartigen Übergriffen schützen.“ Eine wichtige Funktion des Schleiers sei, sich damit als Muslima zu erkennen zu geben, um damit von Muslimen anders behandelt zu werden als nichtmuslimische Frauen und Mädchen, weiß der Direktor und stv. Bezirksvorsteher (ÖVP).
Dschihad statt Schule
Es geht längst nicht mehr nur ums Kopftuch, sondern immer öfter um die Ganzkörperverschleierung. Und manchmal auch um Eltern, die den Einfluss auf ihre Kinder an Salafisten verloren haben. Wie Azizas vor den Taliban aus Afghanistan geflohener Vater, der aus allen Wolken gefallen war, als ihn der Schuldirektor kontaktierte, weil die Tochter plötzlich vollverschleiert zum Unterricht gekommen war.
Daheim trug die in einer Wiener Moschee radikalisierte Aziza keinen Schleier. Ihren ebenfalls einschlägig hirngewaschenen Bruder konnte der Vater gerade noch davon abhalten, nach Syrien in den Dschihad für den Islamischen Staat (IS) zu ziehen. Einem anderen Vater eines Schülers der Jonas-Schule gelang das nicht.
Zerbrochenes Kruzifix, bespuckte Bibel
Dschihad, worunter Muslime nicht nur Krieg, sondern jede Anstrengung für den Glauben verstehen, findet auch in der Schule statt. Das von einem Schüler zerbrochene Kruzifix oder die zerrissen und bespuckt im Mistkübel gelandete Bibel der orthodoxen Religionslehrerin oder die nach einem Referat über islamistischen Terror in der Pause von 50 Mitschülern wegen Beleidigung des Propheten Mohammed beschimpfte und bedrohte Katalyna sind vielleicht extreme Einzelfälle, doch der Islamismus sickert immer tiefer in den Schulalltag.
Wie in den meisten Schulen werden auch hier in Floridsdorf Geburtstage gefeiert. Aber nicht alle. Klar: „In den letzten Jahren kommt es immer öfter vor, dass einzelne Kinder diese Gewohnheit verweigern.“ Eine Mutter lieferte diese Begründung: „Der Geburtstag des Propheten wird auch nicht gefeiert. Er ist unser Vorbild“ Es gibt aber auch das Bestreben, andere vom unislamischen Feiern abzuhalten.
Lehrkräfte reagieren unterschiedlich: In einer Klasse scheitern Versuche, Geburtstagsfeiern zu stören oder ganz abzuschaffen, am Widerstand des Klassenvorstandes. In anderen Klassen läuft es, schreibt Klar, anders: „Es gibt keinen Widerstand der Lehrpersonen, sondern der Geburtstagskalender und die kleinen Feiern hören still und leise auf.“
Umso stärker sind Bemühungen, islamische Feste im Schulalltag zu verankern. Forderungen nach „Halal“-Essen, Gebetsräumen, und Rücksichtnahme auf Gebetszeiten seinen „fast schon Alltag“. Noch gelinge es zumindest teilweise, so Klar, „die Forderungen zurückzuweisen, aber sie werden lauter, sie werden massiver, sie werden intensiver.“
„Haram“-Hysterie
Schweinefleisch gibt es in der Schulkantine ohnehin längst nicht mehr, was freilich nicht verhindert, dass beim Schulpicknick die Putenextra in der Wurstsemmel „Haram“-Alarm auslöst. „Haram“ ist alles, was im Islam verboten ist. Putenwurst ist zwar erlaubt („Halal“), aber den von Influencern instruierten Kindern ist auch Putenextra verdächtig: „Letztlich nimmt kein Kind das Lunchpaket und hungert lieber. Auch die nichtislamischen Kinder wagen es nicht mehr zuzugreifen.“
Konvertieren oder gemobbt werden
Der Gruppendruck kann dort, wo Muslime bereits in der Mehrheit sind, durchaus dramatische Auswirkungen haben. Klar schildert den Fall eines ihm aus verlässlicher Quelle zugetragenen Falles an einer Wiener AHS: Martin wird von Klassenkollegen gemobbt und gehänselt. Im Ramadan bieten ihm die Burschen an, zum Islam zu konvertieren. Als Muslim wäre er dann einer von ihnen, und sie würden ihn nicht mehr quälen. Martin spricht das Glaubensbekenntnis und konvertiert so zum Islam…
„Der Islam ist tatsächlich allgegenwärtig in der Schule, er macht nicht einmal vor den Tischmanieren Halt“, schreibt Klar, der im Speisesaal dem Prinzip „Gabel in die linke Hand, Messer in die rechte Hand!“ zum Durchbruch verhelfen will. Ein Schüler klärt ihn auf, dass Muslime die „schmutzige“ Linke nicht zum Mund führen dürfen. Und auch keinen in Regenbogenfarben gemalten Fußgängerübergang betreten dürfen: „Wir gehen nicht über einen schwulen Übergang.“
„Kauft nicht bei Juden“
Nicht erst seit dem Hamas-Überfall auf Israel vor bald zehn Monaten, aber seither noch mehr macht sich Antisemitismus in den Schulen bemerkbar. Klar schildert das Erlebnis einer befreundeten Volksschuldirektorin, die für ein Schulfest Frankfurter Würstel — natürlich aus Pute — eingekauft, aber die Semmerl dazu vergessen hatte. Sie glaubt, eine bekopftuchte Mutter einfach ersuchen zu können, das Gebäck im benachbarten Supermarkt zu holen. Tatsächlich macht die Besorgung aber deren Mann, weil sich dieser — da kein Kopftuch — für nicht sofort als Muslim erkennbar hält. Warum ihm das wichtig ist? Das Geschäft gehört einer jüdischen Familie, bei der Muslime eigentlich nichts kaufen dürfen…
Was tun gegen diesen Trend?
Was sich in den Schulen abspielt, wirkt weit in die Gesellschaft hinein. Denn, so Klar: „Aus den Trends und Veränderungen in den Grundhaltungen, die wir in den Schulen beobachten, können wir auch Auswirkungen auf die Gesellschaft der Zukunft ableiten.“ Der Direktor macht sich aufgrund seiner Beobachtungen Sorgen und zitiert den renommierten Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff: „Die Kinder von heute werden nicht arbeitsfähig sein, wenn wir nicht sofort gegensteuern.“
Doch die Möglichkeiten der Schule, bei all diesen Entwicklungen gegenzusteuern, verringerten sich immer mehr, schreibt Klar und hat klare Vorstellungen, wie Gegensteuern ginge. „Wir brauchen klare Regeln und Sanktionsmöglichkeiten gegenüber jenen, die sich nicht an diese Regeln halten wollen.“
Rote Karte für „Systemsprenger“
Für „Systemsprenger“ sollte es auch in der Schule so wie im Sport für extreme Nichteinhaltung der Regeln die rote Karte geben. Das Schulsystem müsse jenen, die verhindern, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler friedlich und freudvoll miteinander lernen und Schule positiv und angstfrei erleben können, einen alternativen Lernraum bieten.
Das Recht auf Bildung in der Regelschule habe Grenzen. Man müsse spezielle Klassen und Schulen für solche Problemfälle überlegen, fordert Klar. Auch für sogenannte „überaltrige“ Jugendliche, welche eigentlich zu alt für ihre Schulstufe und durch problematisches Verhalten das Schulsystem stören, „braucht es eine Lösung außerhalb der Regelklassen.“ Klar: „Das Werben bei den Opfern um Verständnis für die Täterinnen und Täter muss ein Ende haben.“
Ansteckende Sprachprobleme
Nicht immer geht es um physische oder psychische Gewalt, wenn Schüler Opfer werden. Und nicht immer trifft die „Täter“ eine Schuld. Doch Probleme können auch ansteckend sein, wie etwa im Sprachbereich. Da immer weniger Schüler Deutsch als Muttersprache haben, verkümmert die Sprachentwicklung einheimische Kinder. „Wir gehen Kino“, hörte der Herr Direktor auch schon von österreichischen Kindern. Deutsch sollte daher, so Klar, „im gesamten Schulbereich, auch in den Pausen, die gemeinsame Sprache sein“.
Sein Buch wiederum sollte Pflichtlektüre sein für zur Verharmlosung der Integrationsproblematik neigende Migrationsromatiker. Es bietet neben der ungeschönten Realitätsbeschreibung aus erster Hand vor allem viel Stoff für die Debatte über dringendst erforderliche Maßnahmen zum Schutz des nicht nur in Floridsdorf an einem Kipppunkt stehenden Schulklimas. Der Autor jedenfalls hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: „Die Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft, aber auch ein Ort, an dem man noch steuern kann, wenn man den Mut hat, für seine Haltung einzutreten, statt verzweifelt aufzugeben.“
Von Manfred Maurer