OÖ. Frauenstrategie wirkt, hat aber noch Luft nach oben

Gerlinde Stöbich, Paul Eiselsberg, LH-Stv.in Christine Haberlander, Beate Zechmeister und Irene Maria Walter.
Gerlinde Stöbich, Paul Eiselsberg, LH-Stv.in Christine Haberlander, Beate Zechmeister und Irene Maria Walter. © LandOÖ/Sternberger

Durchwegs positiv fällt der Gelichstellungsbericht 2024 zur OÖ. Frauenstrategie aus. Einiges habe sich verbessert und gehe in die richtig Richtung, so Frauenlandesrätin LH-Stv, trotzdem sei noch „Luft nach oben“, so Frauenlandesrätin LH-Stv. Christine Haberlander (ÖVP) bei der Präsentation am Mittwoch.

Aus Sicht von Expertinnen sollten einige Maßnahmen priorisiert werden, da sie eine besondere Hebelwirkung für die Verbesserung der Gleichstellung von Frauen und Männern haben.

Lesen Sie auch

Die Frauenstrategie „Frauen.Leben 2030“ wurde vor sechs Jahren von der Oö. Landesregierung einstimmig beschlossen. Sie umfasst acht Handlungsfelder mit mehr als 100 Maßnahmen, darunter etwa Beruf und finanzielle Absicherung, Familie und Kinderbetreuung, Frauen in der Wissenswelt, Frauen im ländlichen Raum, bis hin zu Frauen und Gesundheit, Wertschätzung und Frauensolidarität, Gewaltprävention und Gewaltschutz. Begleitet wird die Strategie von einer jährlichen Evaluierung samt Umfrage.

„Fortschritt für Frauen ist Fortschritt für die gesamte Gesellschaft. Die positive Resonanz und die nachgewiesenen Verbesserungen in Bereichen wie Gesundheit, den Schlüsselpositionen, den Medien und der Wissenschaft zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind! Klar ist aber auch: Es gibt viele Ressort- und Gestaltungsbereiche und in vielen Bereichen ist noch vieles zu tun“, betont Haberlander. Besonders viel Luft nach oben gäbe es im Bereich der beruflichen und finanziellen Gleichstellung von Männern und Frauen.

„Der aktuelle Bericht bietet der Politik (…) eine gute Basis, um Entscheidungen im Bereich der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern zu treffen. Er gibt Auskunft über den aktuellen Ist-Stand der festgelegten Handlungsfelder, und auf Basis dieser Datengrundlage ist es möglich, Trends herauszulesen und zu analysieren, Umstände zu beurteilen und Lösungen spezifisch zu erarbeiten“, so Beate Zechmeister, die Leiterin des Frauenreferates des Landes OÖ.

Hohe Zufriedenheit bei Frauen

Anfang Jänner wurden durch das IMAS-Meinungsforschungsinstitut in Oberösterreich 300 Frauen zwischen 16 und 65 Jahren und 200 Männer im Alter von 16 bis 65 Jahren über ihre Ansichten zur Lage der Frauen und ihre Zukunftsvisionen der Frauenpolitik in Oberösterreich befragt. „Die oberösterreichischen Frauen strahlen eine hohe Zufriedenheit mit ihrer Lebenssituation aus, drei Viertel geben an, dass es ihnen sehr wichtig ist, ein selbstständiges und unabhängiges Leben zu führen“, erklärt Paul Eiselsberg von IMAS.

Weiters würden aber auch flexible Arbeitszeitmodelle, die Attraktivierung des Pensionssplittings, die Ausrichtung der medizinischen Versorgung für Frauen und die Verbesserung der Frauen am Arbeitsmarkt im Vergleich zu Männern häufig genannt. „Der Eindruck der Verbesserung in den Handlungsfeldern überwiegt in allen abgefragten Bereichen im Vergleich zur Verschlechterung. Wichtig ist zu erwähnen, dass zwei von fünf oberösterreichischen Frauen von einer negativen Auswirkung der aktuellen Krisen auf die Gleichstellung von Frauen und Männern in Beruf, Familie und Gesellschaft ausgehen“, so Eiselsberg.

„Die bisherigen Evaluierungen 2021 und 2024 zeigen positive Entwicklungen, wenn auch die definierten Indikatoren und Kennzahlen nur leichte Veränderungen erkennen lassen. Künftig wünsche ich mir vor allem ein eindeutiges und klares Bekenntnis aller politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zur Frauenstrategie 2030. Es ist unerlässlich, dass erkennbare Priorisierungen und Erfolge noch stärker an sämtliche Stakeholder kommuniziert und eingefordert werden“, erklärt Expertin Gerlinde Stöbich.

Forciert werden sollten aus ihrer Sicht die Förderung von Frauenprojekten auch in anderen Ressorts der Oö. Landesregierung, Maßnahmen zur Verringerung des Einkommens- und Pensionsunterschiedes, Bessere Integration von zugezogenen Frauen in der Arbeitswelt und Gesellschaft, ein weiterer Ausbau der Kinderbetreuung sowie Gewaltschutz und Gewaltprävention sicherzustellen.

Mehr Rückhalt in den anderen Ressorts wünscht sich auch die Grüne Frauensprecherin LAbg. Dagmar Engl in einer Reaktion zum Gleichstellungsbericht: „Frauenpolitik betrifft nahezu alle Lebensbereiche und ist daher nicht nur Aufgabe des Frauenressorts. Um die Frauenstrategie zu einem wirklichen Erfolg zu machen, muss da von den anderen Stellen noch deutlich mehr kommen.“