VOLKSBLATT: Welches Resümee ziehen Sie über das Wintersemester, hat sich das Studium unter Corona normalisiert?
REKTOR LUKAS: Die JKU war insgesamt drei Semester fast vollständig im Distance Learning. Das Wintersemester 2021/22 konnten wir dann in Präsenz starten, unter anderem auch dank eines umfangreichen Sicherheitskonzeptes. Dennoch war immer klar, dass die Gesundheit aller Uni-Angehörigen oberste Priorität hat und wir die Situation genau beobachten müssen.
Die Rückkehr zum Distance Learning im November war dann eine logische Reaktion auf die steigenden Infektionszahlen und den Lockdown in Oberösterreich. Ich denke, dass sich mittlerweile sowohl unser Sicherheitskonzept als auch unsere digitale bzw. hybride Form der Wissensvermittlung sehr bewährt und etabliert haben — vor allem dank des Engagements und der Flexibilität unserer Lehrenden und Studierenden.
Für das Sommersemester wollen die Unis zum Präsenzbetrieb zurück. Was wird an der JKU gelten – 2G, 2,5G, 3G?
Es ist das erklärte Ziel der JKU, mit dem Start des Sommersemesters am 7. März zum vollständigen Präsenzunterricht bzw. zu Präsenzprüfungen zurückzukehren. Natürlich kann uns auch hier das Infektionsgeschehen wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Die bereits im Wintersemester gültigen und bewährten Sicherheitsbestimmungen — also 2,5 G und FFP2-Maskenpflicht — werden aus jetziger Sicht weitergeführt.
Rechnen Sie mit „Long-Covid“ auf den Universitäten?
Ob und welche Auswirkungen die Pandemie langfristig auf den akademischen Betrieb haben wird, bleibt abzuwarten. Aufgrund der sehr hohen Impfquote unserer Studierenden rechnen wir mit einer weitgehenden Normalisierung ab dem Sommersemester, wenngleich uns die letzten beiden Jahre gelehrt haben, dass sich die Infektionslage rasch ändern kann. Klar ist, dass durch die derzeit hohen Infektionszahlen verschiedene Abteilungen Ausfälle verkraften müssen. Hier erleben wir aber auch beeindruckendes Engagement und Improvisationsgeist. Auch jetzt ist der Betrieb weder in der Lehre noch in der Verwaltung gefährdet. Da möchte ich namens des Rektorats ausdrücklich allen Mitarbeiter*innen herzlichen danken. Sowohl das wissenschaftliche als auch das Verwaltungspersonal leistet wirklich großartige Arbeit unter schwierigen Umständen.
Was wird auf der JKU bleiben, wie hybrid ist die akademische Ausbildung der Zukunft?
In einer Universität geht es nicht nur um Wissensvermittlung. Der persönliche Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden und auch der präsente Austausch zwischen den Studierenden ist zentral für unseren Bildungsauftrag. Dieses Feedback bekommen wir auch immer wieder von unseren Studierenden. Dennoch sind, gerade mit Blick auf berufstätige oder internationale Studierende, hybride oder digitale Formen der Wissensvermittlung nicht mehr wegzudenken. Es wird daher auch in Zukunft Angebote dieser Art an der JKU geben. Im Kern sind und bleiben wir aber eine Präsenzuniversität. Bei einem überwiegend virtuellen Lehrangebot würde viel verloren gehen.
Die Leistungsvereinbarungen sind unter Dach und Fach, zufrieden mit dem Ergebnis?
Die Rahmenbedingungen waren diesmal noch fordernder als bei den letzten Verhandlungen. Einerseits war der Spielraum beim bundesweiten Universitätenbudget knapper und andererseits haben natürlich angesichts einer Medizinischen Fakultät im Aufbau und einer TU OÖ in Planung auch Standortthemen eine Rolle gespielt. Umso wichtiger war es mir, dass der JKU auch jenseits dieser bedeutenden Projekte eine weitere Perspektive eröffnet wird. Das ist uns nach intensiven Verhandlungen im guten Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gelungen. Die Leistungsvereinbarung 2022-2024 hat ein solides Fundament für die JKU geschaffen.
Sie werden sich wohl den Campus mit der TU teilen müssen. Kann man schon skizzieren, wie das ausschauen könnte?
Die JKU wird den Aufbau der TU nach Kräften unterstützen. Wie sich das konkret ausgestaltet und inwieweit man Kapazitäten der JKU, auf Basis entsprechender Kooperationsvereinbarungen, in Anspruch nimmt, werden wir in guten Gesprächen mit dem Wissenschaftsministerium und den Gründungsorganen der TU OÖ klären.
Die Linzer Uni hat jetzt schon einen Technik-Schwerpunkt, wie kann man vermeiden, dass es zu Doppelgleisigkeiten und zu sinnloser Konkurrenz mit der TU kommt?
Es ist erfreulich, dass die Formel „Zwei Universitäten, ein Campus“ auch die Politik überzeugt hat. Mit der Entscheidung, die neue TU OÖ am Campus der JKU zu errichten, gibt es nun besten Voraussetzungen, die Synergien zwischen TU und JKU optimal zu nutzen. Man denke nur an gemeinsame Studien, universitätsübergreifende Forschung, gemeinsam genutzte Infrastruktur und einheitliche Verwaltungsstrukturen. Die beiden Universitäten werden sich – bei aller Selbstständigkeit – ideal ergänzen. Und Linz wird als Universitätsstadt noch wesentlich attraktiver.
Die Fragen an JKU-Rektor MEINHARD LUKAS stellte Herbert Schicho