Steirischer FPÖ-Wahlkampfauftakt mit Kickl in Hartberg

Die John Otti Band spielte auf © APA/ERWIN SCHERIAU

Die steirische FPÖ ist am Sonntag beim Frühschoppen im oststeirischen Hartberg mit den Klängen von „Sierra Madre“ in den Wahlkampf für die Landtagswahl am 24. November gestartet. Nach dem Wahlerfolg der Freiheitlichen bei der Nationalratswahl vor einer Woche strömten schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn viele Besucherinnen und Besucher auf das Oktoberfestgelände, um Wahlsieger Herbert Kickl zu sehen. Er gab sich auf der Bühne entspannt und gelassen.

Der blaue Bundesparteiobmann schritt zu „Herbert“-Rufen ans Rednerpult und dankte zunächst den Wählerinnen und Wählern für das Ergebnis der Nationalratswahl. Er scherzte, dass er schon „Entzugserscheinungen“ habe und ihm „Beate, Andreas, Werner und Karl“ fehlen würden. Im Nachsatz meinte er, dass das keine Sekunde der Fall sei: „Ich bin sehr froh euch heute als Gegenüber zu haben.“

Lesen Sie auch

Kickl sprach mit gemäßigteren Worten als noch in den Wochen zuvor. Die „Wände in den Parteizentralen von Schwarz und Rot“ würden wackeln, angesichts der „bärenstarken“ freiheitlichen Partei. „Die blaue Welle der Freiheit und des Erfolgs rollt und rollt und rollt“, sagte er. Kommendes Wochenende werde sie bei der Landtagswahl in Vorarlberg ankommen, am 24. November dann beim steirischen Urnengang. Anfang 2025 wird auch im Burgenland gewählt. Kickl sehe schon, wie sich die Nachbarn „Landeshauptmann Mario Kunasek und Landeshauptmann Norbert Hofer“ begrüßen werden.

Noch müsse Kunasek aber „ein paar Wochen die Welle bei kaltem Wind reiten“, aber am Ende werde er als Sieger dastehen. Kunasek habe „das Herz am rechten Fleck“. Kickl indessen will sich nun umstellen, denn er habe von der Wählerschaft eine „riesengroße Wolke“ als Auftrag mitbekommen. Es gelte den Wunsch der Wähler umzusetzen und „das blaue Wunder zu einem rot-weiß-roten Wunder“ zu machen.

Der Bundesparteiobmann warnte vor einer „Koalition der Verlierer“, die um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen würde. „Diesen Plan werden wir durchkreuzen“, so Kickl. Er wolle nicht über diese „Stolperdrähte“ fallen und in den kommenden Wochen „ehrlich verhandeln, ohne Hinterzimmer und ohne schmutzige Tricks“.

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Erst nach Kickl, der wieder nach Wien zurück musste, war Kunasek am Wort, der am 24. November als Spitzenkandidat für die Freiheitlichen zur Wahl stehen wird und als „künftiger steirischer Landeshauptmann“ auf die Bühne gebeten wurde. Er meinte – mit etwas lauterer Stimme als sonst: „Wir haben am letzten Sonntag freiheitliche Geschichte geschrieben.“ Wir müssen aber auch mit dem Ergebnis richtig umgehen, weil es ein riesengroßer Vertrauensvorschuss ist.„

“Wir starten mit dem heutigen Tag in die Landtagswahl mit einem Stimmekonto von null. Wir beginnen mit dem heutigen Tag mit dem Kampf um die Steiermark, um die Burg“, sagte er beinahe martialisch. Mit Blick auf die Landespolitik der vergangenen Jahre könnten „einem ja die Füße einschlafen“. Lösungen würden fehlen.

In seiner Rede sprach er von Heimat und Freiheit, aber die müsse man sich auch erarbeiten: „Dazu braucht es Leistung und Leistung muss sich wieder lohnen.“ Diese Werte müsse man auch der nächsten Generation weitergeben, „nicht nur Work-Life-Balance und unbegrenztes Datenvolumen am Handy.“ Kunasek bemühte sich möglichst viele Wählergruppen anzusprechen: Unternehmer, Arbeitnehmer, Familien, Mütter, Väter, aber auch die ältere Generation. „Es ist nicht auszuhalten, dass Pensionisten zu Bittstellern gemacht werden.“

Der FPÖ-Spitzenkandidat kritisierte, dass vieles „in die völlig falsche Richtung“ gehen würde. „Da kommen angeblich Schutzsuchende, die noch keinen Tag eingezahlt haben und oftmals nicht einmal bereit sind zu arbeiten. Da muss man ganz klar sagen: Sozialleistungen ja, aber für unsere Leute, für die Österreicher“, damit die wieder auf die Beine kommen würden. „Das Boot ist voll, keine weitere Zuwanderung aus dem islamischen Bereich mehr“, unterstrich Kunasek. Am Ende seiner fast 40 Minuten dauernden Rede wies er noch auf Gutscheine für Freigetränke hin und es wurde mit geschwenkten Fahnen die steirische Landeshymne angespielt.

Schon vor dem Einlass um 9.30 Uhr hatte sich vor dem Festzelt eine Menschenschlange gebildet. Viele der Besucher trugen Lederhose sowie blaue Jacken oder Pullover. Zum Start und zum Stimmung machen um 10.00 Uhr spielte die John Otti Band auf und lockte gleich mit dem ersten Lied die Gäste „auf die Bänke“. Rot-weiß-rote und weiß-grüne Fahnen wurden geschwenkt, während an der Bar „zwa bitte“ bestellt wurden – ganz selbstverständlich wurden um 9.30 Uhr daraufhin zwei große Bier gebracht.

Ins Publikum mischten sich unter anderem Norbert Hofer, der ja aus dem nur wenige Kilometer entfernten Pinkafeld im Burgenland kommt, sowie die ehemaligen FPÖ-Politiker Peter Westenthaler und Gerald Grosz.

Begrüßt wurden die Besucher mit Lebkuchenherzen mit blauen Verzierungen. Darauf zu lesen war: „Heimat im Herzen. Mario Kunasek“. Auf den Tafeln, die die Zuschauer in die Höhe hielten, stand „Jetzt geht’s um die Steiermark“ und „Bodenständig, mutig, steirisch“.

Um Punkt 11.00 Uhr waren Kickl, Kunasek und Hermann zusammen mit weiteren FPÖ-Abgeordneten zu einem Lied aus dem Film „Fluch der Karibik“ eingezogen. Begleitet wurden sie von frenetischem Jubel der Besucher im vollen Festzelt.

Die FPÖ hat am vergangenen Sonntag bei der Nationalratswahl mit 32,2 Prozent der Stimmen in der Steiermark klar den ersten Platz vor der ÖVP geholt (27,0 Prozent). Besonders stark waren die Blauen dabei im ansonsten „schwarzen Kernland“ Oststeiermark. Seit einigen Jahren schon wird beim traditionellen Hartberger Oktoberfest ein FPÖ-Frühschoppen gefeiert.