Wie die Sozialdemokratie mit Islam-Fundis aller Art liebäugelt

Freundschaft! Milli-Görüs-Funktionäre posten auf Facebook gern Fotos mit Bürgermeister Luger, weil das gesellschaftliche Akzeptanz signalisiert. Im Bild Luger mit Alif-Chef Resul Koca (r.) und Alif-Funktionäre Murat Baser (l.) © Facebook (Screenshot)

Die Auseinandersetzung um das nach massiven Protesten am Freitag abgesagte Treffen des Milli-Görüs-Ablegers Austria Linz Islamische Föderation (Alif) im Linzer Rathaus wirft ein Schlaglicht auf die Verschränkung fundamentalistischer Gruppen mit der Sozialdemokratie.

Rotes Faible für Fundis

Nicht nur in Linz pflegt die SPÖ ein Naheverhältnis zu islamischen Vereinen. Per se ist das nur positiv. Wie sonst soll Integration funktionieren, wenn nicht über Kontakte zwischen Politikern und Institutionen mit Migrationshintergrund. Im Fall der SPÖ sticht jedoch ein Faible für fundamentalistische Vereine ins Auge.

Der geringe Organisationsgrad säkularer Muslime mag Teil der Erklärung sein. Die Fundis sind oft einzig greifbarer Ansprechpartner. Doch kann man freundschaftliche Kontakte pflegen, wenn man es mit Gruppen zu tun hat, deren Ansichten — etwa in Frauenfragen — nicht mit dem hiesigen Wertekanon zusammenpassen?

Die SPÖ kann. Indem sie nicht genau hinschaut. In Wels etwa kandidierte 2015 ein Religionslehrer für den Gemeinderat. Er war nicht nur in der SPÖ aktiv, sondern zugleich Chef der Saadet-Partei Linz, einem türkisch-islamistischen Milli-Görüs-Ableger.

Erst als ein von ihm geteiltes Dschihad-Video aufflog, trennte sich die SPÖ von dem mittlerweile wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation verurteilten Ex-Lehrer, der bei Wahlen der Islamischen Glaubensgemeinschaft auch für die Alif kandidiert hatte. Alif hat sich nie von ihm distanziert.

In Freistadt stellt Alif mit ihrem Jugendreferenten Ibrahim Cansiz einen SPÖ-Gemeinderat. Dieser war bisher unauffällig, repräsentiert aber eine Organisation, von der Polizeidirektor Andreas Pilsl sagt: „Milli Görüs zählen wir zum politischen Islam, sehr fundamentalistisch ausgerichtet, wo man halt auch dazu neigt, die Scharia über unsere Gesetze zu stellen.“

Muslimische Brüder

Die Wiener SPÖ dient sich nicht nur Erdogan-Freunden unter den Türken an, sie fischt auch im Teich der Arabischstämmigen. Als Angler fungiert der SPÖ-Kandidat Omar Al-Rawi, der sich gerade auf Facebook für die erhaltene Unterstützung bedankt hat. Unter anderen bei Ibrahim Roma Ali, einem in Wien lebenden Ägypter aus Alexandria.

Roma Ali tut, was Freunde oder Mitglieder der Muslimbruderschaft selten tun – sich bekennen. Mittwochabend schrieb er in sein von SPÖ-Werbung überquellendes Facebook-Profil, dieses: „Gott schütze die Bruderschaft, ihre Männer und Frauen, und möge deren Märtyrer annehmen.“

Da auf Arabisch gepostet, ist Genauigkeit beim Übersetzen geboten. Muslime nennen einander gern Bruder, ohne deshalb Muslimbrüder zu sein. Roma Ali aber verwendete den Begriff „Jama’a al-Ikhwan“ — das bedeutet Muslimbruderschaft.

Interessant auch ein zumindest zweideutiges Posting vom 6. Oktober: Da erbittet Roma Ali Gottes Gnade für die „Märtyrer und Helden des Oktober“. Der 6. Oktober ist für Ägypten ein doppelt historisches Datum. 1973 brach Präsident Anwar el Sadat mit Hilfe Syriens den Jom-Kippur-Krieg gegen Israel vom Zaun. 1981 wurde Sadat an diesem Tag von Muslimbrüdern erschossen, weil die ihm den Friedensschluss mit Israel in Camp David (1979) nie verziehen haben. In der Märtyrer-Fürbitte steht auch: „Gottes Fluch über Camp David“. Das haben sich auch die Sadat-Mörder gedacht. Wenn Roma Ali das nicht so gemeint haben sollte, dann ist das Posting eine Reminiszenz an die Kriegstreiber von 1973.

Bei so einem „Pazifisten“ bedankt sich SPÖ-Kandidat Al-Rawi für die Unterstützung…

Von Manfred Maurer