Ausgerechnet Deutschland zerstörte den Traum von Österreichs Herren, am Stockholmer Finalwochenende der Handball-EM um Platz fünf zu spielen. Das darf nach dem deutlichen 34:22 (16:13)-Erfolg fix die DHB-Mannschaft. Für Österreich geht es am Mittwoch (18.15/live ORF 1) gegen Weißrussland im letzten Spiel der Hauptrunde um den ersten Sieg und Gruppenplatz vier, was in der Endabrechnung Rang sieben oder acht ergeben würde – das beste Ergebnis bei einem Großereignis überhaupt. Teamchef Ales Pajovic blieb trotz des Debakels gewohnt ruhig: „Es ist wichtig, dass wir eine Mannschaft bleiben. Wir machen jetzt kein Chaos wegen einer Niederlage.“ Nachsatz: „Wir können einmal ein Spiel schlecht spielen. Ich bin sicher, dass wir gegen Weißrussland wieder voll motiviert herauskommen.“
Wieder nur eine Halbzeit auf Augenhöhe
Die Hoffnung auf eine Sensation war vor dem Match aber groß wie nie, blieb Deutschland doch weit hinter den Erwartungen. Auf der Tribüne merkte man das nicht, denn auch wenn die deutschen Fans unzufrieden mit den Leistungen ihres Teams im Verlauf der EURO waren und sogar einige versuchten, ihre Tickets vor der Wiener Stadthalle noch loszuwerden – nicht nur auf dem Feld wurde intensiv um die Vorherrschaft gekämpft, sondern auch auf den Rängen. Gänsehaut-Stimmung pur! Und die gut 9000 Fans, unter ihnen auch Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen, sahen von Beginn weg ein rasantes Nachbarschafts-Duell.
Erster Angriff – 1:0 für Österreich durch Deutschland-Legionär Nikola Bilyk, die Anfangsphase gehörte den EM-Gastgebern (und Keeper Thomas Eichberger/5 Paraden). Deutschland drehte den Spieß erst in Minute 21 um. Das 11:10 durch Jannik Kohlbacher gab dem Spiel die Wende, das ÖHB-Team produzierte danach zu viele Eigenfehler und scheiterte zudem immer wieder an DHB-Keeper Johannes Keeper. Bezeichnend: Routinier Robert Weber vergab einen Siebenmeter, traf wenig später nur die Stange. Mit einigem Bauchweh stand es zur Halbzeit „nur“ 13:16. Das Publikum verabschiedete beide Teams mit Standing Ovations in die Kabinen.
Spiel und Fairplay-Preis gewonnen
Aus selbiger kam Deutschland mit mehr Schwung, baute den Vorsprung mit einem 3:0-Lauf vorentscheidend aus, Österreich kam nicht mehr ins Spiel, schlitterte in ein ganz bitteres 22:34-Debakel. Während einige ÖHB-Fans die Halle vorzeitig verließen, hatten die DHB-Anhänger ihr Team wieder ganz lieb.
Und auch die Szene des Spiels gehörte Deutschland: Beim Spielstand von 11:13 aus rot-weiß-roter Sicht verfehlte ein Wurf aus dem Rückraum das deutsche Tor, die Schiedsrichter entschieden erst auf Abwurf, dann doch auf Ballbesitz für Österreich, weil Hendrik Pekeler eine Berührung zugab – Applaus für so viel Fairness. Die allerdings fast ins Auge ging, denn Robert Weber „bestrafte“ die Aktion mit dem 12:13, nach einem DHB-Fehlwurf vergab Daniel Dicker den Ausgleich.
EM-Hauptrunde, Gruppe I in Wien: Österreich – Deutschland 22:34 (13:16). Beste Werfer: Bilyk 5, Posch 4; Kastening 6, Reichmann 5.
Tabelle: 1. Spanien* 8/4, 2. Kroatien* 8/4, 3. Deutschland** 4/4, 4. Österreich 2/4, 5. Weißrussland 2/4, 6. Tschechien 0/4.
*im Halbfinale **Spiel um Platz 5