Der Kampf um die Champions League, die (k)eine Super League sein will

Ab Dienstag geht die Champions League mit fast allen europäischen Fußball-Topclubs in die entscheidende Phase. Während sportlich der Kampf um den Viertelfinaleinzug beginnt, hat der Kampf um die Zukunft des Bewerbs längst begonnen.

In welchem Zustand UEFA-Präsident Aleksander Ceferin die Königsklasse 2027 hinterlassen wird, ist völlig offen. „Ich bin müde“, sagte Ceferin vor wenigen Tagen in Paris. „Müde von Covid, müde von zwei Kriegen und von Nonsens-Projekten wie der sogenannten Super League.“ Er will 2027 nicht mehr zur Wiederwahl antreten.

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Real und Barcelona gehen voran

Mit Real Madrid und dem FC Barcelona stehen weiterhin zwei Schwergewichte des Club-Fußballs hinter der umstrittenen Super League. Vor allem die stark verschuldeten Katalanen forcieren die Einführung des Bewerbs, der deutlich höhere Einnahmen verspricht.

Im letzten Dezember hat der Europäische Gerichtshofes mit einem Urteil der UEFA die Rolle als Wächterin aller europäischen Fußball-Wettbewerbe abgesprochen und damit der fast schon tot geglaubten Super League neues Leben eingehaucht. Barcelona-Präsident Joan Laporta meinte, die neue Liga könnte schon nächste Saison starten, „spätestens aber 2025/26“.

Vorerst scheinen die Spanier ziemlich alleine dazustehen. Zumindest öffentlich will sich sonst niemand zum Projekt bekennen – kein Wunder nach dem Fiasko vor knapp drei Jahren, als auf die Ankündigung einer geschlossenen Liga ein gewaltiger Aufschrei durch die Fanszene ging. Fast jeder auf der Liste stehende Verein musste sich entschuldigen und sich vom Projekt distanzieren.

150 Millionen Ausstiegs-Strafe?

Formell ausgestiegen ist bisher aber niemand der 15 Vereine, zumindest wenn man Real-Boss Florentino Perez glaubt. „Bisher hat niemand die Super League verlassen, weil niemand die Strafe dafür gezahlt hat.“ Dem Vernehmen nach wird für den Ausstieg eine Zahlung von 150 Millionen Euro an die verbliebenen Teilnehmer fällig. Aktuell spielen offenbar alle auf Zeit.

Die für das Konzept engagierte „A22 Sports Management“ hat mittlerweile alternative Pläne ausgearbeitet, um die Super League zumindest für Teile der Fans akzeptabel zu machen. Der Wettbewerb soll aus drei Ligen mit Auf- und Absteiger bestehen, für die tiefste Liga soll man sich auch über den nationalen Wettbewerb qualifizieren können. Auch für den Frauen-Fußball ist eine Plattform geplant. Zudem sollen die Partien auf einem einzigen Streaming-Sender übertragen werden.

Politik derzeit auf Seiten der UEFA

Der raue Ton, den Ceferin in Paris angeschlagen hat, um die Planer der Super League zu diskreditieren, zeugt von der verspürten Gefahr. „Sie können nicht genug bekommen. Es ist ihnen egal, wenn andere immer weniger bekommen“, schimpfte der UEFA-Boss. „Einige Menschen denken, dass alles gekauft werden kann und alles zum Verkauf steht. Aber sie können keine siebzig Jahre Geschichte kaufen.“

Die UEFA kann sich derzeit der Unterstützung der Politik sicher sein. Bis auf Spanien haben sich alle Sportminister der EU gegen die Super League ausgesprochen. Auch die kleineren und mittleren nationalen Verbände wie die österreichische Bundesliga stehen hinter der Königsklasse in ihrer aktuellen Form. Diese garantiert ihnen Solidaritätszahlungen und auch die realistische Möglichkeit, mit den Allerbesten mitzuspielen.

36 Teilnehmer ab nächster Saison

Wie lange sich noch ab und zu doch noch ein Emporkömmling unter die Reichen mischen kann, ist eine der bedeutenden Fragen der nächsten Monate. Der Jackpot wird von Jahr zu Jahr größer, und die Gefahr, ihn zu verpassen, für die Kapazunder von Saison zu Saison kleiner. Ab der nächsten Saison finden dank mehr Teilnehmern (36 anstatt bisher 32) mehr Partien statt, und die besten zwei Ligen des vorangegangenen Europacup-Jahres dürfen noch je einen weiteren Vertreter in die Champions League schicken, also insgesamt voraussichtlich fünf.

Ein Viertel der englischen Premier League, die bereits jetzt allen anderen Ligen finanziell enteilt ist, wird dann wohl auch Champions-League-Gelder lukrieren. Österreichs Meister ist, möglicherweise ein letztes Mal für längere Zeit, fix in der Gruppenphase dabei.