Meinung

von Roland Korntner

Der kombinierte Medaillenspiegel kann sich wirklich sehen lassen

Es ist nicht alles perfekt, aber Sommer und Winter zusammengezählt steht Österreich im Spitzenfeld

Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben, heißt es bekanntlich. Oder auch die Olympischen Spiele nicht vor dem Ende verdammen. Die Messer waren bereits gewetzt, die Kommentare über eine ähnliche Negativ-Pleite wie der Salto Nullo 20212 in London oder vor acht Jahren in Rio, als nur eine Medaille für Österreich heraussprang, nahmen zumindest in Gedanken schon Gestalt bei einigen Berichterstattern an.

Denn nach Bronze für Judith Pollereres musste Österreichs Olympia-Team bekanntlich lange warten, bis in der Medaillenbilanz noch zweimal Gold (durch die Segler) und zweimal Bronze (durch die Kletterer) dazukamen.

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Unterm Strich ergeben diese fünf Medaillen die immerhin beste Ausbeute für Österreich seit dem Jahr 2004 in Athen sowie die sechstbeste insgesamt in der Geschichte seit 1896. Mehr als fünf Medaillen holte Österreich lediglich dreimal (1936, 2004 und 2021).

90 Nationen holten Medaille

Ende gut, alles gut! Mitnichten, es gibt in vielen olympischen Sportarten in Österreich durchaus viel Luft nach oben. Es darf die Bilanz aber definitiv auch nicht schlechter gemacht werden, als sie tatsächlich ist. Von den 204 teilnehmenden Nationen holten nur 90 auch tatsächlich zumindest einmal Edelmetall.

Im Medaillenspiegel steht immerhin Rang 36 zu Buche, womit man relativ weit hinter Ländern wie Ungarn (14. Platz; 6-7-6), Schweden (16.; 4-1-3) oder Norwegen (18.; 4-1-3) aufscheint.

Vor der Schweiz und Portugal

Andererseits liegt Österreich damit aber auch vor einigen vergleichbaren europäischen Ländern wie der Schweiz (1-2-5), Portugal (1-2-1) und Griechenland (1-1-6), mit Ausnahme Kenias vor allen afrikanischen Nationen sowie mit Ausnahme Brasiliens vor allen südamerikanischen Ländern, also zum Beispiel auch vor Argentinien (1-1-1).

Alles Länder, in denen (mit Ausnahme der Schweiz) der Wintersport überhaupt keine Rolle spielt. Addiert man nämlich die gerade zu Ende gegangene Sommerspiele in Paris mit den letzten Winterspielen anno 2022 in Peking, dann bringt es Österreich auf starke 23 Medaillen (9-7-7) und den kombinierten Gesamtrang 15. Das kann sich wirklich sehen lassen!

Was sind schon Weltsportarten?

Und bevor jetzt der ewige Einwand kommt, dass Wintersport weniger Nationen betreiben und es sich zum Beispiel beim alpinen Ski-Rennsport um keine echte Weltsportart handelt: Ja eh, aber wie viele echte Weltsportarten gibt es abseits von Leichtathletik und Schwimmen sowie den großen Mannschaftsportarten denn bei den Sommerspielen wirklich?

Ringen, Gewichtheben, Taekwondo, Breaking oder Skateboard, Wasserball oder Hockey zählen da, ohne Sportlern aus diesen Bereichen zu Nahe treten zu wollen, sicher nicht dazu. Baseball, Flag Footbal oder Lacrosse bei den Spielen 2028 in Los Angeles ebenfalls nicht.

Und umgekehrt: Eishockey und Langlauf wird vermutlich in ähnlichen vielen Ländern wie Skirennsport ernsthaft betrieben, ich habe aber noch nie einen Kanadier oder Norweger gehört, der Medaillen in diesen Sportarten kleinreden würde!

Also feiern wir unsere Medaillengewinner, egal ob Sommer oder Winter, egal in welcher Sportart.