Lokalmatadorin Sofia Polcanova hat bei den Tischtennis-Europameisterschaften in Linz wie 2022 bei jenen in München drei Medaillen geholt. Mit einem 4:1-(-7,8,3,8,10)-Viertelfinalsieg gegen die Deutsche Sabine Winter sicherte sich die Titelverteidigerin im Einzel zumindest Bronze. Im Doppel mit der Rumänin Bernadette Szöcs ist ihr nach dem davor am Samstag fixierten Finaleinzug zumindest Silber sicher, und schon am Freitag hatte Polcanova mit Robert Gardos Mixed-Silber geholt.
Vor dem Einzel-Viertelfinale hatte sich Polcanova nicht eingespielt, sondern es vorgezogen, sich nach dem gut zwei Stunden davor gespielten Doppel-Semifinale etwas auszuruhen. „Im ersten Satz hatte ich daher noch nicht die richtige Spannung gehabt“, erklärte die 30-Jährige im APA-Gespräch. „Ab dem zweiten Satz habe ich mir aber gedacht, jetzt muss ich richtig pushen“. Und ab da ging es in der gut besuchten TipsArena auch dahin. Winter hatte erst im fünften Satz wieder eine Chance, doch Polcanova machte den Sack zu.
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Am Vorabend nach der Mixed-Siegerehrung war sie möglichst rasch nach Hause gefahren, hat sie doch während der Titelkämpfe einen „Heimschläfer“. „Es ist richtig, richtig hart“, sprach sie das dichte Programm an. 15 oder das für sie mögliche Maximum von 16 Partien hat sie im Turnierverlauf zu bestreiten. „Bis jetzt habe ich es geschafft. Aber mittlerweile ist es nicht nur mental schwer, ich spüre auch schon meinen Körper.“ Zeit zum Nachdenken über die Mixed-Niederlage hatte sie keine. „Das kann ich mir nicht erlauben, dafür ist das Programm zu dicht.“
Das Einzel-Viertelfinale war Polcanovas viertes Match an diesem Tag. Zu Mittag hatte sie im Einzel-Achtelfinale die Schwedin Christina Källberg mit 4:0 (8,4,9,10) klar besiegt. Das Doppel-Viertelfinale war am Vormittag gegen Maria Xiao/Adian Diaconu (ESP/ROU) 3:0 (7,13,9) gewonnen worden, das Semifinale am Nachmittag gegen die Serbinnen Izabela Lupulesku/Sabina Surjan 3:2 (-10,4,5,-5,3). Im Endspiel geht es am Sonntag (15.30 Uhr) für die Titelverteidigerinnen gegen die tschechisch-slowakische Paarung Hana Matelova/Barbora Balazova.
Im Einzel-Semifinale (11.20 Uhr) bekommt es die Oberösterreicherin in einer Neuauflage des Münchener Endspiels mit Nina Mittelham und damit der nächsten Deutschen zu tun. Auch vor zwei Jahren hatte Polcanova zuerst Winter besiegt, und zwar hauchdünn mit 4:3 im Semifinale. Im damaligen Endspiel gab Mittelham nach zwei verlorenen Sätzen verletzt auf. Sie hatte auch im Vorfeld dieser EM verletzt pausieren müssen, ihr erneuter Gewinn einer Medaille kam daher nicht ganz erwartet. Das zweite Semifinale bestreiten Szöcs und die Spanierin Xiao.
Eine weitere ÖTTV-Medaille holte Maciej Kolodziejczyk mit dem Moldauer Wladimir Ursu, und zwar Doppel-Bronze, vier Medaillen für Österreich hatte es auch bei der Münchener EM gegeben. Im Semifinale unterlagen die Qualifikanten den Franzosen Alexis und Felix Lebrun 0:3 (-5,-9,-3). Kolodziejczyk/Ursu hatten sich den Podestplatz mit einem 3:0 (9,14,10) gegen die Slowenen Peter Hribar/Deni Kozul gesichert. Die Konzentration in der Vorbereitung auf die Partie gegen die Lebruns war laut dem Österreicher wegen des Medaillengewinns nicht so leicht zu halten.
„Wir haben dann aber unsere Taktik spielen können, nur spielen sie sehr schnell zurück und haben nur zwei, drei leichte Fehler gemacht. Man ist die ganze Zeit passiv“, sagte Kolodziejczyk. Seine Eltern seien für das Semifinale angereist. „Ich glaube, der Erfolg gibt mir auch im Einzel Selbstvertrauen“, ist er sich sicher. Auch Kolodziejczyk hat dafür gesorgt, dass es mit fünf bloß 2005 in Aarhus mehr ÖTTV-EM-Medaillen gegeben hat als nun in Linz mit vier.
Die Brüder Lebrun, Olympia-Dritte in Paris, treffen am Sonntag (16.10) im Doppel-Endspiel auf die Schweden Anton Källberg/Truls Möregardh. Im Einzel-Viertelfinale warf Möregardh Källberg mit 4:2 aus dem Bewerb. Die Sensation aber schaffte der Deutsche Benedikt Duda, indem er den topgesetzten französischen Olympia-Dritten Felix Lebrun mit 4:3 ausschaltete. Später am Abend spielte noch der deutsche Titelverteidiger Dang Qiu gegen Alexis Lebrun, zudem gab es mit Patrick Franziska gegen Dimitrij Ovtcharov ein deutsches Duell. Zumindest ein deutscher Finalist war da schon fix.