Im Zuge der seit Wochen schwelenden Differenzen im Umfeld der Strukturreform des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) hat Ralf Rangnick am Mittwoch deutlich Stellung bezogen. Der ÖFB-Teamchef betonte, dass es noch keine Gespräche betreffend einer Vertragsverlängerung gegeben habe, kündigte im Falle eines Misserfolgs in der WM-Qualifikation seinen Rücktritt an und sprach sich einmal mehr für Bernhard Neuhold aus. „Man kann uns nicht einfach für dumm verkaufen“, schloss er.
ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer wollte auf APA-Anfrage zu den Aussagen von Rangnick keine Stellungnahme abgeben. Klar scheint aber, dass die einst innige Beziehung zwischen dem deutschen Teamchef und der ÖFB-Spitze nachhaltig gestört ist. Der 66-Jährige hatte sich am 1. Mai gegen ein Angebot von Bayern München und eines zweiten Vereins und für den Verbleib als rot-weiß-roter Teamchef entschieden. Mitterdorfer hat danach und auch Anfang November angekündigt, Gespräche zu führen, um den Erfolgstrainer über den aktuell laufenden Vertragszeitraum zu halten. Rangnicks Vertrag läuft bis zum Ende der WM-Qualifikation 2025 und bei einer erfolgreichen Quali bis Sommer 2026.
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Gespräche dazu habe es bisher aber noch nicht gegeben, erklärte Rangnick am Mittwoch bei einer Pressekonferenz vor dem Abflug zum Nations-League-Spiel in Kasachstan. „Es ist an der Zeit, ein paar Dinge klarzustellen, in aller Ruhe, in aller Sachlichkeit, aber auch in aller Deutlichkeit“, begann er seine Stellungnahme zu mehreren Themen.
„Erstes Thema Vertragsverlängerung und Kompetenzerweiterung. Dieses Thema war zu keinem Zeitpunkt irgendwann in den letzten Monaten irgendein Gesprächsthema, weder von meiner Seite – aus meiner Sicht auch überhaupt nicht notwendig -, noch wurde es in irgendeiner Form diskutiert. Als ich mich am 1. Mai dazu entschieden habe, in Österreich zu bleiben und zwei andere Angebote auszuschlagen, hatte das damit nullkommanull zu tun. Das war kein Gesprächsthema zwischen mir und irgendjemand vom ÖFB und wurde mir auch nicht in Aussicht gestellt. Es war der Präsident, der am 1. Mai in mehreren Interviews genau diese zwei Themen thematisiert hat. Danach gab es fünf Monate lang zu diesem Thema keine Gespräche, bis zum heutigen Tag nicht. Ich will das nur festhalten, nicht weil ich darüber womöglich enttäuscht bin, in keinster Weise“, sagte Rangnick.
Der Deutsche, der im April 2022 als ÖFB-Teamchef präsentiert worden ist, knüpfte und knüpft sein Engagement vielmehr an sportliche Kriterien. „Das Leistungsprinzip steht über allem. Wenn wir uns nicht für die Europameisterschaft qualifiziert hätten, wäre ich seit einem Jahr nicht mehr Teamchef von Österreich, und zwar völlig unabhängig von Vertragslaufzeiten. Das Gleiche gilt auch für die WM: Wenn wir uns nicht für die Weltmeisterschaft (2026) qualifizieren, bin ich einen Tag später nicht mehr Teamchef, völlig unabhängig davon, ob ich noch Vertrag habe oder nicht“, stellte er klar.
Seine Teilnahme an einer Präsidiumssitzung Ende August, laut seiner Angabe auf ausdrücklichem Wunsch von unter anderem dem Präsidenten, würde er „im Rückblick nicht mehr machen, ich würde viel lieber nicht dabei gewesen sein“, sagte Rangnick, ehe er auch zur Personalie Neuhold Stellung nahm. Am 18. Oktober wurde die Trennung vom Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe beschlossen, obwohl sich Rangnick und die Mannschaft für einen Verbleib ihres engen Ansprechpartners ausgesprochen hatten.
„In diesem Bereich geht es nicht darum, ob ich oder wer jemand nett findet oder sympathisch, sondern es geht ausschließlich darum, dass wir professionell bestmögliche Arbeitsbedingungen für die Spieler haben. Neuhold von heute auf morgen ersatzlos zu streichen, das funktioniert nicht, ohne dass die Nationalmannschaft Schaden nimmt. Weil er der erste Ansprechpartner ist für alle Themen, die wir haben. Wenn man sich entscheidet, Bernhard Neuhold ist nicht mehr da, dann muss am gleichen Tag gleichwertiger, oder besserer Ersatz für ihn da sein“, erklärte Rangnick.
Dass sich er und die Mannschaft für Neuhold ausgesprochen haben, kam nicht überall gut an und brachte auch Kritik ein. Rangnick verteidigte das Vorgehen. „Wir haben während der EURO am Trainingsanzug hinten stehen gehabt: ‚Wir zeigen Gesicht‘. Das war nicht nur ein Werbegag. Genauso handeln wir, genauso denken wir auch. Man kann uns nicht einfach für dumm verkaufen, und für dumm halten. Dazu sind die Jungs zu schlau, dazu sind auch wir zu schlau“, schloss Rangnick sein Statement ab.