„Typisch Max“ – Red-Bull-Dominanz mit Konfliktpotenzial

F1-Weltmeister Max Verstappen © APA/AFP/Stansall

Max Verstappen ist nicht der Einzige, der vermutet, dass der WM-Zweikampf in der Formel 1 in diesem Jahr einer zwischen zwei Red-Bull-Autos werden dürfte. Darauf ließen seine Aussagen und auch sein Ego-Verhalten beim Großen Preis von Saudi-Arabien schließen, den Teamkollege Sergio Perez gewann. Verstappen führt die WM nun bereits 19 Rennen in Folge an, doch der Mexikaner denkt, der Abstand ist verschwindend gering. „Es sind kleine Margen zwischen uns im Moment“, sagte Perez.

Dass er nach zwei Rennen nur einen banalen Punkt hinter dem Niederländer liegt, stützt seine Sichtweise. Obendrein behielt Verstappen die Führung in der Weltmeisterschaft nur, weil er sich auf dem letzten Umlauf des Jeddah Corniche Circuit – offenbar eigenmächtig – den Zusatzpunkt für die schnellste Runde abholte. Perez hätte das theoretisch auch versuchen können, steckte jedoch zurück. „Das müssen wir uns noch einmal anschauen, denn ich habe definitiv andere Infos bekommen“, meinte der 33-Jährige.

„Das ist typisch Max. Er versucht immer, das Maximale rauszuholen“, sagte Sky-Experte Nico Rosberg. „Typisch Max, in der letzten Runde knallt er die schnellste Runde hin“, staunte auch Red-Bull-Berater Helmut Marko. Ob vorher eine klare Absprache getroffen wurde und wie diese ausgesehen hat, wollten die Team-Bosse am Sonntag nicht verraten. Nur so viel, dass man Verstappen nicht kontrollieren habe können, wie Marko im ORF-Interview erklärte. Außerdem betonte der 79-Jährige: „Die Fahrer haben sich relativ an unsere Vorgaben gehalten.“ Das Wörtchen relativ sagt in diesem Fall auch einiges aus.

Der Weltmeister war nach einem Defekt an der Antriebswelle im Qualifying von Position 15 gestartet, Perez von der Pole Position. Das hatte den Perfektionisten Verstappen schon am Samstag mächtig geärgert. „Dann musst du eine Aufholjagd machen, was ich eigentlich mag. Es macht mir nichts aus. Aber wenn du um die Weltmeisterschaft kämpfst, und es so aussieht, als ginge die nur zwischen zwei Autos, dann musst du auch dafür sorgen, dass diese zwei Autos verlässlich funktionieren“, redete er seinem Team ins Gewissen.

Dem TV-Sender Sky zufolge verließ Verstappen die Strecke nach dem vorzeitigen Quali-Aus abrupt und soll auch nicht bei der Nachbesprechung am Samstag gewesen sein. „Was ist denn das für ein Zeichen ans ganze Team“, fragte sich Ex-Weltmeister Rosberg. Es könne mitunter auch ein Problem mit der Zuverlässigkeit geben. „Und dann haust du sofort ab und gehst nicht mehr ins Meeting, wo man ja auch noch Wertvolles lernen kann.“ Marko wollte darauf nicht wirklich eingehen. „Er hat das relativ gelassen genommen“, meinte der Steirer über Verstappen, der übrigens auch während des Rennens „ein seltsames Geräusch“ von der Antriebswelle kommend wahrnahm.

Wie sich der Zweikampf auf der Strecke entwickeln wird, wenn die Autos enger beisammen sind, werden die nächsten Rennen zeigen. Klar ist, da das auch die Vergangenheit gezeigt hat, dass Red Bull im Fall der Fälle immer den mit einem Rekordvertrag ausgestatteten Verstappen bevorzugen wird, solange der fit und bei klarem Verstand ist. „Wir dürfen frei fahren, der Beste wird also vorn sein“, sagte der 25-Jährige. „Ich bin hier, um zu kämpfen, das ist der einzige Grund“, entgegnete Perez.

Fakt ist auch bereits, dass die Übermacht von Red Bull gewaltig ist und den Spannungsfaktor in dieser Saison gravierend bedroht. „Phasenweise waren wir eine Sekunde schneller, als der Rest des Feldes. Das ist auf dieser relativ kurzen Strecke schon viel“, sagte Marko. „Ich habe definitiv noch nie so ein schnelles Auto gesehen“, urteilte der in Jeddah fünftplatzierte Lewis Hamilton. „Ein Monster mit zwei Köpfen“, schrieb die französische Sportzeitung „L’Equipe“.

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