Die ersten Olympischen Spiele ohne österreichische Schwimmerin seit Seoul 1988 waren eigentlich fix gewesen, niemand der Kandidatinnen streifte auch nur ein Limit. Lena Kreundl kam für Paris aber doch zum Zug, über einen Universality-Platz, was nicht einmal OSV-Sportdirektor Walter Bär auf dem Schirm hatte.
Kreundl profitierte davon, dass keine andere Österreicherin qualifiziert und sie unter 30 Jahre ist. Mit Kurzbahn-EM-Bronze im Dezember in Otopeni in Rumänien und ihren ersten Langbahn-EM-Finali im Juni in Belgrad setzte Kreundl ihre neue Lockerheit auch in Resultate um.
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„Dass ich jetzt einfach wieder so unbekümmert schwimmen kann, ohne mir große Gedanken zu machen und den Weg genieße, ist eine totale Befreiung für mich. Dass es dazu führt, dass ich noch einmal Olympia schwimmen darf, ist für mich total unglaublich“ sagte Kreundl. Ihre ersten Spiele hatte sie 2016 in Rio de Janeiro als 18-Jährige erlebt.
Damit war die gebürtige Steyrerin die Jüngste im gesamten ÖOC-Team, nachdem sie sich am letztmöglichen Tag qualifiziert hatte. „Das war ein absolutes Highlight. Als Küken im Team ordnet man alles auch anders ein. Der Stellenwert von Olympia, es ist das Größte.“
Kopf zu schwer
Ihr internationales Debüt hatte Kreundl 15-jährig 2012 bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Chartres gegeben. Es gibt nun also die Rückkehr nach Frankreich. „Seither hat sich extrem viel getan. Früher habe ich nicht lange nachgedacht, bin einfach Wettkampf geschwommen.“ Nach den Rio-Spielen sei für sie aber eine „schwierige Zeit“ angebrochen, weil sie viel hinterfragt habe.
2019 folgte ein Tapetenwechsel von Linz in die Schweiz zum SC Uster, wo die 26-Jährige noch immer trainiert. Freilich machten Kreundl auch Nachwirkungen einer Covid-Infektion zu schaffen, ihre Formkurve verlief in Wellen. In der nun zu Ende gehenden Saison war die Konstanz wieder da, und auch eine neue Erkenntnis. „Ich habe gelernt, dass es auch noch außerhalb vom Schwimmsport ein Leben gibt“, so Kreundl.
Dieses müsse man pflegen und dadurch habe sich für sie viel im Sport relativiert. „Das lässt mich viel befreiter Wettkampf schwimmen“, sagte die ausgebildete Polizistin. „Weil ich weiß, ich habe außerhalb vom Schwimmen einen Job und einen Freundeskreis, der nicht unbedingt in den Sport involviert ist. Es ist wichtig, dass man sich auch außerhalb der Blase bewegt.“ Total entspannt wolle sie nach den Spielen in die Pause gehen und in Ruhe entscheiden, ob es für sie im Schwimmsport noch weitergeht. „Ich muss schauen, wie mein Körper das mitmacht.“
Ein voller Olympia-Zyklus werde es aber nicht werden, daher will sie in ihrem Vorlauf am 2. August ihre Routine ganz ausspielen. „Bei Olympischen Spielen spielt viel die Psyche hinein. Alle müssen erst schwimmen.“ Ihr Trainer hat keine Akkreditierung, also coacht sie sich wieder einmal selbst, setzt das ihr mitgegebene Programm um. „Ich bin solange dabei, habe so viel Erfahrung gesammelt.“ Ihre jüngsten Wettkämpfe habe sie alle so bestritten. „Es ist ein 50-m-Becken und ich schwimme 200 m Lagen, auf das muss man es im Endeffekt runter brechen.“