Arbeitskräfte: WKOÖ mahnt rasche (Pensions-)Reformen ein

Ziel laut Doris Hummer: Menschen gesund, zufrieden und produktiv bis zum Erreichen des Regelpensionsalters im Erwerbsleben zu halten

V.l.: Spartenobmann Erich Frommwald, WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und Universitätsprofessor Martin Halla © cityfoto/Pelzl

„Mit der Babyboomer–Generation verabschieden sich sukzessive wertvolle Arbeits- und Fachkräfte in die Pension und hinterlassen große Lücken am Arbeitsmarkt“, warnt WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer.

Die den „Babyboomern“ nachfolgenden, geburtenschwachen Jahrgänge können diese Lücken nicht schließen, sodass laut ECO Austria allein in Oberösterreich bis 2035 mit einem Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung um fünf Prozent zu rechnen ist.

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„Österreich schlittert zunehmend in eine pensionsbedingte Budgetkrise. Allein der Zuwachs bei den Pensionsausgaben von 2022 auf 2027 wird laut Strategiebericht des Finanzministeriums zwölf Milliarden Euro betragen und damit mehr als die gesamten Ausgaben für Familien oder Bildung“, so Hummer vor Journalisten in Linz

„Bei Teilzeitarbeit und bei vorzeitigen Pensionsantritten liegen wir im Spitzenfeld. Gleichzeitig schrumpft die Erwerbsbevölkerung. Das kann sich nicht ausgehen. Wenn wir nicht unverzüglich gegensteuern und alle Hebel in Bewegung setzen, fahren wir nicht nur unser Pensionssystem, sondern auch unseren gesamten Wirtschaftsstandort gegen die Wand“, sagt die WKOÖ-Präsidentin.

Erich Frommwald, Obmann der Sparte Indutrie der WKOÖ ergänzt: „Auf betrieblicher Ebene tun wir bereits vieles, um das Potenzial älterer Mitarbeiter zu heben. Was es allerdings dringend braucht, sind Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Unser Pensionssystem muss künftig mehr Anreize bieten, damit Mitarbeiter länger ihre Leistung im Erwerbsleben erbringen.“

Frommwald weiter: „Eine im Herbst 2024 durchgeführte Studie unter Personalverantwortlichen in der oö. Industrie hat die Herausforderungen und Potenziale, die mit der Beschäftigung älterer Mitarbeiter in Industriebetrieben verbunden sind, untersucht. Ein zentrales Hindernis für eine längere Erwerbstätigkeit liegt offenbar in der Tatsache, dass es sich immer mehr Menschen leisten können und wollen, die Pensionsabschläge für ein frühzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben zu verkraften.“

„Aufgrund des demografischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung steht unser Pensionssystem vor gravierenden Herausforderungen. Derzeit kommen rund 33 Personen im Alter von 65 Jahren und älter auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter. Dieser Wert wird bis 2052 auf 59 und bis 2082 auf 66 ansteigen. Das bedeutet, dass immer weniger Erwerbstätige für immer mehr Pensionisten aufkommen müssen, eine finanzielle Schieflage, die das System zunehmend belastet“, erläutert diesbezüglich Universitätsprofessor Martin Halla.

Was WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer deshalb einmahnt: „Übergeordnetes Ziel im Sinne aller Beteiligten muss sein, Menschen gesund, zufrieden und produktiv bis zum Erreichen des Regelpensionsalters im Erwerbsleben zu halten beziehungsweise ein vorzeitiges Ausscheiden von gesunden Menschen möglichst zu verhindern.“