„Haben seit Jahrzehnten die VAE mit aufgebaut“

Oberösterreich punktet auf EXPO in Dubai – Linzer Uni plant Kooperation

Auf Besuch in den Emiraten: WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer (3. v. l.) neben ihrem Pendant aus Abu Dhabi, Ali Saeed Bin Harmal Al Dhaheri, und einem seiner Kollegen sowie den heimischen Vertretern (v. l.) Werner Pamminger (Biz-up), Nadin Müller-Elbadan (Außenwirtschaft Österreich), WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer und Richard Bandera (Wirtschaftsdelegierter Außenwirtschaftscenter Abu Dhabi)
Auf Besuch in den Emiraten: WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer (3. v. l.) neben ihrem Pendant aus Abu Dhabi, Ali Saeed Bin Harmal Al Dhaheri, und einem seiner Kollegen sowie den heimischen Vertretern (v. l.) Werner Pamminger (Biz-up), Nadin Müller-Elbadan (Außenwirtschaft Österreich), WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer und Richard Bandera (Wirtschaftsdelegierter Außenwirtschaftscenter Abu Dhabi) © Abu Dhabi Chamber/Abdu Manaf Abbas Karayil

Dieser Tage weilten Bundeskanzler Karl Nehammer, die für Rohstoffe zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger sowie Energieministerin Eleonore Gewessler in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), um Alternativen für ausbleibendes Gas aus Russland auszuhandeln. Eine Folge des verheerenden Überfalls Russlands auf die Ukraine.

Aus anderen Gründen hatte schon zuvor eine Wirtschaftsdelegation aus Oberösterreich die Emirate Dubai und Abu Dhabi besucht. Es ging um lokal wichtige Pläne: Neben einer Intensivierung der länderübergreifenden Zusammenarbeit stand das Vorantreiben einer Kooperation der JKU Linz mit der auf Künstliche Intelligenz spezialisierten Uni in Abu Dhabi auf dem Programm.

Jahrzehntelange Zusammenarbeit

Es war kein erstes Abtasten, sondern ein Aufbauen auf jahrzehntelanger Zusammenarbeit zwischen den Emiraten und Österreich. Seit 45 Jahren besteht eine institutionelle wirtschaftliche Kooperation zwischen den beiden Ländern. „Österreich hat die VAE in den vergangenen 50 Jahren mit aufgebaut“, betont der vor Ort zuständige Wirtschaftsdelegierte Richard Bandera die bisherigen Anstrengungen.

Doch Vergangenheit ist Vergangenheit. Die Weltwirtschaft steht — auch abseits der Eskalation im Osten — vor neuen Herausforderungen, Nachhaltigkeit sowie das funktionierende Miteinander von Ökonomie und Ökologie sollen die Zukunft dominieren. Nicht umsonst steht die aktuell in Dubai stattfindende Weltausstellung EXPO unter dem Motto „Connecting Minds, Creating Futures“. An der Gestaltung dieser Zukunft will auch Oberösterreich federführend mitwirken.

Green-Tech als Chance

„Gerade beim Klimaschutz und den dazu notwendigen Anpassungen tun sich für oö. Unternehmen riesige Chancen auf. So wird die Nachfrage nach klimafreundlichen Investitions- und Konsumgütern weiter steigen und bereits in den letzten Jahren haben die Ausfuhren in den Bereichen Umwelt- und Energietechnik stark zugenommen. Aus diesem Grund lautet ein neues Ziel im WKOÖ-Standortmasterplan, Green-Tech zum Exportschlager für Oberösterreich zu machen“, so WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer, die die Delegation gemeinsam mit WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer, Business Upper Austria-Geschäftsführer Werner Pamminger sowie Export Center OÖ-Leiter Florian Zeppetzauer anführte.

Schienen für Millionen

Dubai gehört wirtschaftlich und bevölkerungsmäßig zu den am schnellsten wachsenden Gegenden der vergangenen Jahr-(zehnt)e. Diese Entwicklung und jene der Emirate insgesamt bringen auch das öffentliche Verkehrsnetz an seine Belastungsgrenzen. Transportierte die Dubai Metro 2010 noch 39 Millionen Passagiere im Jahr, waren es 2019 bereits 200 Millionen. Ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht absehbar. Jedes Jahr ziehen 200.000 Menschen neu nach Dubai, bis zum Jahr 2030 soll die Bevölkerung von 3,4 Millionen zu Beginn des Jahrzehnts auf 5,2 Millionen angewachsen sein. Mehr als 85 Prozent der Bevölkerung leben zudem in urbanen Bereichen, welche miteinander verbunden werden wollen. Umfasst das gesamte Schienennetz Dubais aktuell 101 Kilometer, so soll es bis 2030 eine Länge von 421 Kilometer erreichen.

Voest punktet mit Qualität

Eine herausfordernde Aufgabe, bei der auch die voestalpine entscheidend mithelfen soll. Eher nicht durch die Menge der gelieferten Schienen – die ist im Verhältnis zum Gesamtaufwand eher bescheiden —, sondern mit der Qualität der bereitgestellten Schienen und Weichen sowie dem dazugehörigen Know-how der Mitarbeiter, wie Sales Director Hartwig Lankow vom Linzer Weltkonzern betont.

Die größte Herausforderung in der Wüste sei der sandige und damit wenig feste Untergrund sowie der hohe Salzgehalt in dieser Umgebung, der die Schienen rasch korrodieren lässt, erklärt er, in welchen Bereichen man in der Wüste vor allem auf Spezialwissen aus Oberösterreich zurückgreift.

Rosenbauer elektrisch

Es ist nicht der einzige Bereich, in dem in Dubai auf die speziellen Fertigkeiten aus Oberösterreich gesetzt wird. Beim Brandschutz für die Weltausstellung EXPO etwa lässt man nicht zuletzt dank oberösterreichischer Qualität nichts anbrennen. Man baut auf das Flaggschiff der neuen Fahrzeugserie bei Rosenbauer: das elektrische Feuerwehrauto der RT-Generation.

Der Electric Fire Truck, der in Leonding gebaut wird, residiert bisher in nur drei Städten. Amsterdam, Berlin – und eben Dubai. Hier soll er für die Feuersicherheit auf dem rund 440 Hektar großen Areal der Weltausstellung sorgen – und damit den offiziell 250.000 Besuchern pro Tag die nötige Absicherung im Brandfall garantieren. Ausgefahren sei man schon, allerdings nur zu kleineren Routine-Einsätzen, erklärt man bei den Rosenbauer-Verantwortlichen rund um Alexander Neumann, den General Manager für Saudi Arabien. Bis zum Ende der EXPO Ende März hofft man seitens der örtlichen Feuerwache, dass das auch so bleibt.

KI als gemeinsame Anstrengung

Doch nicht nur in der Produktion schauen die Emirate und Oberösterreich aufeinander. Wie in Linz, wo man eines der ersten Studien Europas für Künstliche Intelligenz (KI) anbietet, setzt man auch in Abu Dhabi auf dieses Zukunftsthema. Sogar ein eigener Minister nimmt sich in dem Emirat darum an. Für WKOÖ-Präsidentin Hummer eine große Chance für gemeinsame Anstrengungen in diesem Bereich. Denn nicht umsonst hat sich Oberösterreich auch finanziell dafür eingesetzt, dass mit Sepp Hochreiter einer der renommiertesten Forscher auf diesem Gebiet Linz erhalten bleibt. Somit ist es nur konsequent, sich einen kompetenten Partner zu suchen, um sich an der internationalen Spitze der KI-Forschung zu etablieren.

Wie an der JKU setzt man auch an der Universität in Abu Dhabi auf internationale Vernetzung. Der Besuch der Delegation soll hier ein erster Schritt in Richtung intensiverer Kooperation gewesen sein, von der institutionellen Zusammenarbeit bis zu möglichen Studentenaustäuschen.

Der Autor nahm auf Einladung der WKO an der Reise nach Dubai teil.

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