Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz traut sich nach dem guten Start ins neue Jahr trotz schwacher konjunktureller Aussichten noch etwas mehr zu. Das Management um Vorstandschef Ola Källenius sieht sich in seiner auf Luxusautos ausgerichteten Strategie bestätigt – kommt der Konzern derzeit doch weiter mit Preiserhöhungen und der hohen Nachfrage nach den besonders teuren Autos bei den Kunden durch.
Auch im Rest des Jahres will Mercedes-Benz mit höheren Preisen die steigenden Kosten mehr als auffangen und werden in seinen Hauptsparten etwas zuversichtlicher. Im Kerngeschäft mit Pkw rechnet Finanzchef Harald Wilhelm nun im Jahresausblick für die Profitabilität mit einem Abschneiden am oberen Ende der bisher erwarteten Ziele. Nach dem starken Start bei den Lieferwagen setzte er für die Van-Sparte die Aussichten gleich ganz herauf. Die Mercedes-Aktie fiel allerdings im Handelsverlauf.
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Das Papier gab zu Mittag in einem schwächeren Branchenumfeld 0,9 Prozent auf 69,42 Euro nach. Mercedes hatte bereits vergangene Woche vorläufige Zahlen vorgelegt und damit die Erwartungen von Analysten am Markt übertroffen. Heuer hat der Kurs 13 Prozent zugelegt.
Goldman-Sachs-Analyst George Galliers hatte mit höherem Gegenwind bei den Fertigungskosten in der Pkw-Sparte gerechnet und mit einem niedrigeren Gewinnbeitrag aus China. Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies sprach von starken Resultaten im Detail. Daniel Schwarz von Stifel schätzt, dass die Markterwartungen nun steigen.
„Die Fokussierung auf Top-End-Pkw und Premium-Vans hat Mercedes-Benz wetterfester gemacht“, sagte Finanzchef Wilhelm am Freitag. Daher könne Mercedes den teuren Umbau hin zur digitalen Vernetzung und in Richtung Elektroautos auch in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten beschleunigen. Neben der Einführung neuer, teurer Autos halte auch die Kostendisziplin den Konzern auf Kurs.
Bei den Autos geht der DAX-Konzern nun für die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern vom oberen Ende der Prognosespanne von 12 bis 14 Prozent aus. In der Van-Sparte hebt das Management den Ausblick auf 11 bis 13 Prozent operative Marge an, bisher standen 9 bis 11 Prozent im Plan.
Für den Gesamtkonzern bleibt es bei den bisher ausformulierten Zielen – so etwa beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern beim erwarteten „leichten“ Rückgang. Innerhalb der mit der Sprachregelung gemeinten minus 15 bis minus 5 Prozent dürfte Mercedes aber ebenfalls das obere Ende der Spanne erreichen, sagte Wilhelm. Damit blickt er in Richtung der minus 5 Prozent.
Mercedes hatte im Quartal inklusive der Kleinwagenmarke Smart wie bereits bekannt 503.483 Autos abgesetzt und damit um 3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bei den vollelektrischen Pkw gab es ein deutlich stärkeres Plus von 89 Prozent auf 51.639 Wagen. Bei der Marke Mercedes allein fiel der Anstieg bei Batterieautos (BEV) noch stärker aus – sie machten damit ein Zehntel aller verkauften Fahrzeuge mit dem Stern aus.
Vor allem freut Källenius und Wilhelm auch, dass die renditeträchtigen Luxusmodelle weiter gut liefen, sie spielen die höchsten Preise ein. Im selbsterklärten Top-End-Segment fasst Mercedes das hauseigene Flaggschiff S-Klasse und deren elektrische Varianten sowie die Submarken AMG und Maybach zusammen, die Geländewagen der G-Klasse und die großen SUV vom Typ GLS gehören ebenfalls dazu. In diesem Segment konnte Mercedes 18 Prozent mehr verkaufen.
Nicht ganz so rund lief es bei den volumenstärksten Modellen, wie etwa der E-Klasse. Im mittleren Segment ging der Absatz deutlich zurück, was das Unternehmen auf Modellwechsel bei den Autos der E-Klasse und beim Kompakt-SUV des Typs GLC zurückführte.
Insgesamt konnte Mercedes die außerordentlich hohe operative Marge bei den Pkw aus dem Vorjahresquartal wie bereits bekannt, aber nicht ganz halten. Insbesondere fielen höhere Kosten für Forschung und Entwicklung in der Sparte an, sie stiegen um fast ein Viertel. Dafür steigerte Mercedes aber den operativen Gewinn der Lieferwagensparte um mehr als die Hälfte.
Der Gesamtumsatz kletterte in den ersten drei Monaten mit 8 Prozent stärker als der Absatz auf 37,5 Mrd. Euro. Die im Schnitt höheren Verkaufspreise konnten steigende Materialkosten den Angaben zufolge mehr als kompensieren. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern legte um 2 Prozent auf 5,42 Mrd. Euro zu. Der Nettogewinn erhöhte sich um 12 Prozent auf 4,01 Mrd. Euro. Mercedes erzielte ein etwas besseres Zinsergebnis und musste etwas weniger an Steuern zahlen. Die Beteiligung an Daimler Truck lieferte mehr Ergebnis als ein Jahr zuvor.
Der Verkauf der russischen Tochtergesellschaften an den örtlichen Händler Avtodom wird sich laut Wilhelm voraussichtlich im zweiten Quartal mit einem niedrigen dreistelligen Millioneneffekt in der Bilanz niederschlagen. Es gebe auch eine Rückkaufoption. Angesichts der geopolitischen Lage rechne er aber nicht damit, dass sie gezogen werde, sagte Wilhelm. Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 hatte Mercedes seine Exporte nach Russland sowie die Produktion dort eingestellt. Der Verkauf war bereits im vergangenen Herbst angekündigt worden, im April wurde er vollzogen.