Neuer Nestle-Chef Freixe keine Übergangslösung

Freixe soll den Konzern dauerhaft leiten © APA/AFP/THOMAS SAMSON

Der neue Nestlé-Chef Laurent Freixe wird den Konzern unbefristet leiten. „Nein, er ist keine Übergangslösung“, sagte der Verwaltungsratspräsident des Konzerns, Paul Bulcke, zur „NZZ am Sonntag“. Darin ging er auch auf die Gründe für den Wechsel an der Spitze ein. „Übergangslösungen sind nie gut“, sagte Bulcke weiter. Er wies damit entsprechende Spekulationen zurück.

Freixe sei mit 62 Jahren jung, sagte der Verwaltungsratspräsident. Mit seinen 16 Jahren Erfahrung in der Konzernleitung sei er von der ersten Minute an einsatzfähig und voll verantwortlich.

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Ungewöhnlich abrupt hatte der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller am Donnerstag den Chefwechsel bekannt gegeben. Mark Schneider musste mit sofortiger Wirkung gehen. Sein Nachfolger wird der bisherige Lateinamerika-Chef Freixe. An der Börse sorgte der Wechsel für Verunsicherung und Spekulationen. Analysten gingen davon aus, dass der 62-jährige Konzernchef nur eine Übergangslösung sein könne.

Die Entscheidung sei aber nicht abrupt gefallen, wie aus dem Gespräch hervorging. „Wir sind in diese Situation hineingewachsen“, sagte der Verwaltungsratspräsident. Viele Faktoren auf beiden Seiten hätten eine Rolle gespielt, sagte der Schweiz-Belgier.

Der Aktienkurs habe die Entscheidung nicht diktiert, sagte Bulcke. Die Entwicklung bei Nestlé war zuletzt unterdurchschnittlich. Die Aktie des schweizerischen Konzerns fiel diesen Monat erstmals seit 2019 wieder unter die Marke von 90 Franken. Der Chefwechsel kam deshalb in Analystenkreisen nicht ganz überraschend.

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Bulcke begründete den Schritt auch mit einer Kombination von Eigenschaften, die nötig seien, um den Konzern in die Zukunft zu führen. Dazu gehöre eine „überzeugende strategische Richtung“, die intern und extern verstanden werde. Zudem bedinge es die „Leidenschaft für unsere Marken, das Marketing und die Konsumenten“, sagte der Verwaltungsratspräsident. Freixe bringe diese Merkmale mit.

Umgekehrt bedeute es nicht, dass Schneider dieses Verständnis nicht habe, sagte Bulcke. „Jede Person bringt unterschiedliche Stärken mit“, sagte er und hob unter anderem Schneiders Managementfähigkeiten und sein Verständnis für Gesundheitsthemen hervor.

Auch nach seinem Ausscheiden wolle Nestlé an der von Schneider ausgebauten Gesundheitssparte festhalten. Das Unternehmen habe mit diesem Bereich Neuland betreten. Damit sei das Risiko verbunden, dass auch mal auch etwas schief gehen könne, sagte Bulcke.

Bei der Ankündigung des Chefwechsels hatte sich die Konzernspitze noch bedeckt zu den genauen Zielen des neuen Chefs gehalten. Freixe und Bulcke sagten in ersten Telefonaten mit Medien und Analysten, das Unternehmen werde sich voll auf seine Kernmarken und -produkte konzentrieren und auf organisches Wachstum setzen.

Der bald 70-jährige Verwaltungsratspräsident beabsichtige selbst so lange in der in Vevey ansässigen Firma tätig zu sein, wie er für sie nützlich sei. „Wenn nicht, bin ich weg“, sagte Bulcke.

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