„Niemals die Neugier verlieren“

Steyrer Forscher Josef Faderl und sein Team für den Europäischen Erfinderpreis nominiert

Josef Faderl: „Es braucht Hartnäckigkeit und Mut. Beim Start der Entwicklung im Jahr 2002 habe ich dem damaligen F&E-Leiter Peter Schwab gesagt, die Erfolgswahrscheinlichkeit sehe ich bei zehn Prozent.“
Josef Faderl: „Es braucht Hartnäckigkeit und Mut. Beim Start der Entwicklung im Jahr 2002 habe ich dem damaligen F&E-Leiter Peter Schwab gesagt, die Erfolgswahrscheinlichkeit sehe ich bei zehn Prozent.“ © Kurt Hörbst

Der Steyrer Erfinder Josef Faderl ist mit seinem Team vom Stahl- und Technologiekonzern voestalpine Finalist für den European Invention Award in der Kategorie Industrie.

Dieser europäische Erfinderpreis ist einer der angesehensten Preise für Innovation in Europa und das wichtigste Ereignis des Europäischen Patentamtes (EPA).

20 Jahre Kreativität

„Die Nominierung hat mich sehr gefreut. Vor allem auch für die vielen voestalpine-Kollegen die nun über mehr als 20 Jahre viel Energie, Schweiß, Engagement, Know-how und Kreativität rund um die Entwicklung verzinkter warmumformbarer beziehungsweise presshärtbarer Stähle investiert haben“, so Faderl gegenüber dem VOLKSBLATT.

„Wir haben ja heute eine umfangreiche Produktfamilie und viele optimierte Verarbeitungstechnologien entwickelt, die auch in zahlreichen weiterführenden Patenten abgebildet sind. Die Nominierung bestätigte mich auch darin, dass Geduld und Durchhaltevermögen zum Erfolg dazugehören“, so Faderl.

Die Entwicklung sei „definitiv eine Teamleistung“. Besonders herausfordernd war in diesem Fall, dass das Team nicht nur aus Linzer Kollegen bestand, sondern auch viele deutsche F&E-Kollegen von Beginn an intensiv eingebunden waren, wie Faderl erklärt. „Diese Zusammenarbeit hat, nachdem in den ersten Monaten ein starkes gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden konnte, sehr gut funktioniert.“ Die Bauteilherstellung aus verzinkten pressgehärteten Stählen erfolgt mittlerweile in zahlreichen Presshärteanlagen in Deutschland, in den USA und China.

Suche nach Wissen

Wissenschaft und Forschung seien die Suche des Menschen nach Wissen und Verständnis. „Sie hat seit Jahrhunderten das Leben für uns Menschen wesentlich angenehmer und gesünder gemacht. Ich finde es daher nicht fair die technologischen Annehmlichkeiten und die medizinischen Erkenntnisse der Wissenschaft und Forschung als Selbstverständlichkeit hinzunehmen und im selben Atemzug die Wissenschaft und Forschung als unzulänglich und unnötig hinzustellen“, findet der Forscher klare Worte.

Und einen Rat gibt Faderl jungen Forschern mit auf den Weg. „Nie die Neugier verlieren, eine hohe Frustrationstoleranz aufbauen, alles kritisch hinterfragen und dann mit viel Kreativität und möglicherweise unorthodoxen Methoden nach Antworten und Lösungen suchen.“ Eines der Lieblingszitate von Josef Faderl wird Albert Einstein zugeschrieben.

Es lautet: „If you can´t picture it, you can´t solve it!“ „In anderen Worten, wenn du dir kein Bild über etwas machen kannst, dann kannst du es auch nicht lösen“. „Für mich hieß das immer zu versuchen, mir ein Bild beziehungsweise Wirkmodell von den Zusammenhängen zu überlegen und dieses dann mit möglichst einfachen Versuchen zu bestätigen oder auch zu widerlegen.“

Preisverleihung am 4. Juli

Den Erfinderpreis gibt es seit dem Jahr 2006. Er wird jedes Jahr in fünf Kategorien an herausragende europäische Erfinder verliehen, die einen großen Beitrag zur sozialen Entwicklung, zum technologischen Fortschritt oder zum wirtschaftlichen Wachstum geleistet haben. Die Preisverleihung wird am 4. Juli in Valencia stattfinden.

Von Oliver Koch

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