ÖBB eilen von Rekord zu Rekord und wollen deutsche Verhältnisse vermeiden

ÖBB-Chef Matthä: „Die Nachfrage nach Bahnreisen ist ungebrochen.“ © APA/ROLAND SCHLAGER

ÖBB-Chef Andreas Matthä hat am Samstag im Ö1-„Mittagsjournal“ die Kritik an Engpässen beim fahrenden Material und der Pünktlichkeit der Staatsbahn unter anderem mit der großen Nachfrage der Kundinnen und Kunden begründet. „Wir eilen von Rekord zu Rekord“, meinte er und betonte: „Wir sind sehr stark nachgefragt.“ Gleichzeitig gebe es „so viele Baustellen wie noch nie“ auf den Bahnstrecken. Diese seien aber notwendig, um „deutschen Verhältnisse“ zu vermeiden, so der Bahn-Boss.

Er spielte damit auf umfangreiche Reparatur- und Erhaltungsmaßnahmen der Deutschen Bahn an, die unter anderem die Generalsanierung des Schienengüterverkehrs-Korridors Rhein-Donau-RFC9, der wichtigsten Ost-West-Verbindung quer durch Kontinentaleuropa, vorsehen. Und die Probleme beim Fernverkehr würden sich im Nahverkehr dann fortsetzen. Dass die Bundesbahnen in der Vergangenheit Zugmaterial verkauft haben, um jetzt Kapazitäten zurück zu mieten, kommentierte Matthä so: „Nicht alles ist immer befriedigend, das ist richtig“. Dies sei aber vor seiner Zeit als Vorstandsdirektor der ÖBB passiert.

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Die von der Gewerkschaft als prekär kritisierte Personalsituation sei „knapp, manchmal auch zu knapp“, die Bahn haben einen „enormen Bedarf“. Diesen sieht Matthä auch bei der Harmonisierung der nationalen Regeln im Bahnverkehr. Diese Unterschiede hätten historische Gründe, nun sei es aber an der Zeit „mit dem Blödsinn aufzuhören, wir brauchen mehr Europa“.

Die jüngste Expansion der Österreichischen Bundesbahnen in den bayerischen Nahverkehr sei „fordernd“, dass man derzeit kein Geld damit verdiene, sei angesichts der kurzen Zeit nicht ungewöhnlich. Man müsse das Engagement „im längeren Kontext sehen“.

Sein Wunsch an die Politik sei, dass der Infrastruktur-Rahmenplan – zu dem sich „alle Parteien, die im Verfassungsbogen stehen“ bekannt hätten – auch umgesetzt werde, dies sei ein „role-model“ für andere europäische Länder.

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Wie die Bahn heute betonte, steuere sie „auch 2024 wieder auf einen Fahrgastrekord zu“. Demnach liegen die Steigerungen im 1. Halbjahr bei zehn Prozent gegenüber dem bisherigem Rekordjahr 2019. Besonders gefragt seien Auslandsreisen, zum Beispiel nach Deutschland. „Die ÖBB sind auf diese Entwicklungen vorbereitet und investieren bis 2030 mehr als sechs Milliarden Euro in neue und moderne Züge. 330 neue Züge für den Nah- und Fernverkehr sind bestellt und werden laufend eingeflottet’“, hieß es von dem heimischen Logistikkonzern.

Und die Bahn verspricht: „Rechtzeitig zum Schulbeginn in Ostösterreich werden auch die Sommerbaustellen pünktlich abgeschlossen und das komplette Bahnangebot gefahren.“ Damit seien die „Ausdünnungen“ in der Ostregion wieder voll zurückgenommen und und die ÖBB würden wieder regulär fahren.

Gastronomisch geht jedenfalls alles seinen gewohnten Weg. Reisende in den ÖBB-Fernverkehrszügen werden auch weiterhin von der Wiener Donhauser GmbH (DoN’s) verpflegt. Der Caterer ging aus einer europaweiten Ausschreibung als Bestbieter hervor, die Zusammenarbeit mit den Bundesbahnen dauert nun schon seit dem Jahr 2008 an. Der Fokus liege auf Produkten mit österreichischer Herkunft von regionalen Anbietern, zudem seien über 30 Prozent der angebotenen Produkte bio-zertifiziert und 75 Prozent stammten aus Österreich, hieß es kürzlich von DoN’s.

Die ÖBB hatten im Vorjahr einen Vorsteuergewinn (EBT) von 112 Mio. Euro eingefahren und sind derzeit mit gut 45.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber des Landes. Rund 5.000 neue Beschäftigte wurden im 2023 neu aufgenommen.