Russen-Einmarsch schockt Austro-Firmen

Österreichs Unternehmen haben starke Geschäftsbeziehungen zu Russland und Ukraine – Sorge vor Kriegs-Auswirkungen wächst

Russlands Militär marschiert in die Ukraine ein - und bringt viele österreichische Firmen in Bedrängnis, die dort gute Geschäfte machen. Milliardenverluste drohen - oder ein Totalausfall. Auch Investitionen könnten zurückgestellt werden.
Russlands Militär marschiert in die Ukraine ein - und bringt viele österreichische Firmen in Bedrängnis, die dort gute Geschäfte machen. Milliardenverluste drohen - oder ein Totalausfall. Auch Investitionen könnten zurückgestellt werden. © Thomas Ragina - stock.adobe.com

Österreichs Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu Russland und Ukraine bzw. Niederlassungen vor Ort sind seit Donnerstag im Krisenmodus.

Rund 650 Firmen haben in Russland Niederlassungen, darunter Raiffeisenbank International (RBI), backaldrin, Rosenbauer usw. In der Ukraine sind es 200, darunter die oö. Fischer Sports GmbH, die im westukrainischen Mukatschewo die meisten ihrer Skier herstellt. Das Außenhandelsvolumen Österreich-Russland lag 2020 bei 4,3 Milliarden, jenes mit der Ukraine bei 830 Millionen Euro.

Bisherige Sanktionen kosteten 400 Mio. Euro

Die bisherigen Sanktionen gegen Russland haben Österreichs Wirtschaft jährlich rund 400 Millionen Euro Wertschöpfung gekostet. Bei viel härter geplanten Sanktionen von EU und USA dürfte einiges dazukommen. Besonders betroffen wäre u.a. die RBI, die in Russland 116 Filialen, 8733 Mitarbeiter und 4,54 Millionen Kunden hat. Die Bilanzsumme liegt bei 15,5 Milliarden Euro.

RBI ist in Russland systemrelevante Bank

Damit gehört sie zu den systemrelevanten Banken in Russland. In der Ukraine hat RBI 6600 Mitarbeiter und 3,1 Milliarden Euro Bilanzsumme. Von der RBI hieß es dazu am Donnerstag: „Unsere Banken in Russland und in der Ukraine sind gut kapitalisiert und finanzieren sich selbst. Zudem haben wir bereits im vergangenen Jahr im Rahmen unserer vorausschauenden Risikopolitik Rückstellungen gebildet und unseren Rubel-Hedge erhöht sowie einen Hrywnja-Hedge eingerichtet.“

Die Salzburger Porsche Holding, Generalimporteur des VW-Konzerns für Österreich mit Zuständigkeit für mehrere südosteuropäische Länder, hat in ihren Ukraine-Töchtern auf Notbetrieb umgestellt. Mitarbeiter sind vorsorglich ausgereist. Sichtlich betroffen ist Fischer Sports-Chef Franz Föttinger. Er gehe zwar davon aus, dass der Warenverkehr weiter funktioniert, habe am Donnerstag aber sofort alle zehn österreichischen Mitarbeiter aus Mukatschewo abgezogen.

Diese waren mit ebenfalls zehn mittlerweile heimgereisten Mitarbeitern des Innviertler Maschinenbauers Fill dabei, die neue Skifabrik hochzufahren, die seit 2019 um einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag errichtet wird und rund 700 bis 800 Mitarbeiter beschäftigt.

Skiproduktion läuft weiter

Teils werden dort bereits Skier produziert, wobei die Produktion weiterlaufe. Zu Sanktionen in Folge des Einmarsches der Russen möchte er nichts sagen. „Das ist Spekulation.“ Der Wiener Zuckerkonzern Agrana beschäftigt in der Ukraine 550 Mitarbeiter. U.a. werden Früchte für die Molkereiindustrie sowie Getränke-Konzentrate verarbeitet.

„Aktuell läuft die Produktion planmäßig, die Schichtpläne werden entsprechend der Situation adaptiert“, heißt es von Agrana. Die Rosenbauer AG hat in Moskau seit 2009 ein Joint Venture mit PA „Fire-fighting special technics“ LLC, wo Feuerwehrfahrzeuge für den russischen Markt gefertigt werden. Sanktionen würden PA LLV zwar treffen, das Venture sei aber so klein, dass es bei der Gruppe „nicht ins Gewicht fallen würde,“ so Rosenbauer-Sprecher Tiemon Kiesenhofer. Dennoch beobachte man die Situation „sehr, sehr genau.“

Glück im Unglück hatte Backmittelhersteller Andreas Pfahnl aus Pregarten: Er wollte 2020 20 Millionen Euro in eine Fabrik nahe Moskau investieren, dann kam Corona. Pfahnl: „Das Projekt ist aber noch nicht vom Tisch. Jetzt schauen wir einmal, was kommt“.

Von Karl Leitner

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