Tiroler Kraftwerk Imst-Haiming: BVwG erteilt Auflagen

Das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) hat dem Tiroler Landesenergieversorger Tiwag nach Einsprüchen gegen den UVP-Bescheid aufgetragen, beim geplanten Kraftwerksprojekt Imst-Haiming ökologisch nachzubessern. Ein BVwG-Sprecher bestätigte der APA einen entsprechenden Online-Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ am Freitag. Demnach wird etwa eine Reduktion der Schwall-Sunk-Ereignisse gefordert. Die Tiwag sah „grünes Licht“ für das Projekt und sprach von „geringen Anpassungen“.

Unter anderem Landesumweltanwalt, WWF, Fischereiverband und Gemeinde Haiming hatten den positiven Bescheid des Landes im Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren beeinsprucht. Der angefochtene Bescheid wurde durch das Bundesverwaltungsgericht am Mittwoch nun abgeändert und der Tiwag mehrere Auflagen erteilt, unter anderem um negative Auswirkungen auf den Fischbestand zu reduzieren. Bei Umsetzung des Vorhabens in der eingereichten und behördlich bewilligten Form ortete das Gericht etwa eine mögliche „Erhöhung der Quantität und Verschlechterung der Qualität von Schwall- und Sunkereignissen“. Dies betreffe die Restwasserstrecke, wo die „Fischfauna“ in Folge beeinträchtigt wäre. Die erteilten Auflagen sollen dem Entgegenwirken. Gegen die Entscheidung des BVwG können außerordentliche Rechtsmittel erhoben werden.

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Die Tiwag sprach in einer Aussendung von „geringen gewässerökologischen Anpassungen“ und einem generell „grünen Licht“ für das geplante Projekt. „Es war ein langer Weg. Wir haben aber sämtliche Hürden genommen“, sagte der zuständige Bauvorstand Alexander Speckle. Die Vorbereitungsarbeiten für die Umsetzung seien bereits voll angelaufen, hieß es. Die Bauzeit sei mit fünf Jahren veranschlagt. Nach Fertigstellung könnten mit dem neuen Kraftwerk jährlich rund 252 Millionen Kilowattstunden (kWh) erneuerbarer Strom erzeugt werden. Die Umsetzung des Projekts werde auch zu einer „deutlichen Verbesserung der Schwall- und Sunk-Thematik am Inn“ führen, merkte Speckle an.

WWF und Fischereiverband sahen indes im Erkenntnis des BVwG ebenfalls einen Erfolg. Der WWF sprach von „wichtigen Verbesserungen“, die erwirkt worden wären – insbesondere in Bezug auf die Restwasserstrecke. Gleichzeitig sei aber „auch hier ersichtlich, dass die Tiwag unbeirrt an den Plänen der Wasserableitungen aus dem Ötztal für den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal festhält“, kritisierte die Umweltorganisation. Denn das Schwall-Ausgleichsbecken werde von der Tiwag „nur zum Teil“ verwendet, obwohl es bereits „groß gebaut wird – weil sie das gleiche Ausgleichsbecken für die Bewilligung der Wasserleitungen aus dem Ötztal einsetzt“, monierte WWF-Gewässerschutzexpertin Bettina Urbanek.

Auch der Fischereiverband sah „wichtige Maßnahmen zur Schwallsanierung und zum Fischschutz“, die durch das Gericht vorgeschrieben worden wären. So müsse in der geplanten Restwasserstrecke mehr Wasser verbleiben und die Abgabe des Raftingwassers habe fischschonend zu erfolgen, erläuterte der Verband. Gleichzeitig teilte der Fischereiverband die Sorge bezüglich des Ausgleichsbeckens. „Wenn schon unsere Gewässer für den europäischen Strommarkt belastet und damit beachtliche Gewinne erzielt werden, dann sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, die Umweltschäden in Tirol so gering wie möglich zu halten“, so der Tiroler Landesverbandsobmann Andreas Schiechtl.

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Die Innstufe Imst-Haiming stellt ein sogenanntes Ausleitungskraftwerk dar, das die bereits im bestehenden Kraftwerk Prutz-Imst abgearbeitete Wassermenge noch einmal zur Stromgewinnung nutzt. „Das Triebwasser wird dazu über einen 14 Kilometer langen, unterirdischen Stollen von Imst nach Haiming geleitet und dort in einem unterirdischen Kavernenkraftwerk mittels zweier hocheffizienter Francis-Turbinen Strom erzeugt“, hatte Tiwag-Bauvorstand Speckle erläutert. Dies mache die Anlage energiewirtschaftlich bei vergleichsweise geringen Eingriffen in die Natur sehr effizient. Ganz und gar nicht begeistert von dem Kraftwerksprojekt hatte sich hingegen der WWF gezeigt und mehr Ausgleichsmaßnahmen bezüglich des Schwall-Problems gefordert.

Beim sogenannten Schwall-Sunk-Betrieb handelt es sich um eine Auswirkung von Wasserkraft auf die Tier- und Pflanzenwelt. Beim Einschalten eines Speicherkraftwerks fließt plötzlich eine große Wassermenge und es entsteht eine Art künstliche Hochwasserwelle. Wenn die Kraftwerke wieder ausgeschaltet werden, sinkt der Wasserstand rasch wieder. Vor allem kleine Fische können diesem schnellen Wechsel des sogenannten Schwall-Sunk-Betriebs nicht folgen und daran sterben, hatte Christoph Hauer von der Universität für Bodenkultur (Boku) im Gespräch mit der APA erklärt.