Für 480 Kinder, die derzeit über den Verein Aktion Tagesmütter OÖ im Bundesland betreut werden, braucht es eine neue Betreuungslösung. Denn der Verein gab am Dienstag bekannt, „dass er in der neuen Tarifverordnung des Landes die Finanzierung von Tageseltern zu Hause nicht ausreichend berücksichtigt sieht und daher dieser Teil aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden muss“.
Davon betroffen sind neben den Kindern, 108 Tagesmütter und neun Mitarbeiter in der Verwaltung, so Jasmine Chansri, Vorsitzende des Vereines Aktion Tagesmütter OÖ.
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Land OÖ über „voreiligen Schritt verwundert“
Von Seiten des Landes OÖ ist man über diesen „voreiligen Schritt verwundert und verweist darauf, dass heuer bereits 1,5 Mio. Euro an den Verein Aktion Tagesmütter ergangen sind“. Die ehemalige Obfrau des Landesverbandes OÖ. Tagesmütter hätte zudem die Novelle als Verbesserung öffentlich gelobt.
In einer Aussendung hieß es: „Als Obfrau begrüße ich die geplante Verordnung, die mehr Sicherheit für die Kinder und unsere Beschäftigten bietet sowie eine erhöhte Planbarkeit für die Trägerorganisationen garantiert. Besonders wichtig ist für uns, dass diese eine Valorisierung des Landesbeitrages vorsieht. Damit wird einer langen Forderung der Tageselternorganisationen entsprochen“, zeigte sich Anna Pucher damals optimistisch.
Verein dürfte Verluste haben
Nun liegen der Bildungsdirektion als unmittelbare Aufsichtsbehörde Informationen über Verluste des Vereins vor. Entsprechend der Prüfungsklausel in der Fördervereinbarung zwischen Aktion Tagesmütter und der Bildungsdirektion wird daher eine amtliche Prüfung durch externe Sachverständige eingeleitet, um die Wirtschaftlichkeit der Verwendung der Fördermittel des Landes OÖ sowie der Finanzgebarung des Vereins zu überprüfen, gab Bildungsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander bekannt.
„In Oberösterreich haben wir ein gemeinsames Ziel: Wir wollen Kinderland Nr. 1 werden. Tagesmütter und Tagesväter sind dabei ein wichtiger Bestandteil. Mit der Novelle der Oberösterreichischen Tagesmütter- bzw. Tagesväter-Verordnung haben wir dafür gesorgt, dass das auch in Zukunft so bleibt. Die Trägerorganisationen werden gestärkt und für noch mehr Qualität bei der Betreuung unserer Kinder gesorgt“, betonte Haberlander.
„Es ist und bleibt auch weiterhin unser erklärtes Ziel, den Ausbau im Bereich der Krabbelstuben voranzutreiben. Das gelingt uns gemeinsam mit unseren Partnern erfreulicherweise auch sehr gut. So sind im heurigen Arbeitsjahr 69 neue Krabbelstubengruppen entstanden und im kommenden Arbeitsjahr rechnen wir wieder mit weiteren 75 neuen Gruppen. Die neue Verordnung hat Finanzierungssicherheit gebracht. Deshalb werden wir in diesem Fall genauer hinschauen“, so Haberlander.
Bestehende Betreuungsverträge seien einzuhalten
Die Bildungsreferentin betonte, „dass die bestehenden Betreuungsverträge von der Aktion Tagesmütter einzuhalten sind. Von Seiten des Landes wird außerdem mit den bestehenden Trägern Kontakt aufgenommen, um die Übernahme einzelner Tagesmütter zu prüfen.“
Von Seiten des Landes heißt es, „dass man die Schließung des gesamten Bereichs der Tageseltern im eigenen Haushalt für eine drastische Überreaktion hält, da weiterhin vor allem an Randzeiten ein entsprechender Bedarf vorhanden sein wird“.
Wenn zum Beispiel durch die gratis Krabbelstube der Bedarf bei Tageseltern zurückgehe, sei es Aufgabe jedes Dienstgebers so zu steuern, dass eine effiziente Aufgabenerledigung weiter erfolgen könne.
Das könne naturgemäß auch beinhalten, dass einzelne Tagesmütter aufhören. Diese seien aber berechtigt als pädagogische Assistenzkraft zu arbeiten. Aktuell seien 150 Stellen ausgeschrieben.
Eltern sollen sich an den Bürgermeister wenden
Auch Gemeindebund-Präsident Christian Mader ist „verwundert über die Situation. Klar ist aber, dass die Aktion Tagesmütter bestehende Betreuungsverträge einzuhalten hat. Die Gemeinden sind Ansprechpartner und Hilfesteller für die betroffenen Eltern und ihre Kinder. Meine Botschaft an die betroffenen Eltern ist, bei Bedarf jedenfalls mit ihrer Bürgermeisterin, ihrem Bürgermeister in Kontakt zu treten, um individuelle Lösungen zu erarbeiten.“
Familienbund bietet Familien und Tageseltern an, sich zu melden
„Um Abhilfe zu schaffen, möchten wir den Betroffenen eine Perspektive geben“, sagte OÖ-Familienbund-Obmann Martin Hajart: „Als OÖ Familienbund können wir die jetzt notwendige Stabilität anbieten und laden gerne alle Familien und Tageseltern ein, Kontakt mit uns aufzunehmen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Wir haben sehr viel Erfahrung in der Kinderbetreuung und bieten eine gute, verlässliche Struktur.“