Wasserrettung hebt Holzboot aus 130 Meter Tiefe aus dem Attersee

Boot „Bibelot II“ gehört zur Sonderklasse - Bereits anno 2018 ähnliche Bergung

Die „Bibelot II“ war am 2. August 2024 bei einer Regatta gesunken. © Österreichische Wasserrettung

Eine spektakuläre Bergung vermeldet die Österreichische Wasserrettung. Geborgen wurde ein unlängst versunkenes Segelboot aus 130 Meter Tiefe.

Das Boot „Bibelot II“ gehört zur Sonderklasse und ist ein wertvolles historisches Segelboot, welches bei der Segelmeisterschaft am Attersee im Zuge dieser Regatta am 2. August gesunken ist. Während sich die Besatzung unverletzt retten konnte, sank das Boot auf den Grund des Attersee – auf 130 Meter Tiefe, wie sich später herausstellte.

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Wenige Tage später konnte das Boot durch die Österreichische Wasserrettung zunächst mit Sonar geortet und anschließend mit der Kamera eines Unterwasserroboters eindeutig identifiziert werden.

Tauchgänge in diese Tiefe bergen für die eingesetzten Tauchkräfte besondere Gefahren. Die Details müssen genau geplant werden. Da normale Atemluft, wie sie üblicherweise in den Pressluftflaschen verwendet wird, in dieser Tiefe toxisch ist, kommen besondere Gase zum Einsatz, die genau auf die Tiefe abgestimmt werden, so die Wasserrettung via Medieninfo.

Für die Arbeit am Grund in 130 Meter Tiefe bleiben den Tauchkräften nur wenige Minuten, die meiste Zeit benötigen sie beim Wiederaufstieg, um Dekompressionspausen in mehreren Höhenstufen unter Wasser abzuhalten.

Am 14.08. wurde der erste Bergungsversuch unternommen. Laut Plan war vorgesehen, mit dem Tauchroboter an dem Boot unter Wasser anzudocken. In weiterer Folge sollten die Tauchkräfte am Kabel des Roboters entlang zur „Bibelot II“ tauchen und die Bergeleine am Boot befestigen, an der es später hochgezogen werden soll. Doch der Tauchgang musste aufgrund eines Gewitters vorzeitig abgebrochen und auf den nächsten Tag verlegt werden.

Am nächsten Tag wurde nochmals damit begonnen, den Tauchroboter wie geplant zu positionieren. Anschließend konnten zwei Spezialisten auf 130 Meter Tiefe abtauchen und die Bergeleine befestigen.

Mit im Wasser waren jeweils zwei Sicherungstauchkräfte auf 60 Meter und auf 20 Meter Tiefe mit Reserveflaschen. An der Wasseroberfläche wurde die Bergeleine an einer Boje gesichert, damit war der gefährliche Teil der Bergung erfolgreich geschafft.

Am 17. August schleppte die Wasserrettung ein Ponton mit einer gemieteten Spezialseilwinde an die Untergangsstelle. Mit der Winde wurde das Segelboot an der Bergeleine aus dem Schlamm gezogen und auf circa 20 Meter gehoben.

Anschließend wurde der Ponton mit dem darunter hängenden Boot in seichteres Gewässer geschleppt. Im nächsten Schritt befestigten Tauchkräfte Hebeballone am Holzrumpf des Bootes und legten das Boot nochmals in 20 Meter Tiefe auf den Grund des Attersees um die Bergeleine lösen und damit das darüberliegende Ponton wegbringen zu können.

Auch wenn die anschließende Bergung mittels der Hebeballone noch immer sehr viel Erfahrung und Wissen voraussetzt, ist es doch für die Einsatztauchkräfte der Österreichischen Wasserrettung fast schon „Busness as usual“.

Die „Bibelot II“ wurde so weit gehoben, dass das Wasser aus dem Rumpf gepumpt werden konnte, um sie abschließend zum Hafen abzuschleppen. Ein besonderer Grund zur Freude für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte war, dass das Boot völlig unbeschädigt übergeben werden konnte.

Bereits 2018 barg die Österreichische Wasserrettung ein Segelboot aus 135 Metern Tiefe aus dem Attersee, damals in Zusammenarbeit mit einer Spezialfirma aus Deutschland. Die dort gemachten Erfahrungen versetzten die Spezialkräfte der ÖWR aus Oberösterreich diesmal in die Lage, die Bergung selbstständig durchzuführen.

Unterstützt wurden sie von der ÖWR Landesverband Salzburg mit dem Tauchroboter und der zuständigen Bedienungsmannschaft. Diese hervorragende Zusammenarbeit innerhalb der Österreichischen Wasserrettung über die Landesgrenze hinweg, kommt bei mehreren Einsätzen immer wieder zum Tragen.

Das teure Spezialgerät muss aus Kostengründen nicht in jedem Verband selbst angeschafft und auch die Ressourcen für das Training der Spezialfähigkeiten der ehrenamtlichen Einsatzkräfte minimiert werden.

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