Ukrainische Behörden: Mehrere Tote in Donezk und Charkiw

Kriegsschäden in Charkiw © APA/AFP/IVAN SAMOILOV

Laut ukrainischen Angaben hat es im Ukraine-Konflikt am Samstag wieder mehrere Tote durch russische Angriffe gegeben. In dem größtenteils von Moskaus Truppen kontrollierten Gebiet Donezk wurden demnach in der Stadt Tschassiw Jar mindestens fünf Menschen getötet. In der Region Charkiw starben den Informationen zufolge zwei Zivilisten. Erst am Freitag waren bei einem Bombenangriff in der Stadt Charkiw ein Wohnhaus und ein Spielplatz getroffen worden, sieben Menschen starben.

Aus der umkämpften Region Donezk vermeldete der ukrainische Verwaltungschef Wadym Filaschkin via Telegram: „Die Russen haben in der Früh gefeuert, Geschoße trafen ein privates und ein mehrstöckiges Haus.“ Die getöteten Männer seien im Alter von 24 bis 38 Jahren gewesen.

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„Tschassiw Jar ist eine Stadt, in der schon seit mehr als zwei Jahren kein normales Leben mehr möglich ist. Macht euch nicht zur russischen Zielscheibe! Bringt euch in Sicherheit!“, erklärte Filaschkin. Die Stadt hatte vor Beginn des russischen Angriffskrieg im Februar 2022 etwas mehr als 12.000 Einwohner, aktuell sind es knapp 700. Der Verwaltungschef hatte angesichts des russischen Truppenvormarsches in der Region Donezk zuletzt Evakuierungen in Dutzenden Ortschaften angeordnet. Besonders stark umkämpft ist die Region Pokrowsk, wo ab Montag an auch die Banken geschlossen werden.

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor ein weiteres Vorrücken in der Region Donezk gemeldet. Dort sei das Dorf Kirowe eingenommen worden, hieß es. Die Angaben sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Aber auch ukrainische Militärbeobachter hatten den russischen Truppen erneut Gebietsgewinne in der Region bescheinigt.

In der ukrainischen Oblast Charkiw hätten wiederum Lenkbomben in dem 4000-Einwohner-Dorf Tscherkaska Losowa ein Wohnhaus getroffen, teilte Regionalgouverneur Oleh Synehubow mit. Zwei Zivilisten starben. Acht Menschen seien verletzt worden. Rettungskräfte seien im Einsatz. Zuvor hatte es bei einem schweren russischen Luftschlag in Charkiw auf ein Hochhaus mindestens 7sieben Tote und 97 Verletzte gegeben. Synjehubow ordnete Trauerbeflaggung an.

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Die Ukraine wehrt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren mit westlicher Hilfe gegen den russischen Angriffskrieg. In ihrem Verteidigungskampf hatte sie zuletzt die Angriffe auf russische Regionen massiv erhöht, um dort den militärischen Nachschub zu zerstören.

Im Gebiet Kursk marschierten Anfang August rund 10.000 ukrainische Soldaten ein, die dort Dutzende Ortschaften und nach Angaben der Militärführung in Kiew mehr als 1.000 Quadratkilometer Fläche unter ihrer Kontrolle haben. Nach russischen Angaben dauerten die schweren Kämpfe an. Die Lage sei insgesamt im Gebiet Kursk äußerst gespannt, aber ohne wesentliche Kräfteverschiebungen, meinten russische Militärblogger.

Die ukrainische Luftwaffe bekommt nach dem Verlust eines Kampfjets vom Typ F-16 eine neue Führung. Präsident Wolodymyr Selenskyj entließ den bisherigen Luftwaffenkommandanten Mykola Oleschtschuk. Zwar wurde offiziell kein Grund genannt, allerdings lag der Zusammenhang mit dem Verlust der US-Maschine nahe. Der laut Medien in den USA an der F16 ausgebildete ukrainische Pilot starb. Kommissarisch wurde Anatolij Krywonoschko zum Kommandanten bestimmt, wie der Generalstab mitteilte.

„Ich würde wahrscheinlich sagen, dass dies eine Rotation ist, aber es ist bedauerlich“, sagte der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow in einem Interview mit dem Sender CNN auf die Frage, ob die Entlassung mit dem Verlust des Kampfjets zu tun habe. Es handle sich dabei um zwei „unterschiedliche Angelegenheiten“. Umjerow betonte, dass die Untersuchung zur Ursache noch laufe. „Ich möchte keine Vermutungen anstellen.“

„Ich habe mich entschlossen, den Kommandanten der Luftwaffe der Ukraine zu entlassen“, sagte Selenskyj am Freitag in seiner abendlichen Videoansprache. Er danke allen Angehörigen der Luftwaffe, die wirklich Resultate für die Ukraine erzielten. „Das gilt auch für die Kommandoebene. Wir müssen stärker werden. Und unsere Leute bewahren.“

Erst am Donnerstag hatte der Generalstab bestätigt, dass eine der wenigen Maschinen F-16 im Einsatz gegen einen massiven russischen Luftangriff am Montag verloren gegangen sei. Die Rede war von einem Absturz. Allerdings schlossen ukrainische Abgeordnete und Aktivisten einen versehentlichen Abschuss durch die eigene Flugabwehr nicht aus.

Kurz vor seiner Entlassung kritisierte Oleschtschuk noch die Verteidigungspolitikerin Marjana Besuhla, die die offizielle Version des Absturzes in Zweifel zog. Sie hatte im sozialen Netzwerk X geschrieben, die Maschine sei wegen fehlender Koordination von einem ukrainischen Patriot-Flugabwehrsystem getroffen worden. Sie leiste russischer Propaganda Vorschub, schrieb Oleschtschuk und drohte, sie vor Gericht zu bringen. Der Verlust der Maschine werde aufgeklärt, auch in Zusammenarbeit mit dem Herstellerland USA.

Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak und Verteidigungsminister Umjerow führten in Washington Gespräche mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Austin sagte nach dem Treffen, dass die Flugabwehr der Ukraine gestärkt werden solle. Dafür wollten sich die Vereinigten Staaten beim nächsten Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe am US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein (Deutschland) kommende Woche starkmachen.

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