Tote bei russischem Beschuss in der Ostukraine

Ukraine verzeichnete wieder starke Drohnenangriffe (Archivbild) © APA/AFP/OLEKSANDR GIMANOV

Bei neuem russischen Artilleriebeschuss sind in der Stadt Kostjantyniwka im ostukrainischen Gebiet Donezk nach offiziellen Angaben mindestens drei Menschen getötet worden. Dabei handle es sich um drei Männer im Alter von 24 bis 69 Jahren, teilte der Gouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Drei weitere Menschen seien verletzt worden. Ein Mehrfamilienhaus, ein Verwaltungsgebäude und ein Geschäft seien beschädigt worden.

Die Ukraine meldete in der Nacht auf Samstag einen massiven russischen Drohnenangriff. Russland habe in der Nacht mit insgesamt 67 Langstreckendrohnen angegriffen, teilte die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit. Davon habe die Luftabwehr 58 Drohnen abgeschossen. Russland habe aus zwei Grenzregionen sowie von der besetzten Halbinsel Krim angegriffen, elf ukrainische Regionen seien attackiert worden. Einzelne Drohnen seien auch auf das Gebiet der benachbarten Republik Belarus geraten. Minsk hatte zuletzt wiederholt Luftraumverletzungen und den Abschuss von Flugobjekten gemeldet.

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Im Visier der Russen war auch erneut die Hauptstadt Kiew. Dort seien Drohnentrümmer neben dem Parlamentsgebäude niedergegangen, hieß es in einer Erklärung des Abgeordnetenhauses ebenfalls auf Telegram. Parallel wurden Fotos von den Trümmerteilen veröffentlicht. Sie lagen auf dem Boden nahe des Parlaments. Das Regierungsviertel von Kiew mit Parlament und Präsidialamt gilt als der am stärksten geschützte Ort des ganzen Landes. Es ist selten, dass Drohnen überhaupt so weit ins Zentrum der Hauptstadt gelangen. Reuters-Reporter in Kiew berichteten Samstagfrüh von einer Reihe von Explosionen, die im Zentrum der Stadt laut zu hören waren. Zu möglichen Opfern oder Schäden lagen zunächst keine Angaben vor.

Russland rückte unterdessen nach eigenen Angaben in der Ostukraine weiter vor. Die Streitkräfte hätten das Dorf Kalynowe in der Region Donezk eingenommen, meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Moskau. Die russischen Invasionstruppen sind seit geraumer Zeit in der Ostukraine auf dem Vormarsch und haben zuletzt die Einnahme mehrerer Ortschaften gemeldet.

Dem britischen Verteidigungsministerium zufolge machen die Russen auch Fortschritte bei Wuhledar, das südwestlich der Stadt Donezk liegt. Russland habe schon früher versucht, die Stadt anzugreifen, was zu schweren Verlusten, aber nur geringem Gebietsgewinn geführt habe, teilte das Ministerium in London mit. Im August hätten russische Truppen allerdings Gewinne im Osten und Westen von Wuhledar gemacht. „Im nächsten Monat wird Russland wahrscheinlich weiter versuchen, bei Wuhledar Fortschritte zu machen und die Stadt selbst zu bedrohen.“

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Auf der anderen Seite der Grenze meldete das russische Gebiet Woronesch einen ukrainischen Drohnenangriff. Gouverneur Alexander Gussew rief nach Explosionen im Bezirk Ostrogoschsk den Ausnahmezustand aus. Er teilte via Telegram mit, dass mehrere Ortschaften evakuiert würden. Demnach kam es an einem Objekt mit explosiven Materialien nach einem Brand zu Detonationen. Gussew sagte nicht, um welche Art von Objekt es sich handelte. Ukrainische Medien berichteten, dass das Munitionslager im Dorf Soldatskoje im Westen Russlands getroffen worden sei. Von dort seien die russischen Truppen in der Ukraine versorgt worden, berichteten Medien in Kiew unter Berufung auf den ukrainischen Militärgeheimdienst SBU.

Hunderte Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, sagte Gussew. Er teilte auch mit, dass die Autobahn auf einer Strecke von 54 Kilometern gesperrt worden sei, aus Sicherheitsgründen. Gemeint ist die Autobahn von Woronesch Richtung der ostukrainischen Stadt Luhansk, die schon seit 2014 nicht mehr unter Kontrolle Kiews ist. An der Trasse standen Flächen in Brand, durch die anhaltenden Explosionen gebe es Probleme beim Löschen, teilte der Gouverneur mit.

Nach Darstellung Gussews gab es zunächst keine Verletzten. Das Ausmaß der Schäden war demnach nicht klar. Die meisten Bewohner würden bei Verwandten und Bekannten unterkommen, teilte er mit.

In dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschießen sich die beiden Kriegsparteien immer wieder gegenseitig mit Drohnen, um etwa auch Treibstoff- und Munitionsdepots für den militärischen Nachschub zu zerstören. Die Region Woronesch war immer wieder Ziel von Angriffen.

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