Nordkorea unterstützt laut südkoreanischen Angaben Russlands Armee in der Ukraine und ist bereits aktiv an den Kämpfen beteiligt. Spezialisten würden an der Front aus nordkoreanische Raketen bedienen, erklärte die südkoreanische Spionageabwehr am Freitag. Rund 1.500 nordkoreanische Spezialkräfte hätten sich auf russischen Schiffen nach Russland eingeschifft. Nordkorea wolle insgesamt 12.000 Soldaten nach Russland schicken, so die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
Das Präsidentenbüro in Seoul teilte mit, man habe die Verlegung der nordkoreanischen Soldaten verfolgt. Demnach wurde am 8. Oktober mit den Transporten begonnen. Von Nordkorea und Russland gab es zunächst keine Stellungnahmen zu den Angaben. Der britische Premierminister Keir Starmer sagte am Rande seines Besuchs in Berlin mit Blick auf Russland: „Falls die Berichte zutreffen, wirkt es eher wie ein Akt der Verzweiflung.“
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Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol hielt ein außerplanmäßiges Sicherheitstreffen mit den Spitzen des Geheimdienstes und des Militärs ab, um die Beteiligung nordkoreanischer Truppen am Ukraine-Krieg zu bewerten. „Die Teilnehmer teilten die Ansicht, dass die derzeitige Situation (…) eine ernste Sicherheitsbedrohung nicht nur für unser Land, sondern auch für die internationale Gemeinschaft darstellt“, hieß es.
Der südkoreanische Geheimdienst berichtete, KI-gesteuerte Gesichtserkennungsprogramme seien eingesetzt worden, um die nach Russland entsandten nordkoreanischen Soldaten zu identifizieren. Sie hätten russische Uniformen und Waffen erhalten und seien mit gefälschten russischen Pässen ausgestattet worden. Sie seien zu Kasernen im Osten Russlands gebracht worden und würden dort trainiert. Es sei wahrscheinlich, dass sie nach den Vorbereitungen an die Front verlegt werden würden, teilte die Spionage-Behörde weiter mit. Nordkorea habe zudem Artillerie-Granaten, Panzerabwehrwaffen und Raketen nach Russland geliefert.
Jüngst hatte auch die Staatsführung in Kiew von Soldaten aus Nordkorea in den Reihen der russischen Besatzungstruppen gesprochen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Nordkorea bereits am Donnerstag vorgeworfen, Tausende Soldaten zur Unterstützung der russischen Armee vorzubereiten. Im Osten Russlands würden derzeit 11.000 nordkoreanische Infanteristen ausgebildet, sagte zudem der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, in einem Interview. Er rechne damit, dass sie ab 1. November zum Einsatz gegen die Ukraine bereit seien.
Die NATO prüft unterdessen die Berichte über eine Entsendung nordkoreanischer Truppen für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Generalsekretär Mark Rutte sagte nach einem Verteidigungsministertreffen der Bündnisstaaten, man könne eine aktive Beteiligung nordkoreanischer Soldaten an den Kriegshandlungen bisher nicht bestätigen. Man führe allerdings Gespräche mit den Partnern aus dem Indopazifik-Raum, um alle möglichen Beweise auf den Tisch zu bekommen. Die Situation, dass die NATO die Beteiligung nordkoreanischer Soldaten an Kampfhandlungen nicht bestätige, könne sich ändern, betonte Rutte. Nordkorea habe Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine bereits in der Vergangenheit unterstützt. Dem südkoreanischen Geheimdienst zufolge liefert das international weitgehend isolierte Land vor allem Artilleriegeschosse und Kurzstreckenraketen.
Sowohl Russland als auch Nordkorea bestreiten seit Monaten mögliche Waffenlieferungen. Die Regierung in Moskau hat auch frühere Spekulationen zurückgewiesen, nordkoreanische Soldaten könnten in der Ukraine eingesetzt werden.
Russland und Nordkorea haben seit dem Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter Wladimir Putin und Kim Jong-un im vergangenen Jahr ihre Zusammenarbeit deutlich verstärkt. Nordkorea verfügt nach jüngsten Angaben Südkoreas über 1,28 Millionen aktive Soldaten und hat die Entwicklung einer Reihe von ballistischen Raketen und eines Atomwaffenarsenals vorangetrieben. Erst im Juni unterzeichneten Moskau und Pjöngjang einen Vertrag über eine allumfassende strategische Zusammenarbeit, der auch einen gegenseitigen Beistand für den Fall eines Angriffs durch einen Drittstaat beinhaltet.