Am Donnerstag wird eines der beiden Opfer jenes Jägers, der am Montag der Vorwoche im Mühlviertel zwei Menschen erschossen haben soll, in seiner Heimatgemeinde begraben. Das zweite, ein Bürgermeister aus der Region, wird am Samstag beigesetzt. Nachdem der mutmaßliche Täter erst nach einer gut fünftägigen Großfahndung tot im Wald aufgefunden wurde und eine Obduktion vorerst keine Angabe zum Todeszeitpunkt ergab, wird nun ein forensisch-entomologisches Gutachten erstellt.
Innerhalb von eineinhalb Stunden soll der Täter in Fraunschlag (Gemeinde Altenfelden/Bezirk Rohrbach) den Bürgermeister aus der Region und im benachbarten Arnreit einen ehemaligen Jagdleiter mit gezielten Kopfschüssen getötet haben. Hintergrund dürften jagdliche Streitigkeiten gewesen sein. Der bewaffnete Mann flüchtete mit seinem Auto, dann war er mehrere Tage lang verschollen. Rund 50 Leute, die zuvor Probleme mit dem offensichtlichen Schützen gehabt hatten, bekamen Personenschutz. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften suchte tagelang. Rund 500 Hinweise aus der Bevölkerung gingen im Lauf der Fahndung ein und wurden abgearbeitet.
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Donnerstagabend ging jener Hinweis ein, der die heiße Spur brachte: Jemand hatte ein Auto in den Wald fahren gehört. Freitagfrüh wurde das leere Täterfahrzeug, am Samstag dann der Flüchtige tot gefunden.
Die Staatsanwaltschaft Linz hatte bei der Gerichtsmedizin ein Gutachten zur Todesursache sowie zum Todeszeitpunkt in Auftrag gegeben, so eine Behördensprecherin. Eindeutig beantwortet wurde nur der erste Punkt. Der 56-Jährige hat Suizid begangen. Die Frage nach dem „Wann“ konnte anhand der Obduktion nicht geklärt werden. Damit blieb im Raum stehen, ob der Gesuchte mögliche Fluchthelfer gehabt haben könnte.
Nun wird die Gerichtsmedizin ein vertiefendes Gutachten erstellen, um anhand von Insektenlarven den Todeszeitpunkt einzugrenzen. Davon erhoffe man sich auch die zweite Frage „des aufrechten Auftrages der Staatsanwaltschaft“ zu klären, so die Sprecherin. Neben der Frage nach eventuellen Fluchthelfern steht auch jene im Raum, wann das Auto an die Fundstelle gekommen ist. Denn laut Polizei war diese bereits am Dienstag abgesucht worden. Die Exekutive sieht sich allerdings mit Spekulationen konfrontiert, ob der Wagen nicht eventuell übersehen worden sein könnte.
Die Landespolizeidirektion hat zu dem Fall mitgeteilt, dass wie „bei derartig großen Einsätzen“ mit Spezialkräften des Einsatzkommandos Cobra und der Schnellen Interventionsgruppe (SIG) sowie Polizisten aus anderen Bundesländern üblich eine standardmäßige Evaluierung beim Innenministerium angeregt worden sei. „Schritt für Schritt“ hätten die Einsatzkräfte das Gebiet abgesucht, kontrollierten Feldwege, Straßen und Gewässer. Es wurden Hochstände, Jagdhütten und Höhlensysteme durchsucht. Neben technischen Hilfsmitteln wie Polizeihubschrauber, Wärmebildkameras, Drohnen, gepanzerten Fahrzeugen und dem Polizeiboot, waren auch Cobra-Taucher im Einsatz, so die Polizei.
Zudem wurde mit „unkonventionellen Mitteln“ versucht, den Aufenthaltsort des Gesuchten zu ermitteln: Nach dem Auffinden des Autos ließ man dessen Hunde im dortigen Waldstück nach dem Herrchen suchen. Die Tiere wurden freigelassen und deren Weg durch Polizeidrohnen überwacht – allerdings ohne Erfolg. 800 Meter vom geparkten Auto entfernt, fanden SIG-Beamte dann den Toten.
Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter bittelebe.at