Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid auf Rekordhoch

Der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 ist so hoch wie nie © APA/AFP/MUJAHID SAFODIEN

Der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid durch das Verbrennen von Öl, Gas und Kohle steigt in diesem Jahr auf ein Rekordhoch. Zu diesem Ergebnis kommt die internationale Forschungsinitiative Global Carbon Project in ihrem neuen Bericht, der auf der Weltklimakonferenz im aserbaidschanischen Baku vorgestellt wurde. Die fossilen CO2-Emissionen dürften demnach 0,8 Prozent über denen des Vorjahres liegen und 37,4 Milliarden Tonnen erreichen.

Es gebe kein klares Anzeichen dafür, dass die Welt den Höhepunkt der fossilen Emissionen bereits erreicht hat, sagte Judith Hauck vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, eine der etwa 120 Autorinnen und Autoren des Berichts Global Carbon Budget 2024. Die Forschenden appellieren an die Staats- und Regierungschefs in Baku, den CO2-Ausstoß auf einen Abwärtspfad in Richtung netto Null zu bringen.

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Hauck betonte, dass es nun immerhin 22 Länder gebe, in denen der Ausstoß klimaschädlicher Gase in den vergangenen Jahren reduziert wurde, während die Wirtschaft wuchs. Dazu gehörten auch die USA und viele europäische Länder. „Wir sehen da einen Trend, der uns natürlich viel zu langsam geht, der aber eben in die richtige Richtung geht und der durchaus Hoffnung macht.“

Für China, das für fast ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, kommen die Forschenden in diesem Jahr nur noch auf einen sehr leichten Anstieg von etwa 0,2 Prozent. Dort könnte der Wendepunkt erreicht sein, denn 0,2 Prozent sei innerhalb der Fehlerbandbreite, kommentierte der Klimawissenschaftler Niklas Höhne vom NewClimate Institute. China setze massiv auf Elektromobilität, wodurch der Ölverbrauch gesunken sei.

Doch der Energiehunger sei in China und überall sonst auf der Welt groß, etwa durch den vermehrten Einsatz von Klimaanlagen und Künstlicher Intelligenz. Um den Bedarf zu decken, werde die Infrastruktur für fossile Energie häufig weiter ausgebaut, fuhr Höhne fort. Auf der anderen Seite seien auch erneuerbare Energien im Wachstum, auch weil etwa Solaranlagen unglaublich günstig geworden seien. Irgendwann würden diese günstigen erneuerbaren Energien die fossilen aus dem Markt drängen. „Das ist die Hoffnung, dass das in den nächsten Jahren passiert.“

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Für den Bericht schauten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch an, wie viel CO2 wieder aus der Luft verschwindet. Etwas mehr als die Hälfte des von Menschen ausgestoßenen CO2 wird von den Ozeanen, Pflanzen und Böden aufgenommen. „Beide Senken werden auch getroffen oder beeinflusst durch die Klimaveränderungen“, sagte Hauck.

Land-Ökosysteme konnten im Jahr 2023 dem Bericht zufolge durch den Klimawandel etwa 27 Prozent weniger CO2 aufnehmen als noch 2014. Das liege unter anderem an einem geringeren Niederschlag und höheren Temperaturen in bestimmten Regionen. Die Meere konnten demnach in dieser Zeit knapp sechs Prozent weniger CO2 aufnehmen, was wahrscheinlich vor allem auf veränderte Winde zurückzuführen sei, welche die Ozeanzirkulation stören.

Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre wird dem Bericht zufolge in diesem Jahr voraussichtlich 422,5 ppm (parts per million – Teilchen pro Millionen Teilchen) erreichen. Das sind mehr als 50 Prozent mehr als vor Beginn der Industrialisierung. Damit die Menge an CO2 runtergehe, müsse die Welt nicht nur weniger ausstoßen als bisher, sondern gar nichts mehr, betonte Co-Autorin Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Alles, was wir heute emittieren, hat sehr langfristige Folgen.“

Es seien nur noch wenige Jahre, bis das weltweite Ziel, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, um die schlimmsten Klimawandelfolgen abzuhalten, verfehlt werde, ergänzte Pongratz. „Unsere besten Abschätzungen ergeben, dass wir in sechs Jahren eine 50-prozentige Chance haben, dass wir die 1,5 Marke knacken.“ Das heiße andersherum: Für das 1,5-Grad-Ziel müsste die Welt in sechs Jahren netto auf null Emissionen kommen. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte sie. Das aktuelle Jahr wird dem EU-Klimawandeldienst Copernicus zufolge zwar so gut wie sicher im Durchschnitt mehr als 1,5 Grad wärmer als die Jahre im vorindustriellen Mittel. Das Pariser Klimaziel gilt damit aber noch nicht als verfehlt, da dafür auf längerfristige Durchschnittswerte geschaut wird.

Solange die Welt noch nicht bei null CO2-Ausstoß angekommen sei, stiegen die Temperaturen weiter, erklärte Pongratz. „Mit all den fatalen Folgen, die wir mit Feuer und Überflutungen gerade in den letzten zwölf Monaten massiv gesehen haben.“