68 Tote bei Flugzeugabstürzen in Südamerika

Flugzeugwrack nach Absurz in Vinhedo (Brasilien) © APA/AFP/MIGUEL SCHINCARIOL

Ein Flugzeug mit 61 Menschen an Bord ist in ein Wohngebiet der Stadt Vinhedo im brasilianischen Bundesstaat São Paulo abgestürzt. Laut Stadtverwaltung überlebte kein Insasse das Unglück am frühen Freitagnachmittag (Ortszeit). Der Fluggesellschaft VoePass zufolge waren 57 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder an Bord. Ein Luftfahrtunglück gab es am Freitag auch in einem anderen südamerikanischen Staat: Beim Absturz eines Kleinfliegers in Chile starben sieben Personen.

Zunächst war in Brasilien von 58 Passagieren die Rede gewesen. Die Zahl der Fluggäste wurde nachträglich korrigiert. Das Flugzeug war von der Stadt Cascavel im Bundesstaat Paraná in Richtung Guarulhos in São Paulo unterwegs. Der Flughafen São Paulo-Guarulhos ist der größte Flughafen Brasiliens. Erst vor rund 19 Monaten kamen in Nepal beim Absturz des gleichen Flugzeugtyps ebenfalls Dutzende Menschen ums Leben.

Lesen Sie auch

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bat bei einer Veranstaltung im Süden des Landes die Anwesenden, eine Schweigeminute einzulegen. „Eine sehr traurige Nachricht. Mein ganzes Mitgefühl gilt den Familien und Freunden der Opfer“, teilte Lula auf der Plattform X mit.

Örtliche Behördenvertreter teilten in Vinhedo mit, das Flugzeug sei 80 Kilometer nordwestlich der Wirtschaftsmetropole São Paulo hinter einer Baumgruppe in eine Wohnsiedlung gefallen. In einem Haus in der Nähe hätten sich zu dem Zeitpunkt Bewohner befunden. Am Boden sei aber niemand verletzt, sondern lediglich ein Gebäude beschädigt worden.

Eine Anrainerin, die ein Video des brennenden Flugzeugs gemacht hat, sagte im Fernsehsender UOL: „Ich habe noch nie in meinem Leben einen so lauten Knall gehört.“

Die Feuerwehr ist nach eigenen Angaben mit Rettungsteams vor Ort. Krankenhäuser in Vinhedo waren in besonderer Bereitschaft. Neben der Feuerwehr seien auch der Zivilschutz und die Polizei im Einsatz, berichtete „G1“.

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie ein Flugzeug bei klarem Wetter ins Strudeln kam und vom Himmel fiel. Dichter Rauch stieg anschließend auf. Daten der Plattform Flightradar 24 legen nahe, dass das Flugzeug in weniger als einer Minute um fast 4.000 Höhenmeter absackte.

Der Gouverneur von São Paulo, Tarcísio de Freitas, sagte: „Meine Solidarität gilt allen Opfern und den von dieser Tragödie Betroffenen.“ Er versprach alle notwendige Unterstützung.

Man könne noch nichts zur Ursache des Absturzes sagen, teilte die Airline VoePass in einem ersten Instagram-Post zu dem Unglück mit. Die Bundespolizei hat eine Untersuchung des Unfalls eingeleitet. Im Haus eines Bewohners der geschlossenen Wohnanlage, in der sich die Tragödie ereignete, richtete die Polizei eine Art Krisenstab ein, wie „G1“ berichtete.

Der Unfall gehört dem Nachrichtenportal „UOL“ zufolge zu den tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt.

In Erinnerung ist vielen etwa ein Absturz vom 28. November 2016, als das Flugzeug des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense auf dem Weg nach Medellín zum Final-Hinspiel um die Copa Sudamericana, dem Südamerika-Pokal, in Kolumbien verunglückte. Damals starben 71 Menschen, darunter fast alle Spieler sowie Betreuer, Trainer und mitreisende Journalisten. Sechs Passagiere überlebten.

Die Unglücksmaschine vom Freitag war ein Turboprop-Passagierflugzeug vom Typ ATR 72. Das Modell ist ein Schulterdecker des französisch-italienischen Konsortiums Avions de Transport Régional. Im Jänner 2023 starben beim Absturz einer ATR 72-500, die sich in Nepal im Landeanflug auf den Pokhara International Airport befand, 72 Insassen, darunter vier Besatzungsmitglieder.

In Chile kamen beim Absturz eines Kleinflugzeugs alle sieben Insassen ums Leben gekommen. „Der Pilot und seine sechs Passagiere starben“, teilte die chilenische Zivilluftfahrtbehörde DGAC am Freitag (Ortszeit) mit. Angaben zur Unglücksursache machte die Behörde zunächst nicht. Ein Vertreter der Regionalregierung teilte mit, die Staatsanwaltschaft und der gerichtsmedizinische Dienst seien angewiesen worden, eine Untersuchung einzuleiten.

Der Kontakt zu dem Flugzeug vom Typ Piper Navajo brach der Luftfahrtbehörde zufolge kurz nach seinem Start in Coyhaique rund 1700 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago ab. Wegen der schwierigen Wetterlage in der Bergregion war zunächst unklar, wann die Leichen der Opfer geborgen werden können. Laut einem Armeevertreter könnten die Bergungsarbeiten wegen einer heraufziehenden Schlechtwetterfront mit Schneefall mehrere Tage dauern.

Das könnte Sie auch interessieren