Schiffbruch vor Palermo: Ermittlungen gegen Kapitän

Jacht-Unglück: Sieben Menschen wurden tot geborgen © APA/AFP (Archiv)/ALBERTO PIZZOLI

Eine Woche nach dem Untergang einer Luxusjacht vor der Küste Siziliens mit sieben Toten hat die dortige Staatsanwaltschaft eine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung gegen den neuseeländischen Kapitän eröffnet. Es werde wegen der möglichen „Verbrechen des fahrlässigen Schiffbruchs und mehrfacher fahrlässiger Tötung“ ermittelt, berichtete die Tageszeitung „La Repubblica“ am Montag. Der Kapitän war am Sonntag zwei Stunden lang befragt worden.

Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte Segeljacht „Bayesian“ war in der Nacht zum Montag in der Nähe von Porticello vor der Küste Palermos in einem Sturm gesunken. Ursache war eine Wasserhose, eine Art Tornado, über dem Meer. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden, sieben kamen ums Leben.

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Der im Fall ermittelnde Staatsanwalt der sizilianischen Stadt Termini Imerese, Ambrogio Carosio, will wissen, ob die Seitentüren der Jacht versehentlich offen gelassen wurden. Dies könnte erklären, warum derart große Wassermassen in so kurzer Zeit in das Schiff eindringen konnten, was zur raschen Senkung der Jacht geführt hatte.

Der Chef der „Italia Sea Group“, dem Mutterkonzern des Bootsbauers „Perini Navi“, Giovanni Costantino, sprach in einem Interview mit italienischen Medien von einer „Serie unbeschreiblicher, unvernünftiger Fehler“. Die Frage sei unter anderem, ob Luken und Türen offen waren, die angesichts des Sturms hätten geschlossen sein müssen. Ob das so zutrifft, ist bisher nicht geklärt.

Vor dem Untergang der „Bayesian“ sei mit großer Verspätung Alarm geschlagen worden. Die Staatsanwaltschaft von Termini Imerese geht auch dieser Hypothese nach. Die Ermittler befragen das Besatzungsmitglied, das in jener Nacht auf der Brücke Dienst hatte und über die modernste Ausrüstung verfügte, um sowohl um Wetterwarnungen wie auch den Zustand des Schiffes zu erkennen.

Noch unklar ist, ob die Ermittlungen auch andere Mitglieder der zehnköpfigen Crew betreffen, die sich mit Ausnahme des Bordkochs Thomas Recaldo alle retten konnten. Die Crew logiert weiterhin im Hotel Domina Zagarella in der Ortschaft Santa Flavia, in dem sie nach dem Unglück untergebracht wurde. Während sechs überlebende Passagiere am Sonntag Sizilien in Richtung London verlassen haben, bleibt die Crew auf der Insel, offenkundig in der Erwartung, von den Ermittlern erneut befragt zu werden.

Der britische Milliardär Mike Lynch hatte die Gäste der Jacht eingeladen: Der Unternehmer feierte auf dem Schiff mit Freunden und Familie seinen Freispruch im Prozess um einen Milliardenbetrug. Unter den Todesopfern sind Lynch und seine 18-jährige Tochter. Einige Antworten könnte die Obduktion der Leichen geben, die am Dienstag beginnen und circa drei Tage lang dauern wird.

An der Strandpromenade von Porticello hat am Sonntagabend eine Mahnwache in Andenken an die Opfer des Schiffsunglücks stattgefunden. Rettungseinheiten, Taucher und Feuerwehrleute, die sich an der Bergung der Todesopfer der Tragödie auf See beteiligt hatten, waren anwesend.

Die sechs der 15 Überlebenden des Schiffsunglücks vor Palermo haben am Sonntag Sizilien verlassen. Sie gingen in Palermo an Bord eines Privatflugzeugs, das in Richtung London abhob, berichteten italienische Medien. Zu ihnen zählte auch Angela Bacares, Ehefrau des Tycoons Lynch und Mutter von Hannah. Die 57-Jährige ist Besitzerin der gesunkenen Luxusjacht.

Bei den Todesopfern handelt es sich neben Lynch und seiner Tochter um den hochrangigen Manager der Investmentbank Morgan Stanley International, Jonathan Bloomer, dessen Frau Anne Elizabeth, den Anwalt Chris Morvillo und dessen Frau Nada. Bereits am vergangenen Montag war die Leiche des Bordkochs gefunden worden.

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