Mit Corona-Ende nahm Alkohol- und Drogen-Konsum wieder zu

Nachdem die Corona-Jahre vor allem den Konsum von Partydrogen haben sinken lassen, ist mit Auslaufen der Pandemie offenbar der „alte Zustand“ wiederhergestellt. Mit der Lockerung der Maßnahmen nahm auch der Konsum von Alkohol und Drogen in der Bevölkerung wieder zu. Dies ging aus der Abwasseranalyse des Instituts für Gerichtliche Medizin der Med Uni Innsbruck (GMI) für das Jahr 2022 hervor. Dominant sind bei den verbotenen Drogen weiter Cannabis und Kokain.

Für acht untersuchte Regionen würden sich im Vergleich mit den Ergebnissen der Jahre 2019 bis 2021 Informationen über Änderungen im Konsumverhalten ermitteln lassen, hieß es. „Im Vergleich zu 2021 waren Steigerungen beim Konsum von Alkohol, Kokain, MDMA und Methamphetamin zu beobachten, die zum Teil auch auf das Auslaufen von behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie zurückzuführen sind“, betonte Studienleiter Herbert Oberacher von der Innsbrucker Gerichtsmedizin.

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Eine Detail-Analyse ergab, dass der Pro-Kopf-Konsum an Alkohol und Nikotin innerhalb Österreichs relativ einheitlich ist. Bei den verbotenen Drogen biete sich hingegen weniger homogenes Bild: In fast allen Regionen war laut den Experten Cannabis die dominierende Droge, wobei der THC-Konsum im urbanen Raum höher sei als in ländlichen Gegenden. Unter den Stimulanzien rangiert indes Kokain an erster Stelle und stellt die umsatzstärkste Droge dar. In Westösterreich und Südtirol, das in die Untersuchung miteinbezogen wurde, wird Kokain pro Kopf in größeren Mengen konsumiert als in Ostösterreich. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Kokain verzeichnete übrigens Kufstein, die zweitgrößte Stadt Tirols. Die größten Pro-Kopf-Konsummengen der Wirkstoffe Amphetamin (Speed) und Metamphetamin (Crystal Meth) wurden in der Bundeshauptstadt Wien bzw. Wiener Neustadt festgestellt. Diese „West-Ost-Verteilung“ von Stimulanzien und synthetischen Drogen sei aber keine österreichische Besonderheit, sondern spiegle sich in Europa wider, wurde betont.

Insgesamt rangiere Österreich weiter im „europäischen Mittelfeld“. „Eine Einwohnerin bzw. ein Einwohner aus einer der 17 untersuchten Regionen trinkt im Schnitt täglich ein Glas Wein, raucht vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen“, erklärte Oberacher. Keine einzige der in Österreich und Südtirol überwachten Regionen befinde sich unter den zehn umsatzstärksten europaweit, lautete ein weiteres Ergebnis der Analyse. Für die jährliche Studie des europaweiten Netzwerkes SCORE, an der die GMI beteiligt ist, wurden europaweit insgesamt 110 Städte und Regionen untersucht, darunter 17 Kläranlagen in Österreich, inklusive einer Südtiroler Kläranlage. Die Untersuchung lässt Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von 3,5 Million Menschen in Österreich und Südtirol zu.

Lange war Innsbruck Österreichs einzige Stadt, die ein Abwasserdrogenmonitoring durchgeführt hat, dann folgten unter anderem Graz, Purgstall und Kapfenberg bis 2022 schließlich auch die Bundeshauptstadt Wien erstmals an der Score Studie teilnahm. Auch Daten aus Salzburg und Oberösterreich flossen erstmals in die Analyse ein. „Die Proben, die im Zeitraum einer Woche täglich entnommen wurden, zeigen, dass sich Wien im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten bei allen fünf untersuchten Substanzen im unteren Mittelfeld befindet. Sowohl bei THC, Kokain, MDMA, Amphetamin als auch Metamphetamin zeigt die Abwasserstudie in vielen vergleichbaren Städten deutlich höhere Werte“, betonte der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner, in einer Aussendung.

Bei Kokain lag Wien etwa deutlich hinter Städten wie Brüssel, Zürich, Barcelona und auch unter den Werten für Prag oder Berlin, hieß es vonseiten der Psychosozialen Dienste in Wien. Bezogen auf THC wies Wien eine höhere Konzentrationen, als in Krakau oder Mailand nachgewiesen werden, aber teilweise deutlich geringere als in Zagreb, Lissabon oder Amsterdam. Die gemessenen Werte bei Amphetamin waren in Brüssel, Berlin, Prag und Zürich deutlich höher, während in Barcelona die Werte unter jenen von Wien lagen.