Österreichs „Olympia-Kaplan“ ist bereits Olympiasieger

Johannes Lackner gewann als Schüler die Latein-Olympiade und reist zum ersten Mal als Sportseelsorger mit dem Olympischen und Paralympischen Team Österreichs nach Paris

Österreichs Olympia-Kaplan Johannes Lackner © APA/WOLFGANG HUBER-LANG

Ein veritabler Olympiasieger begleitet das Olympische und Paralympische Team Österreichs in seelsorgender Mission nach Paris: Nachdem Johannes Lackner 2012 in der siebenten Gymnasialklasse die Silbermedaille der Latein-Olympiade geholt hatte, gelang ihm ein Jahr darauf der große Coup: Der junge Tiroler gewann die Goldmedaille.

Heute ist Lackner Priester der Erzdiözese Salzburg und freut sich als Sportseelsorger auf seinen ersten Einsatz als „Olympia-Kaplan“.

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„Damals war ich vor dem Bewerb total nervös. Also bin ich in die Kirche gegangen und hab‘ gebetet. Ich bin dann ganz ruhig geworden“, erinnert sich der 1995 geborene Kitzbüheler im Gespräch mit der APA an „seinen“ Olympiasieg. „Deswegen bin ich überzeugt, dass Gebete Ruhe und Kraft spenden.“ Römisch-katholisch muss man als Team-Mitglied nicht sein, um Lackners Beistand in Paris zu erhalten, ja nicht einmal gläubig.

„Kirchenzugehörigkeit spielt keine Rolle. Ich bin für alle da!“, versichert er, der von Pater Johannes Paul Chavanne als Nachfolger vorgeschlagen wurde, nachdem er in Stift Heiligenkreuz seine erste Messe gelesen hatte. „Ich war gleich begeistert.“ Nach Ernennung durch den Österreichischen „Sportbischof“ Alois Schwarz ist Lackner nun als vierter Seelsorger seit 1972 bei Olympischen Spielen mit dabei.

Skifahren, Tennis und Mountainbike sind dem Kitzbüheler quasi von Geburt aus nahe, als Mitglied des Kitzbüheler Ski Clubs kennt er die Streif wie seine Westentasche. „Leistungssport hat mich aber nie gereizt“.

Wie verträgt sich aber der fürs Siegen notwendige Egoismus mit dem Gemeinschaftsgedanken? Da hält es der junge Kaplan mehr mit dem olympischen Gedanken: „Die Olympischen Spiele sind ein Ort, an dem Menschen aus aller Welt in friedlichem Wettstreit zusammenkommen. Das könnte ein Hoffnungszeichen und ein Gegengewicht gegen alles andere sein, das uns zu schaffen macht“, spielt er auf die in der Antike ausgerufene Waffenruhe während der Spiele an.

Aber auch beim Einzelnen sieht er die Konkurrenz nicht im Vordergrund: „Es geht eher darum, die positiven Kräfte abrufen zu können, die in einem schlummern. Wie auch sonst im Leben geht es um das Bemühen, das Beste zu geben. Und dabei will ich gerne helfen!“

Er werde wohl auch die eine oder andere Messe im Olympischen Dorf halten, aber vor allem gehe es darum, da zu sein, für das gesamte Team und für Einzelgespräche vor und nach den Wettkampfeinsätzen, glaubt Lackner.

„Vor allem geht es darum, mitzulachen, mitzufeiern, mitzufiebern. Ich möchte ihnen wie ein Freund nahe sein. Seelsorge basiert auf einem Vertrauensverhältnis – und das muss man aufbauen. Deswegen ist so eine Funktion auch auf längere Zeit angelegt.“ Sein Vor-Vorgänger Bernhard Maier fungierte (von 1984 bis 2012) insgesamt 28 Jahre als „Olympia-Pfarrer“, Johannes Paul Chavanne amtierte fast zehn Jahre lang.

Seine eigene „Feuertaufe“ hat Kaplan Johannes vor einem Jahr bei den Europäischen Jugendspielen in Maribor absolviert, wo 3.600 Athletinnen und Athleten aus 48 Ländern antraten. „Da herrscht wirklich ein toller Geist. Es war eine ganz tolle Erfahrung“, schwärmt der junge Geistliche, der bei allen österreichischen Medaillengewinnen dabei war und vom superspannenden Stabhochsprung-Bewerb erzählt, den die Österreicherin Magdalena Rauter für sich entscheiden konnte: „Ich hab’s kaum ausgehalten.“ In Paris hofft er, etwa bei den Straßenradrennen und den Mountainbike-Bewerben dabei sein zu können.

Eines ist schon vor der Abreise des Teams sicher: Johannes Lackner, der in Paris bei befreundeten Salesianern unterkommen wird, zählt zu den Delegationsmitgliedern mit der längsten Anwesenheit in der französischen Hauptstadt. Denn nach den den Olympischen starten die Paralympischen Spiele.

„Von den Para-Sportlern hab‘ ich schon einige kennengelernt. Die machen alle einen tollen, überzeugten, kämpferischen Eindruck. Sie sind große Vorbilder für mich.“ Zwischen den beiden Spielen geht sich nur ein kleiner Trip nach Hause aus. Heimaturlaub? Von wegen. In St. Johann in Tirol ist Kaplan Johannes als Kooperator eingesetzt. Und auch dort wollen die „Schäfchen“ betreut werden. Ob sie nun sportlich sind oder nicht.

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