Signalprotein könnte zu einer rascheren Borreliose-Diagnose führen

Wissenschafter der Karl Landsteiner Uni in Krems fanden nun den signifikanten Schwellenwert des Proteins heraus

Ein nun definierter Schwellenwert der Konzentration des Zytokins CXCL13 ermöglicht eine Neuroborreliose einfacher zu diagnostizieren. Die klinische Diagnose dieser durch Infektionen bei Zeckenstichen verursachten Erkrankung ist nach wie vor schwierig und erfolgt oft erst lange nach der Infektion.

CXCL13 hilft jetzt, eine schnellere Diagnose zu erzielen und dadurch Therapien rascher zu beginnen. In der Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems (KL Krems) wurde dabei die Konzentration an CXCL13 in der Spinalflüssigkeit von > 271 pg/ml mit sehr hoher statistischer Sicherheit als Schwellenwert festgestellt, der eine bessere Diagnose der Neuroborreliose erlaubt.

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Borreliose häufig durch Zeckenstiche übertragen

Borreliose wird durch Infektionen mit dem Bakterium Borrelia burgdoferi verursacht, wobei Zeckenstiche als häufigster Übertragungsweg gelten. In rund 15 Prozent der Fälle breitet sich die Infektion auf das Nervensystem aus und verursacht eine sogenannte Neuroborreliose.

Dies bewirkt Symptome wie Kopfschmerzen und Schwindel bis hin zu Lähmungen im Gesicht und Epilepsie. Eine Diagnose ist schwierig und umfasst verschiedene Methoden. Zu diesen gehören die Identifikation neurologischer Auffälligkeiten, die Messung der Vermehrung weißer Blutkörperchen in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) sowie der Nachweis von spezifischen Antikörpern in der CSF.

Doch all diese Methoden sind verhältnismäßig unspezifisch, aufwendig und langwierig. CXCL13, ein Signalprotein, das unmittelbar nach Infektionen mit Borrelia burgdoferi gebildet wird und Immunreaktionen hervorruft, könnte da genauere Diagnosen erlauben – wenn man wüsste, ab welcher Konzentration eine klare Aussage möglich ist. Genau diesen Schwellenwert hat ein Team der KL Krems nun gefunden.

„Unsere Messungen der Konzentration von CXCL13 in der CSF ergab einen deutlichen Unterschied zwischen Neuroborreliose-Betroffenen und Personen, bei denen diese Infektion klinisch nicht nachweisbar war“, führt Christoph Waiß von der Klinischen Abteilung für Neurologie des Universitätsklinikums St. Pölten, einem Lehr- und Forschungsstandort der KL Krems, aus: „In der Gruppe der Betroffenen lag der Mittelwert bei 8.273 Pikogramm pro Milliliter CFS – während bei nicht Betroffenen dieser Wert bei 45 lag.“

Aussagekräftiger Schwellenwert

Durch Analysen kristallisierte sich ein Wert von 271 Pikogramm pro Milliliter heraus, der die Diagnose von Neuroborreliose mit einer Spezifität von 97,2 Prozent und einer Sensitivität von 95,2 Prozent erlaubt. „Das ist wirklich aussagekräftig“, so Waiß.

Analysen bei 440 neurologischen Patienten

Grundlage der Ergebnisse des Teams waren Daten aus allen sechs Neurologie-Abteilungen der Landeskrankenhäuser in Niederösterreich. Hier wurden in den Jahren 2017 bis 2022 CSF-Proben von insgesamt 440 Patientinnen und Patienten erfasst. Bei 42 der 440 Personen lag eine klar diagnostizierte Neuroborreliose vor, bei den anderen nicht. Diese 398 dienten als Kontrollgruppe

Für Waiß ergibt sich aus der hohen Aussagekraft des CXCL13-Werts in der CSF sowie dem leicht verfügbaren Test zur Konzentrationsmessung ein klarer klinischer Nutzen der jetzt im Journal of Central Nervous System Disease veröffentlichten Studie: „Die Konzentration von CXCL13 ist ein hervorragender Biomarker, der bereits kurz nach einer Infektion die Diagnose einer Neuroborreliose, insbesondere in unklaren Fällen, unterstützen kann. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen, die an dieser Studie mitgewirkt haben, bin ich der Ansicht, dass dieser Biomarker in die Routinediagnostik der Neuroborreliose mit aufgenommen werden sollte.“