Digitalisierung im Vormarsch

Gesundheitswesen: OÖ holt sich in Israel bei Studienreise Anregungen

V. l.: Peter Ausweger (Geschäftsführer OÖ Ordensspitäler), Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander, der Vertreter des Sourasky Medical Centers in Tel Aviv und Günter Dorfinger (Kaufmännischer Direktor, KUK) vor dem Kontrollzentrum. Auf den Monitoren kann u. a. genau verfolgt werden, wie viele OP gerade stattfinden, wie viele Rettungswagen in der Anfahrt sind und auf welcher Abteilung es bald zu einer Überlastung kommen wird.
V. l.: Peter Ausweger (Geschäftsführer OÖ Ordensspitäler), Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander, der Vertreter des Sourasky Medical Centers in Tel Aviv und Günter Dorfinger (Kaufmännischer Direktor, KUK) vor dem Kontrollzentrum. Auf den Monitoren kann u. a. genau verfolgt werden, wie viele OP gerade stattfinden, wie viele Rettungswagen in der Anfahrt sind und auf welcher Abteilung es bald zu einer Überlastung kommen wird. © Land OÖ/Grilnberger

Die Überalterung der Gesellschaft, der zunehmende Mangel an Ärzten und Pflegepersonal und der wachsende Anspruch der Bevölkerung sind die großen Herausforderungen für die Gesundheitssysteme – nicht nur hierzulande. Inwieweit digitale Lösungen etwas Abhilfe schaffen können, sah sich eine oö. Delegation unter der Federführung von Gesundheitsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander diese Woche in Israel an.

Das Land mit seinen 9,7 Mio. Einwohnern hat mit 3,3 Ärzten pro Tausend Einwohnern weniger als OÖ (4,4) und mit 5,1 Krankenschwestern (OECD: Schnitt 8,8) schon jetzt ein großes Problem. Während in Israel zwölf Prozent der Bevölkerung älter als 65 Jahre sind, sind es im Land ob der Enns bereits 19,3 Prozent. Diese Gruppe macht bei uns derzeit 54 Prozent der Spitalspatienten aus.

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Hilfreiche Prognosen durch Künstliche Intelligenz

Israel gilt bei „Digital Health“ als Vorreiter. Die Ansätze, die dabei Spitäler, Krankenversicherer und Notfalleinrichtungen verfolgen, gehen zum einen auf die bereits langjährige Sammlung von Patientendaten und deren Verknüpfung zurück. Zum anderen wird verstärkt auf Künstliche Intelligenz etwa im Bereich der Prognose gesetzt.

So hat man im Sourasky Medical Center in Tel Aviv, in der sich die größte Notaufnahme der Welt mit 100 Betten befindet, die in Notfallszenarien verdoppelt werden kann, einen Kontrollraum, in dem das System u. a. rechtzeitig vorhersagt, wann die Überlastung einer bestimmten Abteilung erfolgen wird. Es gibt genaue Handlungsanleitungen, wie wann reagiert werden soll. Aber auch die Patienten werden Schritt für Schritt an die moderne Technik herangeführt, vom Selbst-Check-In über die Selbst-Triage bis hin zur Telemedizin.

Die Corona-Pandemie hat etwa im größten Spital des Landes, im Sheba Medical Center in Ramat Gan, dazu geführt, die Telemedizin zu forcieren. Sheba Beyond bietet mit mehr als 130 virtuellen Kliniken via Telemedizin Zugang zu den medizinischen Leistungen an. Auf diese Weise wurden etwa Risiko-Schwangere zu Hause so ausgestattet, dass sie selbst unter Anleitung eines Mediziners einen Ultraschall machen oder die Vitalfunktionen des Babys übermitteln konnten, dadurch wurden ihre Kontrolltermine im Spital reduziert.

Technik muss den Menschen dienen

„Digitalisierung ist einer der Wege, um eine gewohnt gute Qualität im Gesundheitssystem zu liefern und gleichzeitig gute Rahmenbedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen“, betont Haberlander: „Dabei muss die Technik den Menschen dienen und nicht umgekehrt.“ Gezeigt hat sich bei der Studienreise für sie, dass in den Daten ein großes Potenzial für die Patienten und die Gesundheitsplanung liegt und daher der Elektronische Gesundheitsakt (ELGA) auch in den oö. Altenheimen ausgerollt werden sollte.

Zudem haben die oö. Spitäler den Auftrag bekommen, gemeinsam ein Gesundheitsportal zu entwicklen. Eine mögliche Anwendung könnte sein, dass dort Patienten ihre Arzttermine buchen. Ein Umdenken müsse es nicht nur im Bereich der Digitalisierung geben, sondern auch bei Abläufen. Dabei sprach Haberlander etwa das Projekt, der Uro-Schwestern in Steyr an – die Krankenschwester kommt zum Katheterwechsel ins Altenheim und nicht der Patient ins Spital.

Von Michaela Ecklbauer aus Tel Aviv