Sechs von zehn Oberösterreichern engagieren sich aktuell freiwillig für die Gesellschaft — mehr als 23.200 beim oö. Roten Kreuz (OÖRK). 2017 waren erst 22.000 Freiwillige im Einsatz. Für OÖRK-Präsident Walter Aichinger eine erfreuliche Entwicklung, aber: „Während jeder Einzelne, vor zehn Jahren noch 330 Stunden im Jahr freiwillig im Einsatz war, sind es nun nur mehr 290 Stunden.“
Zunehmender Zeitdruck durch den Hauptberuf sei einer der Gründe dafür. Um nachhaltig Hilfe zu gewährleisten, wird es immer entscheidender, neue Einsatzkräfte zu finden und zu halten. Dabei gilt es auch Personen mit Migrationshintergrund noch stärker zu motivieren.
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„Verfügbarkeit sinkt, Anspruchsdenken steigt“
„Für die Menschen wird es herausfordernder, zeitlich verfügbar zu sein. Gleichzeitig merken wir, dass das Anspruchsdenken in unserer Gesellschaft steigt“, beschreibt Aichinger die aktuelle Problematik.
Er fordert eine stärkere Berücksichtigung von freiwilligem Engagement bei Bewerbungen und Aufnahmetests in öffentlichen Unternehmen und Institutionen, einen Strukturfonds, Fördermodelle für Unternehmen, um die Freiwilligkeit zu unterstützen und eine Auszeichnung von Betrieben, die sich besonders engagieren. Zudem sollten Freiwillige Vergünstigungen bei den Öffis oder Eintritten in Bäder und Kultureinrichtungen erhalten.
Positive, motivierende Herausforderungen
Dass durch das freiwillige Engagement auch viel zurück kommt, bestätigt etwa Michael Grininger. Er arbeitet bei einem weltweit tätigen Unternehmen und kam vor 30 Jahren über den Zivildienst zum Roten Kreuz, seit 15 Jahren ist er stv. Ortsstellenleiter in Gmunden. „Jeder Dienst bringt auch positive Herausforderungen mit sich, die mich motivieren.“
Sandra Aigelsreiter engagiert sich seit 2018 freiwillig beim Roten Kreuz, leitet mittlerweile die Dienststelle Linz-Süd und hält Erste-Hilfe-Kurse ab. „Ich besitze einen Elektrofachhandel mit acht Mitarbeitern in Linz. Mit meinen Rettungsdiensten möchte ich in meiner Freizeit denjenigen etwas zurückgeben, denen es nicht so gut geht wie mir.“ Jährlich ist sie sogar 600 Stunden freiwillig im Dienst, als Kursleiterin acht Stunden wöchentlich.