Bei den Themen Tierwohl und Lebensmittelpreise sind Österreichs Landwirte als Tierhalter und Lebensmittelproduzenten zuletzt stark in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt und teils in die Kritik geraten.
Während die Gesellschaft Verbesserungen der Haltungsbedingungen einfordert, greift aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung zu Tierwohlprodukten (z. B.: drei Prozent bei Schweinefleisch), das Konsumverhalten orientiert sich in Zeiten der hohen Inflation stärker denn je am Preis.
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„Für uns Bauern ist es wichtig, dass es den Tieren gut geht“, betont Landwirtschaftskammer (LK) OÖ-Präsident Franz Waldenberger. Die qualitativ hochwertigen Programme hätten aber derzeit keinen leichten Stand, die Bauern seien trotzdem bereit, so Waldenberger weiter. So hat man sich mit dem „Masterplan Schweinehaltung“ ein anspruchsvolles Ziel gesetzt. Er sieht vor, dass in den nächsten zehn Jahren schrittweise eine Million Schweine aus Tierwohlhaltungsformen kommen sollen – eine Vervierfachung.
Mehraufwand und Risiko
Wie es bereits jetzt gelingt, das Tierwohl noch stärker in den Fokus zu rücken und Bauern gleichzeitig ein Einkommen zu ermöglichen, mit dem sie ein vernünftiges Auskommen finden, sah sich eine Delegation der LK OÖ bei Betrieben in Oberösterreich und Tirol an. Für die Landwirte bedeutet dies allerdings neben dem finanziellen Risiko auch ein erhebliches Mehr an Arbeit.
Bauernbashing und Tierwohl
Petra (45) und Christian (48) Bauer, die Schweine auf ihrem Hof in Peuerbach (Bez. Grieskirchen) züchten und mästen, empfanden die aktuelle Diskussion als Bauernbashing, unter dem sie selbst aber auch viele andere Landwirte leiden. Seit Oktober 2021 ist ihr Hof AMA TW 100 zertifiziert. Ihre Tiere werden auf Stroh gehalten, jedem Schwein steht doppelt so viel Platz zur Verfügung wie vorgeschrieben.
„Die Arbeit in der Ferkelaufzucht hat sich verdoppelt“, schildert Christian. Für sieben Jahre garantiert ihnen die VLV Schweinebörse, 60 Euro über dem aktuellen Preis für ihre Schweine zu bezahlen. Trotz des derzeitigen Rekordhochs beim Schweinepreis (rund 260 Euro pro Tier) muss Christian als Futtermittelberater einem zweiten Beruf nachgehen. Dennoch sind die beiden glücklich mit ihrer Entscheidung. „Wir würden uns jederzeit wieder dafür entscheiden.“
Einen Besuch stattetet die Delegation der LK OÖ auch Stefan Lindner auf seinem Betrieb in Oberndorf (Tirol) ab, den er gemeinsam mit seinem Bruder Andreas bewirtschaftet. Damit der Hof zwei Familien ernähren kann, bieten die Brüder eine weitgefächerte Produktpalette: Strohschweine, Freilandeier, Rinderzucht und Milchwirtschaft, Käserei, Schnapsbrennerei und Ferienwohnungen. Unverzichtbar ist dabei die Kooperation mit dem Hotel der Schwester, die die hochqualitativen Erzeugnisse in ihrem Betrieb verarbeitet. Auch bei ihnen geht die Steigerung des Tierwohls mit einem enormen Arbeitspensum einher.
Der Besuch der Betriebe zeigt, dass eine Umstellung der Produktion für die Landwirte nicht nur Arbeitsaufwand, sondern oft auch große finanzielle Investitionen bedeutet. Die Bauern brauchen deshalb Planungs- sicherheit und lange Übergangsfristen, betont Waldenberger.
Von Wolfgang Schobesberger