„Gebärende Maria“: Statue im Linzer Dom zerstört

Vandalismusakt an Kunstobjekt - Kopf der Skulptur abgesägt

Die Statue der gebärenden Maria, die drei Wochen lang im Mariendom gezeigt werden sollte, wurde zerstört. © Ulrich Kehrer

Eine Statue der gebärenden Maria ist am Montagvormittag im Linzer Mariendom von Unbekannten zerstört worden. Das Objekt der Künstlerin Esther Strauß mit dem Titel „crowning“ sollte für drei Wochen im neuen Kunstraum (Turmkapelle West) gezeigt werden. Der Vorfall wurde von der Diözese zur Anzeige gebracht.

Muttergottes aus feministischer Perspektive

Die Skulptur, der in einem Vandalismusakt der Kopf abgesägt worden ist, zeigt eine auf einem Fels sitzende, gebärende Marienfigur und nimmt Bezug auf die 1913 von Sebastian Osterrieder fertiggestellte Krippe im Dom. Sie ergänzt die beiden vorhandenen Darstellungen der neben dem Kind in der Krippe knienden Maria und der sitzenden Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß.  Die Skulptur ist Teil der Reihe „Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie“ im Rahmen des Projektes DonnaStage, das sich mit Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzt.

Lesen Sie auch

Bischofsvikar verurteilt Angriff auf Freiheit der Kunst

Zum Motiv vermutet man, dass jemand seinen Unmut über die Darstellung damit zum Ausdruck bringen und die „Diskussion so umgehen“ wollte, hieß es von einem Sprecher der Diözese. „Es war uns bewusst, dass wir mit dieser Installation auch Diskussionen hervorrufen. Wenn wir damit religiöse Gefühle von Menschen verletzt haben, tut uns das leid, aber diesen Gewaltakt der Zerstörung und die Verweigerung des Dialogs sowie den Angriff auf die Freiheit der Kunst verurteile ich aufs Schärfste“, zeigte sich Bischofsvikar Johann Hintermaier in einer Aussendung der Diözese bestürzt. Die Veranstaltungsreihe DonnaStage trage sehr wesentlich dazu bei, eine offene Gesprächskultur zu fördern und den unterschiedlichen Perspektiven Raum zu geben.

Mutwillige Zerstörung ist ein feiger Anschlag

Die Linzer Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer zeigt sich in einer ersten Reaktion schockiert von dem Vandalenakt: „Kirchenraum war und ist in Linz auch immer Kunstraum. Die Auseinandersetzung mit Kunst und die Freiheit der Kunst ist auch in Kirchenräumen wichtig und soll der gesamten Gesellschaft zugänglich gemacht werden. Ich schätze die Offenheit der Kirche, der Diözese Linz, des Mariendoms sich auch über die Kunst mit zeitgemäßen Themen unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen.“

Es sei jeder dazu eingeladen, seine Meinung zu einzelnen Kunst-Projekten zu äußern: „Aber Zerstörung ist kein Mittel eines demokratischen Verständnisses unserer Gesellschaft.“ Kunst könne und müsse auch polarisieren, um zu Diskussionen anzuregen. Aber: „Eine mutwillige Zerstörung ist ein feiger Anschlag auf die Freiheit der Kunst und daher auf das Schärfste zu verurteilen“, so Lang-Mayerhofer.

Das könnte Sie auch interessieren