Osteoporose – Behandlungspause kann gefährlich werden

Knochenbruchrisiko steigt wieder stark an

Menschen mit Osteoporose – in Österreich sind von krankhaftem Knochenschwund rund 370.000 Frauen und 90.000 Männer betroffen – sollten vorsichtig sein, was eventuelle Pausen bei der medikamentösen Therapie zur Stärkung der Knochen angeht. Wird die Behandlung für längere Zeit gestoppt, droht laut einer neuen europäischen Studie wieder ein hohes Knochenbruchrisiko.

Die wissenschaftliche Untersuchung wurde jetzt beim Europäischen Rheumatologenkongress (EULAR) präsentiert, der derzeit (12. bis 15. Juni) in der Messe Wien abläuft. Französische Wissenschafter haben mit den Daten von 128.000 Frauen aus einem landesweiten Register analysiert, wie sich längere Unterbrechungen in der medikamentösen Therapie gegen Knochenschwund auswirken.

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Das Problem: Mit den sogenannten Bisphosphonaten und mit dem Biotech-Medikament Denosumab stehen zwar wirksame Arzneimittel zur Behandlung der Osteoporose zur Verfügung, doch bisher war nicht genau bekannt, wie lange sie angewendet werden sollten. „Auf der Basis der klinischen Studien für die Bisphosphonate werden diese Medikamente üblicherweise drei bis fünf Jahre oder länger für Patienten mit einem hohen Frakturrisiko verschrieben. Aktuelle Empfehlungen lauten danach auf eine längere Behandlungspause“, hieß es in einer Aussendung der Europäischen Allianz der Rheuma-Gesellschaften.

Erste Hinweise, dass solche längeren Behandlungspausen die Gefährdung vor allem durch Oberschenkelhalsfrakturen, Wirbelkörpereinbrüche oder Armbrüche wieder steigen lassen, hat es bereits aus den USA gegeben. Die französische Biostatistikerin Magali Laborey (Bordeaux) hat nun untersucht, wie es mit diesem Risiko bei Osteoporosepatientinnen in Europa aussieht.

Zunächst fand sie heraus, dass bei den Betroffenen solche Behandlungspausen relativ häufig sind. Irgendwann wollen sie die Medikamente nicht mehr einnehmen. Es gibt auch Bedenken wegen allfälliger Nebenwirkungen. Jedenfalls zeigte sich, dass die meisten Patientinnen die Bisphosphonate bzw. den monoklonalen Antikörper zur Hemmung des Knochenabbaus im Mittel nach 3,7 bis 4,8 Jahren absetzen. Da Osteoporose vor allem eine Krankheit von Frauen nach der Menopause ist, erfolgte das zumeist um die Mitte des siebenten Lebensjahrzehnts.

Die Gegenüberstellung der Daten von Osteoporosepatientinnen mit kontinuierlicher Behandlung und jener von Frauen, die längere Zeit mit der Einnahme der Medikamente aufhörten, zeigte klare Unterschiede auf. Bei längeren Behandlungspausen bei der Einnahme der Bisphosphonate stieg das Frakturrisiko um 12,4 Prozent. Stoppten die Frauen die Therapie mit dem sogenannten RANKL-Hemmer Denosumab (ein monoklonaler Antikörper) erhöhte sich die Gefährdung um gar 92,3 Prozent. Die stärksten Zuwächse beim Frakturrisiko gab es bei den Oberschenkelhalsbrüchen mit plus 19 Prozent (Stopp der Einnahme von Bisphosphonaten) und plus 108,3 Prozent bei Beendigung der Behandlung mit Denosumab.

Laut Magali Laborey ist daher eine Behandlungspause im Falle einer Denosumab-Therapie keinesfalls zu empfehlen. Wahrscheinlich sollten die geltenden Empfehlungen in der medikamentösen Osteoporosetherapie insgesamt überdacht und angepasst werden. In Österreich kommt es durch Osteoporose pro Jahr zu rund 14.000 Oberschenkelhalsbrüchen. Das führt auch zu einer starken Erhöhung der Sterblichkeit im ersten Jahr nach einer solchen Fraktur. Man rechnet, dass direkte Akutbehandlung und die Rehabilitation der Betroffenen pro Jahr in Österreich mehr als 500 Millionen Euro an Kosten verursachen.