VW Golf: Mythen und Fakten zum 50-jährigen Jubiläum

Fuhr der Papst tatsächlich einen VW Golf? Und stimmt es, dass es den GTI niemals geben hätte sollen? Wir haben die Antworten darauf.

Der VW Golf, der meistverkaufte Wagen des Wolfsburger Autokonzerns, ist mittlerweile in seine achte Generation gekommen. Dafür hat es auch jüngst ein Update gegeben, wie etwa eine Plug-in-Variante, die 140 Kilometer rein elektrisch kommt. Einen VW Golf wird es laut VW-CEO Thomas Schäfer in neunter Generation ebenfalls geben: allerdings erst nach 2030 und dann rein elektrisch.

Jedenfalls hat der VW von seinem Evergreen 37 Millionen Exemplare verkauft, darunter auch Feinheiten wie GTI, Golf R, Cabrio oder Golf Country. Und auch um den Bestseller und Herz der Marke ranken sich einige Mythen und Legenden, die teilweise stimmen, aber teilweise auch wieder nicht. Wir haben ein paar davon zusammengetragen.

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Der erste Golf war zur Hälfte ein VW Käfer.

Stimmt tatsächlich zum Teil. Zahlreiche Anbauteile, vom Blinkerhebel über die Türgriffe bis hin zu den Blinkern teilte sich der Golf in den ersten Jahren mit seinem Vorgänger. Dass auch der Radstand identisch war, hatte vor allem produktionstechnische Gründe.

Der Österreicher Ernst Fiala „erfand“ den Golf.

Fiala kam erst kurz vor Serienanlauf zu Volkswagen, er konnte also nicht mehr maßgeblich eingreifen. Dennoch hat er kurz vor Start noch gravierende Elemente abgeändert. Zum Beispiel eine Dämmung in den Türen oder eine Abrisskante am oberen Ende der Heckklappe für höheren Anpressdruck, wofür wenige Monate vor Produktionsstart noch neue Pressformen bestellt werden mussten.

Den Golf GTI hätte es nie geben sollen.

Stimmt nur zum Teil. Er ging aus der Vorserienentwicklung heraus, da sich in der Erprobung stärker motorisierte Versuchsträger positiv hervortun konnten. Was allerdings stimmt: Ursprünglich war nur eine Sonderserie von 500 Stück als Homologationsbasis für den Motorsport gedacht. Der überwältigende Erfolg überstieg aber alle Erwartungen.

Der erste Golf GTI hatte keinen Handschuhfachdeckel.

Stimmt. Um die wichtigen 180 km/h Höchstgeschwindigkeit zu erreichen, benötigte es eines größeren Frontspoilers. Um den angestrebten Verkaufspreis noch einhalten zu können, musste dafür woanders etwas eingespart werden, und da traf es im ersten Baujahr den Handschuhfachdeckel.

Den Golf Variant hätte es ab der fünften Generation nicht mehr geben sollen.

Stimmt. Der Plan war ursprünglich, die Van-Variante Golf Plus als Nachfolger zu etablieren. Vor allem die Firmenkunden griffen aber auch nach 2003 so gerne zum Variant, dass man zuerst den Kombi der vierten Generation weiterproduzierte und 2007 schließlich eine Neuauflage des Ladegolf lancierte.

Der Golf hätte eigentlich einen Heckmotor haben sollen.

In der Konzeptphase beschäftigte man sich tatsächlich mit unterschiedlichen Möglichkeiten und Antriebsvarianten. Eine Version mit Unterflurmotor und Heckantrieb ließ man bei Porsche entwickeln, die es sogar bis zur Serienreife geschafft hat. Im letzten Moment wurde diese eingestampft.

Die Start-Stopp-Automatik gab es schon in den 1980er-Jahren.

Stimmt. Der Golf Formel E war verbrauchsorientiert ausgelegt und verfügte neben einem länger übersetzten Getriebe (3+E, später 4+E) über eine Verbrauchsanzeige und einer Motorabschalteinrichtung.

Für den US-Markt wird der Golf in Mexiko gefertigt.

Nicht von Anfang an. Für die ersten beiden Generationen betrieb Volkswagen in Westmooreland, Bundesstaat Pennsylvania, ein eigenes Montagewerk. Die produzierten Fahrzeuge unterschieden sich teils erheblich von denen für den europäischen Markt, hatten spezifische Innenausstattungen, Fronten und Motorisierungen. Auch der Name war anders: Sie hießen durchwegs Rabbit.

Die sechste Golf-Generation ist nur ein weiterentwickelter Golf 5.

Stimmt nicht. Zwar übernahm man die Rohkarosse, konstruierte aber jedes Anbauteil neu und setzte auch auf eine komplett neue Technik und die komplett überarbeitete Elektronik-Architektur.

Der Golf war von Anfang an erfolgreich.

Stimmt nicht ganz. Zur Markteinführung kurz nach der Ölkrise 1973 verhielt sich die Kundschaft noch zurückhaltend. Zudem herrschte bei den Käfer-dominierten Stammkunden eine gewisse Skepsis ob der völlig neuen Technik. Erst mit der Einführung des ersten Golf Diesel und des GTI 1976 wendete sich das Blatt.

Der Name Golf leitet sich von Golfstrom ab.

Das ist die offizielle Geschichte. Tatsächlich stammt er aus dem Reitsport. Das Pferd eines damaligen VW-Einkäufers trug diesen Namen, was dem Chef des Einkaufs, der ebenfalls Mitglied im Wolfsburger Reitsportverein war, so gut gefiel, dass er umgehend Golf als Vorschlag für den neuen Kompaktwagen ablieferte.

Sogar der Papst fuhr Golf.

Stimmt, wenn auch nur kurz. Tatsächlich fuhr Papst Benedikt XVI für zwei Jahre einen grauen Golf TDI – übrigens sein einziges Auto. Allerdings war das in der Zeit, bevor Josef Ratzinger zum Papst berufen wurde.

Der Golf ist das meistverkaufte Produkt von VW.

Stimmt so nicht. Hierbei handelt es sich nämlich um die Currywurst, die es in VW-Kantinen täglich frisch schon ab acht Uhr in der Früh gibt. Mehrere Millionen Stück werden jährlich produziert, und im internen System hat die Wurst sogar ihre eigene Teilenummer.

Von Oliver Koch