Nachdem sich am Mittwoch die Rufe nach einem vollständigen Lockdown gemehrt haben, rechnete auch der Leiter des Salzkammergut Klinikums und Mitglied des oberösterreichischen Landes-Krisenstabs, Tilman Königswieser mit einer Verschärfung.
Wie berichtet verkündete am Donnerstagvormittag Landeshauptmann Thomas Stelzer den harten Lockdown für Oberösterreich.
„Viel zu viele Leute nehmen das nicht ernst, viele Ungeimpfte nehmen es nicht wahr, dass sie sich selbst schützen müssen“, so Königswieser am Mittwoch. „Dementsprechend wird es wahrscheinlich bald stärkere Maßnahmen benötigen.“ Er appelliere an alle: „Bitte lassen Sie sich impfen“, sonst könne es „wirklich einmal sein, dass wir einen Unfallpatienten nicht akut behandeln können, so wie wir es wollen“, befürchtete Königswieser.
Derzeit behandle das Salzkammergut Klinikum an seinen drei Standorten insgesamt 16 Intensivpatienten, schilderte er. Es seien etwa viermal so viele Ungeimpfte auf Intensivstationen wie Geimpfte.
Bei letzteren handle es sich vor allem um Patienten mit schweren Erkrankungen, die „eine Impfung der Herde“ benötigen würden, um selbst besser geschützt zu sein. Im gesamten Bundesland gibt es derzeit 539 Covid-19-Patienten auf Normalstationen, davon 56,9 Prozent nicht vollständig immunisiert, und 106 auf Intensivstationen. Von letzteren sind 82,1 Prozent nicht vollständig geimpft.
Besonders tragisch ist der Fall eines 15 Monate alten Mädchens, das mittlerweile vom Salzkammergut Klinikum ins Linzer Kepler Uniklinikum verlegt worden ist. Das Kind liegt mit Covid-19 auf der Intensivstation. 15 Personen hätten in einer Nacht um das Leben des Kindes gekämpft, schilderte Königswieser.
Derzeit sei das Mädchen „weiter kritisch krank, aber nicht mehr an der Herz-Lungen-Maschine“, berichtete er. Auch hier pocht er auf die Impfmoral: Es könne zu schweren Verläufen bei Kindern kommen, vor allem wenn mehrere Infektionen zusammenkommen. Und „kleine Kinder sind dann geschützt, wenn die Umgebung gut geschützt ist und geimpft“.
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„Wir haben uns auf das Akute zu konzentrieren“, schilderte Königswieser die derzeitige Situation im Spital, momentan müssen deshalb „fast alle planbaren Operationen“ verschoben werden, von 18 OP-Sälen seien nur sechs in Betrieb, weil das Personal für die Covid-Patienten benötigt werde. Er appellierte daher eindringlich an alle, sich impfen zu lassen und an die Maßnahmen zu halten: „Was wir wirklich benötigen, um nicht in ein oder zwei Wochen an unsere Belastungsgrenze zu kommen, ist ein Abflachen der Kurve“.