Der frühere US-Präsident Barack Obama hat auf dem Parteitag der Demokraten für Kamala Harris geworben. Die USA seien bereit für eine Präsidentin Harris, sagte der erste schwarze Präsident der USA am Dienstagabend in Chicago. Harris habe ihr ganzes Leben damit verbracht, Menschen die gleichen Chancen zu geben, die sie von Amerika bekommen habe, sagte Obama vor den Delegierten. „Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich bin begeistert! Ich bin bereit loszulegen.“
Harris wäre die erste Frau sowie südasiatische Person an der Spitze der größten Volkswirtschaft der Welt. Sie zieht mit dem Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, in die Präsidentenwahl am 5. November. Gegner ist Ex-Präsident Donald Trump. Der Republikaner hat sich den 39-jährigen J.D. Vance als Vizekandidat an die Seite geholt. Es werde ein enges Rennen werden, mahnte Obama. Doch es sei zu schaffen. Seinen früheren Vizepräsidenten und jetzigen Amtsinhaber Joe Biden würdigte Obama als einen Wächter der Demokratie. Er habe sie in einem Moment großer Gefahr verteidigt.
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„Wir brauchen nicht noch weitere vier Jahre Getöse, Getümmel und Chaos“, sagte Obama in Anspielung auf Trumps erste Präsidentschaft. „Wir haben diesen Film schon einmal gesehen und wir wissen alle, dass die Fortsetzung meist schlimmer ist.“ Amerika sei bereit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. „Und gemeinsam werden wir ein Land aufbauen, das sicherer und gerechter, gleicher und freier ist.“ Harris sei bereit für diese Aufgabe. „Yes, she can“ (Ja, sie kann), sagte Obama und trat Harris damit seinen früheren Wahlkampfslogan „Yes, we can“ ab.
Sowohl Obama als auch seine Frau Michelle, die ihn zuvor vorgestellt hatte, erhielten tosenden Applaus für ihre Reden. Es gebe wieder Hoffnung, sagte Michelle Obama. Es liege etwas wundervoll Magisches in der Luft. Sie warnte vor Trumps Versuchen, Harris zu diskreditieren, wie er es mit den Obamas getan habe. „Seine begrenzte und beschränkte Sicht auf die Welt führte dazu, dass er sich durch die Existenz zweier hart arbeitender, hochgebildeter und erfolgreicher Menschen, die zufällig auch noch schwarz waren, bedroht fühlte“, sagte sie. Harris sei hoch qualifiziert für das Amt.
Obama nannte Trump in seiner Rede weiters einen 78-jährigen Milliardär, der nicht mehr aufhöre, über seine Probleme zu jammern. Obama sagte, bei Trump gebe es „einen ständigen Strom an Klagen und Beschwerden“, der jetzt, da Trump Angst habe, gegen die Demokratin Kamala Harris zu verlieren, noch stärker geworden sei. Trump bediene sich kindischer Spitznamen, verrückter Verschwörungstheorien und sei auf seltsame Weise fixiert auf die Größe von Menschenmengen. Damit spielte Obama auf Trumps Behauptungen an, die Demokraten würden Bilder von Wahlkampfveranstaltungen manipulieren.
Zuvor bestätigten die US-Demokraten mit einer großen Show Harris als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl im November. Die Delegationen aus allen US-Staaten und US-Außengebieten gaben in einem rein zeremoniellen Votum ihre Stimmen für die 59-Jährige ab – begleitet von Musik, Lichteffekten, kurzen Reden und viel Jubel. Die mehr als 4.500 Delegierten hatten Harris bereits vor dem Parteitag per Online-Abstimmung offiziell nominiert. Die Partei hatte die Kandidatenkür vorgezogen und digital abgewickelt – wegen Fristen für den Druck von Wahlzetteln in einem US-Staat. Das Prozedere in Chicago war deshalb rein symbolischer Natur.