Importierter Antisemitismus

ÖIF-Analyse warnt: Muslimische Zuwanderer potenzieren bereits vorhandenen Judenhass

Gerne wird der Antisemitismus - wie hier in Wien bei einer muslimischen Demonstration für die Befreiung Jerusalems - mit Antizionismus getarnt.
Gerne wird der Antisemitismus - wie hier in Wien bei einer muslimischen Demonstration für die Befreiung Jerusalems - mit Antizionismus getarnt. © Martin Juen/SEPA.Media - picturedesk.com

Im Juni besuchte der Europarats-Sonderbeauftragte für Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit, Daniel Höltgen, die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ).

Es ging, wie IGGÖ-Präsident Ümit Vural mitteilte, „um die sogenannte ‚Islamlandkarte‘, aber auch die Beratung über dringend notwendige Kooperationen zur Entwicklung wirksamer Strategien gegen den antimuslimischen Rassismus“. VOLKSBLATT-Anfragen an Vural und Höltgen, ob auch muslimischer Antisemitismus Thema war, blieben unbeantwortet.

„Große Gefahr für Juden“

Es hätte jedenfalls viel zu besprechen gegeben, wie eine vom Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) soeben herausgegebene Vergleichsanalyse mehrerer Studien zum Thema Antisemitismus in Österreich und anderen europäischen Ländern zeigt.

„Ohne den traditionellen Antisemitismus in Europa relativieren zu wollen – dafür sind die in den verschiedenen Studien gemessenen Werte zu hoch –, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass von antisemitisch eingestellten Muslimen und Musliminnen in Europa nicht nur in Relation zur Größe der muslimischen Bevölkerungsgruppe, sondern in absoluten Zahlen eine unverhältnismäßig große Gefahr für Juden ausgeht“, so die Wiener Politologin Nina Scholz. Die Islamismus- und Antisemitismus-Expertin untersuchte für das ÖIF-Dossier neun teils internationale Studien und einen Bericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG).

Die Zahlen sprechen Klartext. Etwa die aus der letzten Erhebung der EU-Grundrechteagentur (FRA) zum Thema Antisemitismus, für die 2018 insgesamt 16.395 Jüdinnen und Juden in 12 europäischen Staaten befragt wurden. 30 Prozent all jener Befragten, die Opfer von schwerwiegenden antisemitischen verbalen oder physischen Angriffen geworden waren, gaben an, die Täter seien Menschen „mit extremistisch muslimischer Orientierung“ gewesen. In 21 Prozent der Fälle wurden die Täter dem linken, in 13 Prozent dem rechten Spektrum zugeordnet.

Das deckt sich mit Erkenntnissen der IKG, die 2019 einen deutlichen Anstieg antisemitischer Vorfälle registrierte, der sich 2020 mit plus 6,4 Prozent auf 585 Vorfälle fortsetzte. Dabei zeigte sich, so Scholz: „Antisemitismus ist kein Phänomen, das sich ausschließlich am rechten Rand der Bevölkerung findet.“ Rechtsextreme, linksextreme und politisch-islamische Ideologien teilten antisemitisches Gedankengut. So konnten 229 der IKG im vergangenen Jahr gemeldete Vorfälle Rechts-, 87 Linksextremisten zugeordnet werden. 74 Täter waren muslimischer Herkunft, auf deren Konto allerdings fast die Hälfte der tätlichen Angriffe ging. In der FRA-Studie hatten 35 Prozent der in Österreich befragten jüdischen Zeugen von schwerwiegenden antisemitischen Vorfällen einen muslimisch-extremistischen Hintergrund erkannt, in Deutschland sogar 41 Prozent. Dabei stellten Muslime in Österreich nur acht Prozent der Bevölkerung, in Deutschland etwa 5,7 Prozent.

Überproportionale Antisemitismusquoten unter Muslimen belegen mehrere Studien. So stimmten in einer Studie des SPÖ-nahen IFES-Instituts von je hundert Türkisch bzw. Arabisch Sprechenden 63 bzw. 64 Prozent der Aussage „Juden beherrschen die internationale Geschäftswelt“ zu. Insgesamt, inklusive der österreichischen Befragten, betrug die Zustimmung noch immer bedenkliche 39 Prozent.

Antisemitische Prägungen

Die Neigung vieler Muslime zu antisemitischen Haltungen erklärt sich nicht zuletzt aus der Herkunft aus islamischen Ländern, die im globalen „Antisemitismus-Index“ der US-Anti-Defamation-League an vorderster Stelle liegen. Zum Vergleich: Österreichs Index-Wert liegt bei 20, jener der Türkei bei 71. Die ÖIF-Analyse verweist auf eine „originär islamische Judenfeindschaft“, welche ihre Wurzeln in der aus der religiösen Überlieferung abgeleiteten gesellschaftlichen und rechtlichen Stellung von Juden habe. Die traditionelle Abwertung von Juden präge die Sicht der muslimischen Bevölkerung bis heute. So falle der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan immer wieder durch antisemitische Äußerungen auf. In vielen arabischen Medien zählten Vernichtungsfantasien ge-gen Israel und grob antisemitische Hetze zum selbstverständlichen Umgangston, heißt es im ÖIF-Dossier.

Kaum Besserung in Sicht

Statistisch müsse, so Scholz, „davon ausgegangen werden, dass Zuwanderung aus Ländern mit hohem Antisemitismus-Index die Quote an Menschen mit antisemitischen Einstellungen in der Gesamtbevölkerung erhöht“. Die heiße selbstverständlich weder, dass alle Zuwanderer oder Flüchtlinge aus diesen Ländern so denken, noch dass all jene, die so denken, das auch in Zukunft tun würden. Aber: „Die Wahrscheinlichkeit ist entsprechend hoch.“

Von Manfred Maurer