Tote und Verletzte bei Angriff auf Einkaufszentrum in Donezk

Weiter schwere Kämpfe © APA/AFP/ROMAN PILIPEY

Russische und ukrainische Truppen liefern einander im Raum Kursk und im Donbass zunehmend schwere Kämpfe. Bei einem Angriff auf die ostukrainische Stadt Donezk wurde am Freitag laut örtlichen Behörden ein Einkaufszentrum getroffen. Die Ukraine hat unterdessen eigenen Angaben zufolge weitere Geländegewinne bei ihrem Vorstoß in der russischen Region Kursk verzeichnet.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass sprach unter Berufung auf Einsatzkräfte von mindestens zwei Toten und sieben Verletzten in Donezk. Auf Videoaufnahmen, die von der russischen Agentur Ria Nowosti verbreitet wurden, waren dicke Rauchwolken zu sehen, die aus einem komplett ausgebrannten Gebäude quollen. Der Brand in dem Einkaufszentrum „Galaktika“ sei die Folge eines Angriffs der ukrainischen Streitkräfte, schrieb der Chef der von Russland annektierten Region Donezk, Denis Puschilin, auf seinem Telegram-Kanal. Eine Fläche von mehr als 10.000 Quadratmeter stehe in Flammen. Auch ein Krankenhaus sei getroffen worden. Nach Angaben der örtlichen Behörden war der Stadtteil, in dem sich das Einkaufszentrum befindet, Ziel eines Artilleriebeschusses der ukrainischen Armee. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

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Besonders schwere Kämpfe tobten weiter in der russischen Region Kursk, wo seit dem 6. August ukrainische Truppen Ortschaften einnehmen und kämpfen. Man sei zum Teil um ein bis drei Kilometer vorgerückt, sagt Armeechef Oleksandr Syrskyj in einem Video, das Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram veröffentlicht hat. „Allgemein ist die Situation unter Kontrolle, alles wird nach Plan ausgeführt.“ Die Zerstörung einer Brücke behindert einem russischen Medienbericht zufolge die Evakuierung des Gebiets. Die Brücke über den Fluss Seim sei von ukrainischen Einheiten zerstört worden, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf örtliche Sicherheitsbehörden.

Nach Angaben aus Kiew ist auch ein neuer Gefangenenaustausch in Vorbereitung. Geheimdienstchef Kyrylo Budanow sagte, dass die im Raum Kursk gefangen genommenen Russen gegen Ukrainer in russischer Haft, vor allem Kranke und Frauen, eingetauscht werden sollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte mehrfach erklärt, dass die Kursk-Offensive auch dazu diene, die Reserven für solche Austausche aufzufüllen. Kiew und Moskau haben immer wieder Kriegsgefangene ausgetauscht.

Die Operation gilt auch als Bloßstellung für Kremlchef Wladimir Putin, der seit 25 Jahren an der Macht ist. Putin hatte nach Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine vor fast zweieinhalb Jahren den Menschen im flächenmäßig größten Land der Erde immer wieder Sicherheit versprochen. Putin wurde am 17. August 1999 zunächst Regierungschef, dann Präsident. An diesem Samstag wird er seit einem Vierteljahrhundert an der Macht sein. Der Jahrestag wird nun von der Kursk-Offensive überschattet.

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Putin, der immer wieder kritische Phasen während seines Überfalls auf die Ukraine erlebt hat, kündigte bei einer Sitzung des russischen Nationalen Sicherheitsrates an, dass es für die Kriegsteilnehmer neue technische Lösungen geben solle. Details nannte er zunächst nicht. Erwartet wird aber auch eine Vergeltungsaktion der Russen für die ukrainische Bodenoffensive.

Die Ukraine hat nach russischen Angaben auch erneut versucht, die Brücke zu der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu zerstören. Die russische Flugabwehr habe zwölf Raketen vom US-Typ ATACMS zerstört, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Beweise dafür veröffentlichte das Ministerium nicht. Die Angaben sind nicht von unabhängiger Seite überprüfbar. Allerdings hatte die Ukraine immer wieder erklärt, sie wolle die Brücke zerstören, sobald sie die militärischen Mittel dazu habe, weil sie illegal errichtet worden sei.

Die Brücke gilt als eines der am besten gesicherten russischen Bauwerke, nachdem sie bereits mehrfach Ziel von Angriffen und in der Vergangenheit auch beschädigt worden war. Alarmiert ist das russische Militär zudem, seit deutsche Luftwaffenoffiziere bei einem von Moskau abgehörten Gespräch darüber ausgetauscht hatten, wie viele Marschflugkörper es brauche, um das Viadukt zu zerstören.

Die ukrainische Bodenoffensive in Kursk hat den Druck auf Russlands Soldaten erhöht. Von Kiew bewaffnete Putin-Gegner werben nun dafür, die Seiten zu wechseln. „Eure politischen Instruktoren, die im warmen Hinterzimmer sitzen, empfehlen eindringlich, sich nicht in Kriegsgefangenschaft zu begeben, sondern sich lieber mit der eigenen Granate in die Luft zu sprengen“, schrieben die Kämpfer von der Legion „Freiheit Russlands“ auf Telegram. Es sei aber besser zu leben, als für einen Orden des Vorgesetzten zu sterben. Wer den Wunsch habe, für eine „normale Zukunft Russlands zu kämpfen“, könne auch die Seiten wechseln und der Legion beitreten. „Wir sind bereit, mit jedem zu kommunizieren, der den Wunsch äußert, die Waffen gegen den Kreml zu erheben“, hieß es in dem Aufruf.

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