USA flogen Angriff gegen IS-Terroristen

Taliban sichern geordnete Ausreise von Ortskräften zu – baldige Regierungsbildung

Talibankämpfer patrouillieren auf Kabuls Straßen. Das Damoklesschwert eines weiteren Selbstmordattentat noch vor dem Abzug der US-Soldaten hängt über der Hauptstadt Afghanistans (l.) .Die letzten britischen Soldaten verließen bereits den Flughafen Kabul in Richtung Heimat.
Talibankämpfer patrouillieren auf Kabuls Straßen. Das Damoklesschwert eines weiteren Selbstmordattentat noch vor dem Abzug der US-Soldaten hängt über der Hauptstadt Afghanistans. © AFP/Gifford

Unmittelbar vor dem Ende des US-Einsatzes in Kabul arbeiten die Alliierten fieberhaft an der Evakuierung weiterer Landsleute und gefährdeter Personen.

Die USA flogen indes am Sonntag einen zweiten Vergeltungsschlag gegen die Extremistenorganisation Islamischer Staat. Unterdessen haben die militant-islamistischen Taliban mehreren Ländern versichert, dass ihre Staatsbürger und Ortskräfte aus dem Land ausreisen dürfen.

Über 1000 Menschen sind noch am Flughafen

„Wir wollen garantieren, dass jeder ausländische Zivilist, und jene, die sich in Gefahr befinden, heute evakuiert werden“, sagte ein am Flughafen stationierter Vertreter westlicher Sicherheitskräfte am Sonntag. „Wenn das abgeschlossen ist, werden die Truppen ausgeflogen.“ Den Angaben der westlichen Sicherheitsperson zufolge befanden sich am Sonntag noch mehr als 1000 Menschen am Flughafen, die auf ihre Ausreise hofften.

Auto war Ziel des US-Drohnen-Angriffs

Regierungsvertreter in Washington erklärten, Ziel eines US-Drohnen-Angriffs in Kabul sei ein Auto gewesen, mit dem möglicherweise ein Selbstmordanschlag am Flughafen verübt werden sollte, sagten. Der Schlag habe dem afghanischen IS-Ableger IS-K gegolten. Augenzeugen berichteten von einer Explosion nahe des Flughafens. Im Fernsehen war eine Rauchsäule zu sehen. Angaben über Opfer wurden zunächst nicht gemacht.

US-Truppen verlassen am Dienstag Afghanistan

Die US-Truppen begannen unterdessen ihren Abzug aus Kabul. Sie sollen Afghanistan bis Dienstag verlassen. Das US-Militär hatte bei einem Drohnenangriff in der Provinz Nangarhar nach eigenen Angaben zwei ranghohe Vertreter des örtlichen IS-Ablegers getötet.

Das US-Militär werde noch bis zum geplanten Abzug am Dienstag für Sicherheit und Betrieb des Flughafens Kabul verantwortlich sein, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby. Alle Tore des Flughafens stünden weiter unter Kontrolle der US-Armee. Ein Sprecher der Taliban sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Extremisten seien zur Übernahme des Flughafens bereit: „Wir warten auf das abschließende Kopfnicken der Amerikaner.“ Nach seinen Angaben verfügen die Taliban über ein Expertenteam, das die Flughafen-Technik beherrsche.

Taliban gaben Zusicherung für Ausreise

Man habe von den Taliban Zusicherungen erhalten, dass „alle ausländischen Staatsangehörigen und alle afghanischen Staatsbürger mit einer Reisegenehmigung aus unseren Ländern sicher und geordnet zu Abflugorten sowie aus dem Land reisen dürfen“, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von mehr als 20 Ländern. Man werde bestimmten Afghanen weiterhin Reisedokumente ausstellen, und man habe die klare Erwartung und Zusage der Taliban, dass diese in die jeweiligen Länder reisen könnten, heißt es in der Erklärung weiter. Bereits in den vergangenen Tagen hatten mehrere hochrangige Taliban-Mitglieder öffentlich versichert, dass Afghanen weiterhin über legale Wege aus dem Land ausreisen könnten.

Stammesführer fordern Regierungsbeteiligung

Mit dem bevorstehenden Ende der US-Evakuierungen bereiten sich die radikal-islamischen Taliban auf den Aufbau einer Regierung in Afghanistan vor. In den nächsten Tagen wollten sie das vollständige Kabinett bekannt geben, sagte ein Taliban-Sprecher am Samstag. Vertreter von wichtigen Behörden seien bereits ernannt worden. Stammesführer und regionale Herrscher forderten indes eine Beteiligung an der Regierung. Eine Gruppe afghanischer Führer, darunter zwei regionale Machthaber, wolle sich deswegen in den nächsten Wochen mit Vertretern der Islamisten treffen, sagte Chalid Nur, Sohn von Atta Mohammad Nur, dem einst mächtigen Gouverneur der nordafghanischen Provinz Balkh.

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