Verfassungsschutz ermittelt nach schwerem Cyber-Angriff auf CDU

Partei nahm IT-Infrastuktur vom Netz

System hacked alert after cyber attack on computer network.

Eine Woche vor der Europawahl ist die deutsche CDU Opfer eines Cyber-Angriffs geworden. Man nehme den Vorfall sehr ernst, hieß es am Sonntag aus Regierungskreisen. Das Innenministerium bestätigte eine schwerwiegende Attacke auf das Netzwerk der Partei.

Zum Ausmaß des Schadens oder zum Angreifer könne wegen der laufenden Ermittlungen nichts gesagt werden. „Die Art des Vorgehens deutet aber auf einen sehr professionellen Akteur hin“, erklärte ein Sprecher.

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Ob sensible Daten betroffen waren, blieb zunächst unklar. Eine CDU-Sprecherin teilte mit: „Die IT-Infrastruktur wurde als Vorsichtsmaßnahme in Teilen vom Netz genommen und isoliert.“ Die Internetseite cdu.de war aber weiter erreichbar.

Generalsekretär Carsten Linnemann stufte den Angriff einem Bericht der „Neuen Westfälischen“ zufolge als eklatant ein. Der Thüringer CDU-Landesvorsitzende Mario Voigt sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wer auch immer diesen Anschlag verübt hat, sieht die CDU als eine Bedrohung für seine Interessen. Die CDU ist in der Tat eine Bedrohung für alle Kräfte, die Europa schwach sehen wollen – ob sie nun Russisch, Chinesisch oder welche Sprache auch immer sprechen.“ Die Partei werde dem Anschlag auf den Grund gehen und sich nicht einschüchtern lassen.

Der Verfassungsschutz und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik nahmen Ermittlungen auf.

Zuletzt hatte es immer wieder Befürchtungen gegeben, staatliche oder nicht staatliche Akteure könnten die kritische Infrastruktur in Deutschland ernsthaft beschädigen, Organisationen lahmlegen oder täglich genutzte Geräte angreifen.

APT28 attackierte im Vorjahr die SPD

Auch die SPD war im vergangenen Jahr Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Damals wurden E-Mail-Konten der Parteizentrale gehackt. Die Bundesregierung macht für den Angriff eine Einheit des russischen Militärgeheimdienstes verantwortlich, die sogenannte Gruppe APT28. Sie ist nach Angaben des deutschen Verfassungsschutzes seit mindestens 2004 weltweit vor allem im Bereich Cyber-Spionage aktiv. APT28 wurde 2015 schon für eine große Cyber-Attacke auf den Bundestag verantwortlich gemacht und später in den USA für einen Angriff auf die Demokratische Partei vor der Präsidentschaftswahl 2016.

Die Attacke auf die SPD war nach bisherigen Erkenntnissen Teil einer Kampagne in mehreren europäischen Ländern. Opfer waren auch deutsche Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Rüstung, Luft- und Raumfahrt und IT-Dienstleistungen.

Nach Einschätzung des CDU-Außenpolitikers Roderich Kiesewetter geht auch die aktuelle Attacke auf russische Täter zurück. „Nach dem Angriff auf den Bundestag 2015 durch die Hackergruppe Fancy Bear, die dem russischen Militärgeheimdienst GRU unterstellt ist, geraten nun auch die Parteien wie SPD und nun CDU in den Fokus der russischen Cyberattacken. Das muss uns alle aufrütteln“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Cyberangriffe seien Mittel der hybriden Kriegsführung Russlands und Chinas.

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